Die Imfarr Beteiligungs GmbH ist insolvent. Über das Vermögen des Wiener Immobilienunternehmens ist ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung am Handelsgericht Wien eröffnet worden. Damit kommt nach der Signa-Pleite ein weiterer österreichischer Immobilieninvestor in Schieflage – hinter dem Family Office steht die Familie Farrokhnia.
Familie verdiente ihr Vermögen in der Bau- und Immobilienbranche
Zur Familie gehören unter anderem Nematollah und sein Sohn Nemat Farrokhnia, der das Family Office als einer von zwei Geschäftsführern führt. Sein Vater arbeitete über 30 Jahre lang im Spitzenmanagement des österreichischen Großbaukonzerns Strabag, in der Folge aber auch für Immobilienkonzernen mit Verbindungen in die Türkei und nach Russland. Das Family Office Imfarr war unter der Führung seines Sohnes als Immobilieninvestor äußert umtriebig – unter anderem auch mit prominenten Projekten in Deutschland.
Zu zählt etwa der Frankfurter Wolkenkratzer mit dem Namen Silberturm zu den bekanntesten Projekten von Imfarr, auch bei den Highlight Towers in München mischte die Familie Farrokhnia als Investor und Entwickler mit. Dabei zahlte Imfarr dem Vernehmen nach Preise von jeweils mehr als 600 Millionen Euro. Weitere Standorte von Imfarr-Immobilienprojekten neben München und Frankfurt sind Wien, Leipzig, das Rheinland, Berlin, Nürnberg oder Raunheim sowie Ehningen. Das Unternehmen kauft und entwickelt nach eigenen Angaben vor allem in Gewerbe- und Wohnimmobilien. Dabei investierte Imfarr mit anderen Family Offices wie von der Familie Norbert Ketterer, gleichzeitig arbeiteten und investierten auch mehrere ehemalige SPÖ-Politiker wie Ex-Bundeskanzler Werner Faymann mit Imfarr zusammen.
Der Wiener Kreditschutzverband von 1870 veröffentlichte eine Pressemitteilung zur Imfarr-Insolvenz. So hätten die konjunkturellen und geopolitischen Unsicherheiten die Nachfrage nach Büroimmobilien in Deutschland vollständig zum Erliegen gebracht. Außerdem habe der gestiegene Leitzins die Finanzierungskosten erhöht und die Nachfrage von Käufern nach Immobilien geschmälert. „Vor diesem Hintergrund konnten Projekte nicht im geplanten Umfang beziehungsweise im geplanten Zeitrahmen umgesetzt und fertiggestellt werden beziehungsweise Verkaufstransaktionen nicht finalisiert werden.“
Die Passiva liegen laut Imfarr bei über 600 Millionen Euro, verteilt vor allem auf unbesicherte sonstige Verbindlichkeiten in Höhe von 219 und Eventualverbindlichkeiten in Höhe von 332 Millionen Euro. Etwa 110 Gläubiger warten demnach auf ihr Kapital. Der Plan von Insolvenzverwalter Stephan Riel und der Imfarr: Das Geschäft fortführen und sanieren. Den Gläubigern bietet das Family Office einen Sanierungsplan mit einer Quote von 20 Prozent an, zahlbar innerhalb von zwei Jahren. Um den Betrag zu finanzieren, möchte Imfarr das bestehende Immobilienportfolio wohl verkaufen. Daraus ablesen lässt sich auch, auf welchen Wert die Insolvenzverwalter das Portfolio derzeit schätzen.