private banking magazin: Herr Spano, viele Privatbanken haben in den vergangenen Jahren ihr Research ausgedünnt oder ganz aufgegeben. Sie haben nun angekündigt, die Aktienabdeckung zu steigern und weitere Analysten einstellen zu wollen. Lohnen die Margen in diesem Geschäft doch noch?
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private banking magazin: Herr Spano, viele Privatbanken haben in den vergangenen Jahren ihr Research ausgedünnt oder ganz aufgegeben. Sie haben nun angekündigt, die Aktienabdeckung zu steigern und weitere Analysten einstellen zu wollen. Lohnen die Margen in diesem Geschäft doch noch?
Pascal Spano: Research muss in die Strategie und zu der Schwerpunktsetzung eines Hauses passen. An diesem Punkt sind Banken zu verschiedenen Ergebnissen gekommen. Wir sind allerdings überzeugt, dass die deutschen Unternehmen vor großen Herausforderungen stehen und dass der Kapitalmarkt eine zunehmend wichtige Rolle dabei einnehmen wird, wie Unternehmen mit diesen Herausforderungen klarkommen. Unternehmen und Investoren zu verbinden, liegt in der DNA unseres Hauses.
Im deutschen Aktienmarkt sehen wir derzeit ungefähr 160 bis 180 Unternehmen, für die eine regelmäßige institutionelle Analyse sinnvoll erscheint. Davon verfolgen wir aktuell rund 110. Insbesondere in Sektoren mit erkennbarem Finanzierungsbedarf werden wir uns selektiv personell vergrößern und die Abdeckung verbreitern. In wichtigen Bereichen rund um die Energiewende sowie bei Technologie und Software geschieht das bereits. Auch in anderen Sektoren wollen wir unser Team noch erweitern.
Seit Inkrafttreten von Mifid II Anfang 2018 dürfen Wertpapierfirmen kein Research mehr von Drittanbietern nutzen, ohne dafür direkt zu bezahlen. Wie hat sich die Research-Welt seitdem verändert?
Spano: Research ist eine hochqualifizierte Dienstleistung und muss natürlich bezahlt werden. Vor Mifid II geschah das primär über den Aktienhandel, seit 2018 ist Research separat zu bepreisen. Zeitgleich müssen viele Asset Manager durch das Verschieben von Geldern in ETFs selbst auf die Kosten achten. Das erleichtert Preisverhandlungen nicht. Welchen Wert Research hat, wird am deutlichsten, wenn es nicht mehr da ist. Investoren und Unternehmen merken, dass einige Anbieter aus dem Markt ausgeschieden sind. Die Aktienanalyse ist ein Nukleus, der es uns ermöglicht, eine ganze Reihe von Dienstleistungen für unsere Kunden zu erbringen – vom klassischen Brokerage bis hin zur Begleitung von Börsengängen oder anderen Kapitalmarktgeschäften.
Metzler bietet seit einigen Jahren auch Sponsored-Research an. Abgedeckte Unternehmen kommen dabei für einen Teil der Analysekosten selbst auf. Stellt das nicht die Unabhängigkeit der Analysen infrage?
Spano: Wir haben diese Fragestellung seinerzeit intensiv beleuchtet. Unabhängigkeit ist ein zentraler Wert unseres Bankhauses. An uns herangetreten sind aber viele Unternehmen, denen bewusst geworden ist, dass sich eine seriöse Kapitalmarktkommunikation ohne Research-Abdeckung schwierig gestaltet. Das Sponsored Research unterliegt den gleichen Qualitätskriterien wie unsere gesamte übrige Coverage, die den deutlich überwiegenden Teil unseres Universums umfasst. Mit dieser Maßgabe nehmen wir Mandate an, die zu unserer Expertise passen und sich idealerweise komplementär in unsere bestehende Abdeckung integrieren lassen. So profitieren letztlich alle Marktteilnehmer davon – bei voller Wahrung der Unabhängigkeit.
Inwieweit sind denn ihre Portfoliomanager an die Hausmeinungen gebunden?
Spano: In Kurzform: überhaupt nicht. Im Geschäftsfeld Capital Markets erstellen wir Analysen für institutionelle Anleger im In- und Ausland. Wenn die bestandshaltenden Geschäftsbereiche, das Metzler Private Banking und das Metzler Asset Management, Nutzen aus unserem Research ziehen, dann freut mich das persönlich sehr. Wir können aber nur eine Quelle aus einer Vielzahl anderer sein – allein schon aufgrund unseres Fokus' auf Deutschland, während unsere Kollegen der anderen Geschäftsbereiche in der Anlage global ausgerichtet sind.
Ein kurzes Plädoyer für ihren Berufsstand: Warum sind Analysten kein Auslaufmodell?
Spano: Die Notwendigkeit für einen funktionierenden Kapitalmarkt wurde schon thematisiert. Mit etwas mehr an Aktienkultur werden wir in der Lage sein, viele der strukturellen Herausforderungen der deutschen Wirtschaft besser in den Griff zu bekommen. Kapitalströme zu lenken und zu leiten, ist ein zentrales Element hierbei – und das ist die tägliche Aufgabe der Analyse. Die beste Werbung für den Berufsstand sind die Analystinnen und Analysten selbst, die in täglichem Austausch mit Management-Teams der Unternehmen und mit Investoren stehen. Mehr angewandte BWL geht nicht.
Über den Interviewten:
Pascal Spano leitet seit 2017 das Research im Geschäftsfeld Capital Markets des Bankhauses Metzler. Zuvor verantwortete er unter anderem mehrere Jahre das Research der Credit Suisse in Deutschland und leitete das Cash-Equity-Geschäft der Unicredit in der DACH-Region. Spano begann seine Karriere im Investmentbanking der Deutschen Bank.