private banking magazin: Am 24. Oktober haben Sie die Gespräche über einen Zusammenschluss mit der Merkur Privatbank nach gut drei Monaten beendet. An welchen Punkten sind Sie nicht zusammengekommen?
Helmuth Spincke: Die Familie Schröder ist in dritter Generation an der Bank beteiligt. Die vier Familienmitglieder sind zwischen 28 und 34 Jahre alt. Bis Ende 2020 war ein Nachlassverwalter eingesetzt, der die Anteile und das Vermögen der Familie in der Bank verwaltet hat. Geplant war, dass sich die Familie bei einem Zusammenschluss auch an der Merkur Privatbank beteiligt. Während des Prozesses hat sich die Familie erstmals intensiv und detailliert mit der Otto M. Schröder Bank auseinandergesetzt und ihr ist klar geworden, was sie an der Bank hat.
Hätte man die Familiengeneration nicht früher an die Bank heranführen können?
Spincke: Theoretisch ja. Doch 2022 gab es plötzliche Veränderungen im Vorstand und Aufsichtsrat. Zu dieser Zeit hat die Familie beschlossen, sich von Anteilen an der Bank zu trennen.
Heißt: Es wurde von da an nach einem Käufer gesucht. Wie kam der Kontakt zur Merkur Privatbank zustande?
Spincke: Wir hatten einen professionellen Verkaufsprozess gestartet, mithilfe eines externen Beraters. Die Merkur Privatbank war eine von möglichen Käufern, die angesprochen worden sind.
Norbert Kistermann: Die Familie Schröder wollte, dass es bei einer Fusion der Bank, den Mitarbeitern und dem Standort weiterhin gut geht. So ist man mit zugegebenermaßen hohen Ansprüchen in die Gespräche gestartet. Einige Vorstellungen musste man im Verlauf allerdings relativieren. In der Gesamtabwägung ist schließlich klar geworden, wie erfolgreich und stabil diese Bank dasteht.
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private banking magazin: Am 24. Oktober haben Sie die Gespräche über einen Zusammenschluss mit der Merkur Privatbank nach gut drei Monaten beendet. An welchen Punkten sind Sie nicht zusammengekommen?
Helmuth Spincke: Die Familie Schröder ist in dritter Generation an der Bank beteiligt. Die vier Familienmitglieder sind zwischen 28 und 34 Jahre alt. Bis Ende 2020 war ein Nachlassverwalter eingesetzt, der die Anteile und das Vermögen der Familie in der Bank verwaltet hat. Geplant war, dass sich die Familie bei einem Zusammenschluss auch an der Merkur Privatbank beteiligt. Während des Prozesses hat sich die Familie erstmals intensiv und detailliert mit der Otto M. Schröder Bank auseinandergesetzt und ihr ist klar geworden, was sie an der Bank hat.
Hätte man die Familiengeneration nicht früher an die Bank heranführen können?
Spincke: Theoretisch ja. Doch 2022 gab es plötzliche Veränderungen im Vorstand und Aufsichtsrat. Zu dieser Zeit hat die Familie beschlossen, sich von Anteilen an der Bank zu trennen.
Heißt: Es wurde von da an nach einem Käufer gesucht. Wie kam der Kontakt zur Merkur Privatbank zustande?
Spincke: Wir hatten einen professionellen Verkaufsprozess gestartet, mithilfe eines externen Beraters. Die Merkur Privatbank war eine von möglichen Käufern, die angesprochen worden sind.
Norbert Kistermann: Die Familie Schröder wollte, dass es bei einer Fusion der Bank, den Mitarbeitern und dem Standort weiterhin gut geht. So ist man mit zugegebenermaßen hohen Ansprüchen in die Gespräche gestartet. Einige Vorstellungen musste man im Verlauf allerdings relativieren. In der Gesamtabwägung ist schließlich klar geworden, wie erfolgreich und stabil diese Bank dasteht.
Also bestanden Bedenken, dass der Hamburger Standort der Bank bei einer Übernahme geschwächt werden könnte?
Kistermann: Nein, das nicht. Aber es war zu spüren, dass ein Zusammenschluss nicht die Attraktivität haben würde, die man sich vorgestellt oder erhofft hatte.
Ist das Fusionsvorhaben damit aufgehoben oder nur aufgeschoben?
Spincke: Aufgehoben. Die Familie hat sich klar zur Bank bekannt und wird das noch stärker tun, indem ein zweites Mitglied in den Aufsichtsrat rückt.
Mit Bekanntgabe der Fusionsgespräche hieß es, dass die Banken „die künftigen Herausforderungen gemeinsam noch besser meistern könnten“. Warum wird das der Otto M. Schröder Bank auch als kleinere, eigenständige Einheit gelingen?
