private banking magazin: Herr Herbert, Sie sind seit fast 20 Jahren im Private Equity Bereich tätig. Können Sie uns einen Einblick geben, wie sich das Sentiment zu dieser Anlageklasse in dieser Zeit entwickelt hat?
Alexander Herbert: Natürlich. Es hat einen fundamentalen Wandel gegeben. Als wir um 1999 anfingen, war Private Equity ein Nischenthema für sehr vermögende Unternehmer, die beispielsweise nach dem Verkauf ihrer Unternehmen nach alternativen Anlagemöglichkeiten mit einem stark unternehmerischen Charakter suchten. Damals sind unsere Kollegen buchstäblich nach San Francisco geflogen, um Kontakte im Silicon Valley zu knüpfen. Anfangs arbeiteten wir mit Treuhandstrukturen, um unseren Kunden Zugang zu dieser Anlageklasse zu geben. Mit der Zeit haben wir gemerkt, dass es eine wachsende Nachfrage gibt. Wir haben dann Dachfonds aufgelegt, die breiter vertrieben werden konnten, mit moderaten Mindestanlagen von 50.000 oder 30.000 Euro.
Im Laufe der Jahre sind wir von individuellen Treuhandmodellen über verbriefte Strukturen bis hin zu alternativen Investmentfonds (AIFs) gegangen, um uns zum einen dem geänderten regulatorischen Umfeld anzupassen und zum anderen dem wachsenden Mengengerüst gerecht zu werden. Parallel dazu haben auch die großen Private-Equity-Gesellschaften begonnen, sich dem Privatkundenmarkt zu öffnen.
Wie sieht denn aktuell die Strategie der ABN AMRO/Bethmann Bank für diesen Markt aus?
Herbert: Wir befinden uns noch in einer frühen Phase hinsichtlich der semi-liquiden Produkte – wir sprechen lieber von Evergreens - und beobachten den Markt sehr genau. Besonders interessant sind für uns die neuen regulatorischen Rahmenbedingungen für semi-liquide Strukturen. Es gab bis Mitte des Jahres noch einige Unwägbarkeiten zwischen der European Securities and Markets Authority, der EU-Kommission und dem Parlament bezüglich der Vorschriften für semi-liquide Strukturen. Wir planen eine schrittweise Produkteinführung.
Wichtig ist uns dabei, dass wir keine Hausprodukte anbieten. Wir setzen auf eine offene Architektur und arbeiten mit verschiedenen renommierten Managern zusammen. Der Markt ist noch zu heterogen, um sich langfristig an einen einzelnen Partner zu binden.
Wie gehen Sie bei der Auswahl der Produkte und Partner vor?
Herbert: Wir führen jährlich etwa 150 Gespräche mit General Partners und Placement Agents. Das ist unser großer Trichter, aus dem wir sorgfältig auswählen. Dabei berücksichtigen wir verschiedene Faktoren: Zunächst schauen wir, wie das Produkt in unsere Makrosicht der Welt passt. Dann betrachten wir, was wir bisher unseren Kunden angeboten haben. Wir achten auf eine ausgewogene Mischung - wenn wir zum Beispiel dreimal hintereinander europäische Fonds platziert hätten, schauen wir beim nächsten Mal eher nach Nordamerika oder vielleicht Asien.
Wir variieren auch die Strategien. Neben Buyout-Fonds haben wir zum Beispiel auch Wachstumskapital, Secondary-Investitionen, Co-Investments und in Ausnahmefällen auch Dachfonds im Angebot. Ziel ist es, unseren Kunden über die Jahre ein heterogenes Angebot zu präsentieren, in das sie sukzessive investieren können.
Nicht zuletzt sprechen wir auch mit unserem Vertrieb, um zu verstehen, worauf die Kunden aktuell Appetit haben. Und jeder von uns angebotene Fonds hat natürlich eine sehr granulare Due Diligence durchlaufen.
Wie sehen Sie die Entwicklung der Eltifs?
Herbert: Ich sehe definitiv Chancen zur Verbreiterung der Kundenbasis. Die semi-liquiden Strukturen, insbesondere die Eltifs, ermöglichen es uns, Produkte mit niedrigeren Mindestanlagesummen anzubieten und somit ein breiteres Kundensegment zu erreichen. Allerdings sehe ich diese Entwicklung nicht uneingeschränkt positiv. Es besteht generell das Risiko, dass diese Produkte an Kunden verkauft werden, für die sie möglicherweise nicht geeignet sind. Daher ist es uns enorm wichtig, dass sowohl die Kunden als auch der Vertrieb gut aufgeklärt und geschult werden. Bei aller Begeisterung für diese neuen Möglichkeiten sollten wir mit Augenmaß vorgehen. Eine sorgfältige Herangehensweise kann potenzielle Beschwerden und Schadensfälle in den kommenden Jahren verhindern.
Wie positionieren Sie sich gegenüber den großen Anbietern, die nun auch mit liquideren Strukturen auf den Markt kommen?
Herbert: Wir sehen das als Partnerschaft und nicht als Konkurrenz. Die neuen, liquideren Produkte, die Evergreens, und die klassischen Single-Manager-Programme werden wahrscheinlich friedlich koexistieren. Um es mit einem Vergleich zu veranschaulichen: Die neuen, liquideren Produkte sind vielleicht wie ein VW Passat, während die klassischen Single-Manager-Fonds eher einem exklusiveren Fahrzeug wie einem Porsche oder sportlichen Mercedes entsprechen. Beides sind Autos, beides haben ihre Existenzberechtigung, und es gibt Kunden, die beides besitzen.
Wir gehen daher davon aus, dass der Gesamtmarkt wachsen wird. Es wird mehr "Passats“ geben, aber das wird die "Ferraris“ nicht verdrängen. Es gibt genug Platz auf der Straße für alle.