Fondsanalyse deluxe, Teil 11 Ohne Dora geht es nicht

Wer kommt dem gesuchten Mister X nahe? Die Suche nach guten Managern und Strategien gleicht der Jagd nach einem Phantom

Wer kommt dem gesuchten Mister X nahe? Die Suche nach guten Managern und Strategien gleicht der Jagd nach einem Phantom

Wer erinnert sich nicht an das Brettspiel Scotland Yard „Die Jagd nach Mister X“ einem Phantom? Ähnlich diffizil und aufregend könnte man sich auch die Suche nach guten Fondsmanagern vorstellen. Welchen Aufwand muss ein Investor auf sich nehmen, um dem Phantom guter, beständiger Fondsmanager nachzujagen? Das Gute kann auch sehr nahe liegen. In einer früheren Fondsanalyse hatten wir einen Fonds der Boutique Fundsmith vorgestellt. Und auch dieses Mal sind wir in London und statt viele Verkehrsmittel wie Flugzeug, Boot oder Taxi zu bemühen, benötigen wir nur eine Fahrkarte und eine Maske.

Nicht weil wir anonym bleiben möchten, sondern um dem Umstand der aktuellen Corona-Pandemie Rechnung zu tragen. Wir begeben uns in die London Underground und steigen nach dem Besuch bei Fundsmith beim Oxford Circus in die U-Bahn und fahren genau eine Station zum Piccadilly Circus. Dort angekommen steigen wir empor, erfreuen uns der frischen Luft. Ein Taxi brauchen wir nicht, herbstlicher Sonnenschein macht uns den Fußweg zur Charles II Street sehr angenehm. Hier finden wir ein sehr erfolgreiches Fondsmanagerteam um die Hauptakteure Michael Boyd und Giles Warren.

23 aus 1.601

Nein, mit Lotto hat dies nichts zu tun. 23 ist das aktuelle Resultat des seit fast 25 Jahren angewandten stringenten Prozesses mit Fokus auf Qualität und langfristigem Cashflow- und Gewinnwachstum. 23 Titel umfasst das aktuelle Portfolio – versus 1.601 Titel in der Benchmark MSCI Welt. Das Management-Team verfolgt einen sehr dezidierten, aktiven Bottom-up-Ansatz mit sehr tiefgehender Analyse der einzelnen Geschäftsmodelle. Der Active Share liegt bei über 94 Prozent.

MANAGER: Das Team um die beiden Initiatoren der Strategie, Michael Boyd und Giles Warren, verfolgt den gelebten Investmentansatz schon seit mehreren Dekaden. Vor der Auflegung des Guard Cap Global Equity Fund wurde der Ansatz von den beiden Herren, die schon seit fast einem Vierteljahrhundert zusammenarbeiten, bei einer kleineren inhabergeführten Boutique verfolgt.

2014 bot sich den beiden die Chance, unter das stabile Dach der kanadischen Gesellschaft Guardian Capital zu schlüpfen, eine langfristige Strategie umzusetzen und sich dabei zu 100 Prozent auf Investmentprozess und Research zu konzentrieren. 2015 respektive 2016 wurde das Team um zwei jüngere Personen erweitert, die den sehr stringenten Prozess ebenfalls von der Pike auf lernen.

Quelle: Eigene Darstellung

PROZESS: Nachhaltiger Erfolg mit einem hochkonzentrierten Portfolio ist nur möglich, wenn eine hohe Überzeugung und eine sehr gute Analyse vorhanden sind, die insbesondere Fehler eliminiert. Das Management hat hierzu einen mehrstufigen Prozess entwickelt. Zu Beginn steht die Ideengenerierung, die über quantitative Screenings via Bloomberg, Firmenbesuche oder die Idee namens „Dora Days” erfolgt. Dora steht hierbei für Day Out Researching Anything. Das Team verlässt sechs Mal im Jahr das Büro und widmet sich übergeordneten Themen wie zum Beispiel digitale Werbung, Übergewicht, E-Commerce, digitale Bezahlsysteme, die Welt nach Covid-19 und viele mehr.

Dies dient darüber hinaus dazu, die Geschäftsmodelle bestehender Positionen auf eventuelle disruptive Trends zu überprüfen. Lediglich 15 Prozent der Zeit werden auf neue Ideen verwendet, 70 Prozent der Zeit sind für Research der Unternehmen im High-Confidence-Pool reserviert.

Doch bis ein Unternehmen dorthin gelangt, muss es neben dem schnellen optischen Zahlencheck (Primary Testing) insbesondere dem Deeper Dive und der Total Immersion Analysis standhalten und die zehn Konfidenzkriterien zu Wachstum (historischer Track Record, Wettbewerbsvorteile, ROIC-Kennzahl über 12, gutes Management), Qualität (hohe Cash Conversion, kein oder wenig Leverage, ESG) und Bewertung (attraktiver Discounted Cash Flow) erfüllen.

Den Angaben gemäß werden von 20 neuen Ideen pro Jahr im Primary Testing etwa ein Drittel abgelehnt, ein Drittel wandert auf die Watchlist, ein Drittel schafft es ins nächste Level, den Deeper Dive. In diesem Prozessschritt werden durch ausführliches Research Antworten auf die zwei elementaren Fragen gefunden: Verfügt die Industrie über strukturellen Rückenwind und verfügt das Unternehmen über weiterhin beständige Wettbewerbsvorteile? Wenn mindestens drei der Teammitglieder für das Unternehmen stimmen, folgt darauf das komplette Eintauchen in das Unternehmen – die sogenannte Total Immersion Analysis.