Spincke: Die Herausforderungen waren und sind vor allem regulatorischer Art. Alles, was da auf uns einstürzt, ist per se in einer größeren Einheit leichter zu stemmen. Aber wir haben das in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten auch geschafft und sehen keinen Grund, dass sich das ändern sollte. Auch weil sich unser Geschäftsmodell auf die beiden Bereiche Immobilien-Zwischenfinanzierung und Vermögensanlage konzentriert.
Kistermann: „Gemeinsam ist man stärker“, so heißt es allenthalben. Doch wenn man genauer hinschaut, relativiert sich das häufig. Mit Größe erhöht sich in einigen Bereichen auch die Arbeit. Wir haben unsere Strukturen auf die Größe der Bank angepasst, einige Aufgaben ausgelagert. Wir sind überzeugt, dass in der Flexibilität und der Nähe, die dieses Haus bietet, die eigentliche Stärke liegt.
Die Branche konsolidiert: die angesprochene Regulatorik, Kostendruck, ein schwieriger Personalmarkt. Wie kann man sich dem denn als kleineres Institut entziehen?
Spincke: Nicht alle diese Herausforderungen treffen uns so stark wie andere Banken. Beispiel Personalmangel: Der ist allgemein da, aber wir brauchen nur 35 bis 40 Mitarbeiter. Wenn wir auf den gesamten Personalmarkt blicken, sehen wir es als lösbar an, diese Zahl qualifizierter Leute zu finden. Zumal wir attraktiv für Mitarbeiter sind, die lieber Generalisten als Spezialisten sind. Als ein Zusammenschluss mit der Merkur Privatbank im Raum stand, haben einige Kollegen die Sorge geäußert, dass sie nicht mehr so breite Aufgabenfelder haben würden.
Wurde das Gesprächs-Aus in der Belegschaft also positiv aufgefasst?
Kistermann: Ja. Als wir im Juli die Pläne verkündet haben, hat es einige richtig getroffen. Jetzt würde „ihre Bank“ verkauft – daran erkennt man die hohe Identifikation der Mitarbeiter mit dem Unternehmen. Wie eben gesagt: Wir brauchen nicht viele Mitarbeiter, sondern nur wenige, die Lust auf so eine unternehmerische Bank haben. Die finden wir nicht von heute auf morgen, doch wir finden sie.
Sie wollten in diesem Jahr ihr Team in der Wertpapierberatung ausbauen: Ist das gelungen?
Kistermann: Das ist gelungen. Anfang des Jahres werden wir einen weiteren Senior-Wertpapierberater einstellen. Durch die Neueinstellungen senken wir auch unseren Altersschnitt.
Wo finden Sie neue Mitarbeiter? Kommen die Bewerber von Privat-, Großbanken oder aus dem Regionalbankensektor?
Kistermann: Das ist breit gestreut. Wir fühlen uns am wohlsten mit Mitarbeitern, die unternehmerisch denken und gegebenenfalls schon selbstständig tätig waren und die Logik hinter dem Geschäft verinnerlicht haben: Sie müssen einen Kunden haben, ihm eine Dienstleistung verkaufen, mit der er zufrieden ist und diese auch entsprechend bezahlt. Diese Mechanik mal direkt gespürt zu haben, ist vorteilhaft. So müssen wir als Haus schließlich auch denken.
Welche Rolle spielt die Wertpapierberatung bei der Otto M. Schröder Bank?
Kistermann: Die Bank hat ihre Wurzeln im Wertpapierhandel, daraus hat sich die Vermögensanlage entwickelt. So haben wir historisch viele marktnahe Kunden und das Wertpapierberatungsgeschäft spielt eine relativ große Rolle. Durch die Regulatorik ist das Beratungsgeschäft inzwischen recht spaßbefreit für alle Seiten, auch für den Kunden. Deshalb werden wir Kunden, für die eine Beratung keinen Mehrwert bietet, sukzessive in die Vermögensverwaltung überführen.
Letztlich ist es auch ein Kostenfaktor…
Kistermann: Wir werden weiterhin Beratungskunden haben, die Dienstleistung muss aber angemessen bezahlt werden. Das hängt vom Volumen ab.
Spüren Sie zunehmende Konkurrenz auf dem Hamburger Markt?
Kistermann: Wir sind eine Nischenbank und im Vermögensverwaltungsgeschäft kommt es auf die Ansprache an. Entweder wir kommen gut an – oder eben nicht. Wir hören aber nicht von potenziellen Kunden, dass am Tag zuvor schon ein Wettbewerber dagewesen sei. Auch aus der Geschäftsentwicklung können wir keine wachsende Konkurrenz ablesen. Der Markt ist groß genug.
Spincke: Einige Anbieter fangen erst bei höheren Volumina an, Kunden zu akquirieren. Wir starten bei einer Million Euro. Was wir auf keinen Fall machen, ist über den Preis zu akquirieren.
