Finanzplaner warnen Österreichs Familienunternehmen droht eine Nachfolgekrise

Guido Küsters vom Verband der österreichischen Finanzplaner:

Guido Küsters vom Verband der österreichischen Finanzplaner warnt vor einer Nachfolgekrise: „Die Kommunikation zwischen Eltern und Kindern über die Nachfolge ist wohl das Wichtigste, ebenso die Klärung der Frage nach weichenden Erben (Erben, die nicht das Vermögen selbst erben, sondern eine Abfindung erhalten) denn etwaige andere Kinder könnten sich benachteiligt fühlen.“ Foto: Österreichischer Verband Financial Planners

In Österreich werden in diesem Jahr etwa 21,5 Milliarden Euro Vermögen vererbt. In 25 Jahren sollen es sogar über 40 Milliarden Euro sein – von dem ein Großteil Betriebsvermögen ist. Das hat der Verband der österreichischen Finanzplaner ausgewertet. Das Problem: Laut des Verbands finden sich gerade für das Betriebsvermögen nur schwer Nachfolger. Zwar wechselten 2015 etwa 6.000 Unternehmen den Eigentümer und 2022 waren es schon 7.110 – bis 2029 steht aber weiteren 51.500 Unternehmen die Nachfolge an. Der Verband der Finanzplaner warnt vor einer „Nachfolgekrise“ im Alpenland.

 

„Für Vertreter früherer Generationen hätte sich die Frage, ob sie den Familienbetrieb weiterführen oder nicht, nicht gestellt. Es wäre ihre Pflicht gewesen. Bei der heutigen jungen Generation ist das völlig anders“, meint der Präsident der Österreichischen Financial Planners, Guido Küsters. Etwa 30 bis 50 Prozent der Kinder würden das Familienunternehmen nicht übernehmen wollen, weil die fachliche Kompetenz fehle oder sie etwas anderes im Leben machen wollen. Andere würden das Unternehmen verkaufen und damit ein gutes Leben führen wollen „Für die heutige Generation stellt sich meist die Sinnfrage im Beruf, während die ältere Generation die Arbeit in erster Linie als Existenzsicherung ansah. Das sind zwei unterschiedliche Herangehensweisen, und das macht die Nachfolge so schwierig“, erklärt Küsters.

Erbschaftssteuer fällt in Österreich weg – trotzdem Nachfolgekrise?

Erben haben in Österreich drei Monate Zeit, das Erbe auszuschlagen. Eine Erbschaftssteuer fällt zwar in Österreich nicht an, Haftungen und Schulden gehen aber natürlich an den Erben über. Außerdem kann eine Grunderwerbsteuer bei Grundstücken anfallen, die Unternehmensübertragung müssen Erben dem Finanzamt melden, Umsatzsteuer kann auch eine Rolle spielen. „Die ältere Generation sollte sich über alle betriebswirtschaftlichen Fragen im Klaren sein, die Steuern, Liquidität und den möglichen Verkauf der GmbH oder des Einzelunternehmens betreffen“, erklärt Küsters und ergänzt: „Man sollte sich schon vorher mit dem Gedanken anfreunden, dass man nach der Übergabe an sein Kind akzeptieren muss, dass einem die Firma als Elternteil nicht mehr gehört und nun die jüngere Generation die Entscheidungen trifft.“

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