PBM-Kolumnist Norbert Paddags Können US-Finanzinstitute den deutschen Robo-Markt beflügeln?

Norbert Paddags

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Ende Januar entwickelte Heinz-Roger Dohms in seinem Newsletter „Finanz-Szene“ das interessante Szenario, dass es „mittelfristig zu einem Giganten-Duell zwischen Blackrock mit Scalable und Goldman Sachs mit Nutmeg kommen könnte.“ Hintergrund dieses Szenarios sind die umfangreichen Investitionen seitens Blackrock in den führenden deutschen Robo-Advisor Scalable Capital und seitens Goldman Sachs in den führenden britischen Anbieter Nutmeg. Da uns die Frage, welche Rolle US-Finanzinstitute perspektivisch im deutschen Robo-Advisor-Markt spielen könnten, schon länger umtreibt, nehmen wir dies zum Anlass das Thema etwas genauer zu beleuchten.

Die Frage

Können US-amerikanische Finanzinstitute den aktuell stagnierenden Markt für Robo-Advice beflügeln und damit die Digitalisierung des Wealth Managements in Deutschland beschleunigen?

Ein Blick auf die Faktenlage

  • Der deutsche Markt für Robo-Advisory scheint seit letztem Jahr bei circa 2 bis 3 Milliarden Assets under Management (AuM) zu stagnieren oder sich zumindest deutlich langsamer zu entwickeln. Eine der wenigen positiven Nachrichten war unter anderem die Bekanntgabe, dass Scalable Capital die Eine-Milliarden-AuM-Marke geknackt hat. Besonders bemerkenswert ist, dass große Häuser wie die Deutsche Bank, die über ihre Robo-Advisor-Lösung Robin und ihre bestehenden Kundenbeziehungen leicht an Volumina kommen sollten, bisher keine Erfolge vermeldet haben.
  • Der US-amerikanische Markt ist sowohl was Robo Advice als auch sogenannte Hybrid-Lösungen angeht, die zusätzlich Telefon-/Videoberatung anbieten, deutlich weiterentwickelt als der deutsche. Bereits Ende 2017 lagen die verwalteten Volumina bei 165 Milliarden US-Dollar und es ist davon auszugehen, dass sich diese im Jahr 2018 mindestens verdoppelt haben. Auch die Wettbewerbsintensität ist deutlich höher, was sich am Gebührenniveau erkennen lässt. Diese betragen in den USA etwa 40 Basispunkte des verwalteten Vermögens pro Jahr und damit die Hälfte des Niveaus in Deutschland.
  • US-amerikanische Finanzinstitute sind auf dem europäischen und deutschen Markt bereits durch Beteiligungen präsent, die auch Grundlage des Dohmschen Giganten-Szenarios sind: Blackrock hält ein Drittel der Anteile an Scalable Capital. Die Beteiligung von Goldman Sachs an Nutmeg, dem mit 1,5 Milliarden Pfund AuM größten britischen Robo Advisor, ist deswegen so spannend, da Goldman mit seiner Marke Marcus eine Expansion nach Deutschland plant – vielleicht auch mit Wealth-Management-Lösungen (Handelsblatt vom 24.10.2018). Und auch andere große Anbieter wie Fidelity positionieren sich am deutschen Markt.
  • Die entscheidenden Erfolgsfaktoren beim Aufbau einer erfolgreichen digitalen Vermögensverwaltung sind unter anderem das Management der Akquisitionskosten und das Erreichen eines kritischen Volumens bei gegebener Marge. Laut einer spannenden Studie von Morning Star betragen die Akquisitionskosten in den USA pro Account circa 300 US-Dollar. Bei einer Marge von zum Beispiel 50 Basispunkten beträgt das Mindestvolumen für ein profitables Geschäft immerhin 15 bis 25 Milliarden US-Dollar Assets under Management.