Kistermann: Volumen ist für uns weder in der Vermögensanlage noch im Kreditgeschäft eine Zielgröße. Und das sehen wir als Stärke an. Wir wollen stabil sein und halten schwierige Marktphasen leicht aus, weil wir trotzdem profitabel sind. Wir haben eine Kernkapitalquote von 20 Prozent plus stiller Reserven, das ist der plakativste Beleg dafür, dass es der Bank gut geht.
Neben der Vermögensanlage hat die Otto M. Schröder Bank ihr zweites Standbein in der Wohnimmobilien-Zwischenfinanzierung. Das Geschäft ist in den vergangenen Jahren sicher nicht leichter geworden…
Spincke: Es ist komplizierter geworden. Allerdings haben wir das früh erkannt und als die Zinsen anfingen zu steigen unser Neugeschäft und die Bilanzsumme um 15 Prozent zurückgefahren. 2023 hat unser Haus sehr wenige neue Zwischenfinanzierungen eingebucht, obwohl es genug Anfragen gab. Seit Jahresanfang, als absehbar war, dass die Zinsen wieder sinken, haben wir wieder mehr Geschäft generiert.
Ist die Wende auf dem Immobilienmarkt bereits geschehen?
Spincke: Es zeichnet sich eine Wende ab. Wir sind nur in Hamburg und Berlin tätig. In beiden Städten gibt es nach wie vor einen enormen Wohnungsmangel. Berlin hat den Vorteil, dass der Markt viele internationale Investoren hat. Dort ist die Nachfrage wieder gewachsen, Hamburg ist diesbezüglich etwas hintendran. Die Immobilienpreise sind zwischenzeitlich nicht mehr weiter gefallen, hier und da erzielen Entwickler bereits wieder die ursprünglich geplanten Preise.
Heißt: Wohnimmobilien werden für Investoren wieder interessanter.
Kistermann: Davon gehen wir aus. Die Mieten sind enorm gestiegen und dieser Trend wird so schnell nicht enden. Ebenfalls sind aber die Baukosten gestiegen. Inzwischen müssen sie 20 bis 25 Euro Miete pro Quadratmeter generieren, damit sich der Neubau rechnet.
Herr Spincke, ihr Abschied aus dem Vorstand war ursprünglich bereits 2022 vorgesehen, dann aber wurden der Vertragslaufzeit zwei Jahre drangehängt. Wie sieht denn ihre persönliche Zukunft in der Bank aus?
Spincke: Die ist endlich, keine Frage. Wir sind auf der Suche nach einem Nachfolger Vorstand Marktfolge. Bis der gefunden ist, werde ich auch im Sinne der Eigentümer noch in der Bank bleiben.
Bei einer Übernahme hätte sich die Nachfolgefrage erledigt. Die Nachfolgesuche müssen sie jetzt also wieder angehen…
Spincke: Wenn ich den Maßstab von Kurt Schröder nehme, dem Sohn des Gründers, dann hätte ich noch ein paar Jahre. Er war noch mit 80 Jahren im Vorstand der Bank.
Kistermann: Die Entwicklung der Bank ist insbesondere Herrn Spincke zuzuschreiben, der das Haus seit vielen Jahren führt. Wichtig ist nun vor allem, dass wir einen sehr guten Ersatz für ihn bekommen. Die Situation bereitet uns keine Kopfschmerzen, insbesondere weil Herr Spincke hinsichtlich seines Ausscheidens, wie gesagt, zeitlich flexibel ist.
Welches Profil sollte denn der neue Vorstand haben?
Kistermann: Grundsätzlich muss die Chemie stimmen, Vertrauen da sein und per se die fachliche Expertise vorhanden sein. Wir sind hier als Vorstände näher am Geschäft als viele Kollegen in anderen Instituten. Für den Marktfolgevorstand, über diese Position sprechen wir, geht es nicht nur um die Steuerung und Einhaltung der Regulatorik, sondern darum, Geschäft gangbar zu machen.
Ist es möglich, dass ein Familienmitglied eines Tages in den Vorstand rückt?
Spincke: Das war über Jahre geplant. Der Älteste arbeitet seit zwei Jahren bei uns in der Bank im Bereich Finanzen und Controlling. Aber die Familie hat für sich erkannt, dass sie nicht in die operative Führung will. Die Bank soll fremdgeführt und die Familie im Aufsichtsrat gut vertreten sein.
Über die Interviewten:
Helmuth Spincke (73) wechselte 2002 aus dem Dresdner-Bank-Konzern in den Vorstand der Schröder-Bank. Nach dem Tod des Inhabers Kurt Schröder im Jahr 2010 wurde Spincke Vorstandsvorsitzender des Unternehmens.
Norbert Kistermann ist seit März 2023 Vorstand der Otto M. Schröder Bank. Der 61-Jährige war bis 2021 Vorstandsvorsitzender des Bankhauses Bauer und zuvor in Führungspositionen in der BHF-Bank und Dresdner Bank im Corporate Banking tätig.