Verwahrstellenspezialist Patrick Westerhoff „Wir versprechen uns viel vom Einsatz künstlicher Intelligenz“

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Das Verwahrstellengeschäft hat sich stark verändert. Wertpapiere werden längst nicht mehr physisch gehandelt. Stattdessen liegen Globalurkunden beim Zentralverwahrer. Die Verwahrstellen verwalten nur noch Datensätze, allen voran Stammdaten der Wertpapiere. Wie stellen Sie im Tagesgeschäft ein reibungsloses Datenmanagement sicher?   

Westerhoff: Diese Entwicklung war ein wichtiger Aspekt bei unserer Entscheidung für ein neues Verwahrstellensystem. Wir legen großen Wert darauf, möglichst wenige Systembrüche in unserer Infrastruktur zu verursachen. So werden beispielsweise alle für die Verwahrstellenkontrollaufgaben relevanten Daten in einem System vorgehalten. Das betrifft zum Beispiel Stammdaten der Anlageinstrument und Portfolien ebenso wie Bewertungen, Regelwerke der Fonds und Vergütungslogiken. Alle Datenpakete werden von uns in einem Regelprozess überprüft. Und auch unsere Datenlieferanten werden regelmäßig einer Prüfung unterzogen.

Die Distributed-Ledger-Technologie treibt viele Unternehmen um. In welchen Segmenten beschäftigt sich die DZ Bank mit der sogenannten Blockchain-Technologie und lotet Anwendungsmöglichkeiten dafür aus?

Westerhoff: Die DZ Bank ist unter anderem bei Finledger bereits seit einiger Zeit aktiver Partner einer Blockchain-basierten Plattform zur Abwicklung von Schuldscheindarlehen. 

Angenommen, die Distributed-Ledger-Technologie setzt sich im Verwahrstellengeschäft durch. Welche Folgen hätte das für klassische Verwahrstellen?

Westerhoff: Der Weg von der Verwahrung tokenisierter Assets über die Tokenisierung von Anteilscheinen bis hin zu komplett tokenisierten Sondervermögen, die die Assets autark selbst managen, ist noch sehr lang und besteht aus vielen Schritten. Die Rolle der Verwahrstelle wäre maßgeblich die Verwahrung der notwendigen Schlüssel zur Generierung der Token. Sie müsste aber auch sicherstellen, dass die Wirkweise der Smart Contracts den in den Anlagebedingungen abgeschlossenen Eigenschaften entspricht. Dazu müsste aber eine Grundlage geschaffen werden: Alle verfügbaren Anlageobjekte müssten nicht nur tokenisiert werden, sondern auch für den jeweiligen Token zugänglich und liquide handelbar sein. Bis es soweit ist, wird noch einige Zeit vergehen.


Über den Interviewten:
Patrick Westerhoff ist Leiter im Vertriebs- und Vertragsmanagement der Verwahrstelle der DZ Bank am Standort Düsseldorf. Seit 2004 arbeitet der Diplom-Betriebswirt (FH) für die DZ Bank beziehungsweise ihre Vorgängerinstitute. Die DZ Bank ist das Spitzeninstitut der Genossenschaftlichen Finanzgruppe Volksbanken Raiffeisenbanken. Westerhoff hat an der Fachhochschule Bochum Wirtschaftswissenschaften studiert.

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