Herr Hüppe, wie erklären Sie den Bedeutungsgewinn von Robo-Advisor-Strategien in der Vermögensverwaltungsbranche?
Matthias Hüppe: In den USA sind Robos schon seit vielen Jahren mit teils recht hohen Volumina im Einsatz. 2017 sind hierzulande ja fast schon im Monatsrhythmus neue Robos an den Markt gekommen. Jeder Player sah sich beinahe schon verpflichtet, einen Robo-Ansatz zu bringen. Die Marktteilnehmer versuchen damit den Beratungsprozess zu automatisieren, nicht zuletzt wegen der gestiegenen regulatorischen Anforderungen, die mit hohem und letztlich kostenintensivem Aufwand verbunden sind. Manche Robo-Strategien-Anbieter versprechen sich zudem eine Performance bei der Portfoliosteuerung, die nach Möglichkeit über den Menschen hinauskommt.
Gibt es aussagekräftige Belege zur tatsächlichen Performance von Robos?
Hüppe: Es gibt hierzulande nicht viele Lösungen, die schon länger am Markt sind. Das Portal BrokerVergleich.de versucht mit Echtgeld-Tests die Vergleichbarkeit der Anbieter herzustellen. Das Ergebnis für 2018 sieht ernüchternd aus. Während eine Benchmark bestehend aus 50 Prozent Aktien (MSCI-World) und 50 Prozent Anleihen (Barclays Aggregate Bonds) in 2018 -2,3 Prozent an Wert verloren hat, liegen die Robos mit bis -14,8 Prozent teils deutlich darunter. Es gibt tatsächlich nur einen Robo, der die Benchmark schlagen konnte. Hier haben sich die Investoren sicherlich andere Hoffnungen gemacht.
Wie kommen diese Ergebnisse zustande? Letztlich kann man offensichtlich mit passiven Investments nicht viel falsch machen.
Hüppe: Die Systeme funktionieren nachgelagert. Wenn etwas am Markt passiert, allokieren die Systeme nicht unmittelbar um. Beim kurzfristigen Rückgang wie Ende vergangenen Jahres wurden die meisten Marktteilnehmer und auch viele Robos auch auf dem falschen Fuß erwischt. Die Systeme können – genau wie der Mensch – nicht vorhersagen, was passieren wird, wenn die Bewegungen zu schnell und erratisch sind. Ein Tweet kann in der heutigen Zeit die Märkte innerhalb von Sekunden auf Talfahrt schicken. So wird es schwer die Benchmark zu schlagen. Die meisten Systeme können ihre Benchmark in Aufwärtstrends schon aufgrund der passiven Portfoliobestandteile und der Gebührenstruktur kaum schlagen. Die Outperformance soll in fallenden Märkten durch rechtzeitige Reallokation in risikoärmere Asset-Klassen erfolgen. Ein schnelles Auf und Ab an den Märkten stellt auch die Robos vor große Herausforderungen.
Sind Banker demnach besser als Robos?
Hüppe: Das lässt sich so pauschal nicht sagen. Vermögensverwalter bilden in ihren Portfolios aber meist noch viel mehr ab als beispielsweise nur Aktien und Anleihen; sie haben mit Immobilien oder Wäldern auch alternative Anlagelösungen im Portfolio. Das alles können Robos gar nicht leisten. Die so wichtige Individualisierung von Strategien, damit Kunden ihre jeweiligen Ziele erreichen, können Robos nicht abbilden. Robos zielen auf die Masse und nicht den Einzelnen. Viele Anleger hoffen einfach darauf, dass der Robo eine hohe Rendite bringt. Eine Idee, mit welchen Asset-Klassen oder in welchen Märkten das passieren soll, haben die Wenigsten. Demjenigen, der weiß, was er wirklich will, dürfte häufig die Transparenz bei den Robo-Entscheidungen fehlen. Nur im persönlichen Gespräch lassen sich genaue individuelle Anlegerziele und dazu passende Strategien festlegen.
Worin unterscheidet sich ein guter Banker darüber hinaus von Robo-Ansätzen?
Hüppe: Die meisten Robos investieren in Fonds und passive ETFs. Nur ganz wenige können auch in Einzelaktien investieren. Eine einzelne Aktie zu spielen, um Chancen mitzunehmen, wie vielleicht zuletzt bei der Wirecard, das kann man mit einer Standardlösung nicht darstellen, das können Robos nicht. Robos können nicht mit Satelliten spielen. Hier kann hingegen der erfahrene Asset Manager oder Berater seine Expertise beziehungsweise seinen „guten Riecher“ unter Beweis stellen und Chancen nutzen.
Inwieweit können Vermögensverwalter und Berater ihr Know-how über den Markt in Rendite umsetzen?
Hüppe: Angesichts vieler standardisierter Lösungen selbst in der individuellen Vermögensverwaltung wird auch dort immer häufiger nur noch über die prozentuale Allokation zwischen ETF A- und ETF B geredet. Auf dieser Makroebene wird es zunehmender schwerer, den Kunden dauerhaft an sich zu binden. Berater sollten auch die Chance nutzen, Satelliten zu spielen und dort zu punkten, wo Wissen und auch etwas Gespür für den Markt gefragt sind. Strukturierte Produkte können ein solcher Satellit sein. Aktienanleihen, Discountzertifikate oder Bonus-Zertifikate erlauben dank entsprechender Risikopuffer auch in Seitwärts- oder leicht fallenden Märkten eine positive Rendite. Gerade bei Blue Chip-Titeln, bei denen es zu starken Kursverlusten gekommen ist, sehen wir hohe Nachfrage nach strukturierten Produkten durch Institutionelle. So waren Wirecard, Bayer, ThyssenKrupp aber auch Amazon in den vergangenen Wochen stark als Basiswerte für Zertifikate nachgefragt. Hier lässt sich viel Unsicherheit „verkaufen“, was sich wiederum in besseren Konditionen für die jeweiligen strukturierten Produkte wiederspiegelt. Berater können durch den Einsatz dieser Produkte ihr Know-how beweisen, indem sie nicht nur eindimensional auf den Aktienkurs schauen, sondern auch auf die Schwankungen der Aktie.
Sind die Anforderungen an Produktkenntnisse angesichts der Masse an Produkten nicht zu hoch?
Hüppe: Produkt-Know-how zu erwerben ist gar nicht so schwer, man muss sich nur auf das Relevante fokussieren: Drei Produktkategorien decken 95 Prozent der strukturierten Anlageprodukte ab. Discount-Zertifikate, Bonus-Zertifikate und Aktienanleihen sind für so gut wie jedes Szenario geeignet. Der Aufwand hält sich also in Grenzen. Wirklich entscheidend ist es, eine Anlagestrategie zu haben und diese mit einem Produkt abzubilden. Auch das muss nicht komplex sein. Schon eine feste Erwartung zu haben, unter welches Niveau ein Titel nicht fallen wird, reicht in vielen Situationen aus: Das ist meist weit einfacher als den richtigen Zeitpunkt einer Trendumkehr zu antizipieren.
Warum sollten sich Anleger für HSBC-Produkte entscheiden?
Hüppe: Auch wenn wir nicht zu den größten Emittenten in Deutschland gehören: Wir müssen uns nicht vor dem Wettbewerb verstecken. Im Gegenteil: Wir setzen auf Qualität, nicht auf Quantität und wollen mit Service und Transparenz punkten, anstelle großer Marketing-Aktionen und ausufernden Produktpaletten. Bei Privatbankern und Beratern, die ohne Stallorder frei entscheiden können, gehören wir nicht ohne Grund meist zu den Top-3-Emittenten. Dazu haben wir beispielsweise unser Emissions-Tool für Berater entwickelt, das bequem Emissionen in Echtzeit ermöglicht. Wir legen großen Wert auf Transparenz; bei uns ist deutlich sichtbar, welche Kosten mit dem jeweiligen Produkt verbunden sind. Auch beim Emissions-Tool weiß der Berater schon vor dem Kauf, was der Emittent am Produkt verdient und welche Risikoklasse das Produkt haben wird. Wir versuchen, das Maximale an Transparenz zu zeigen, um vom Markt stets als vertrauensvoller Partner wahrgenommen zu werden. Last but not least: Mit einer separaten Berater-Hotline stehen wir bei allen Fragen zu unseren Produkten unterstützend zur Seite. Webinare, ein spezieller B2B-Newsletter und Roadshows runden den Service ab.