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Ölpreise Gute Fundamentaldaten der Ölförderer eröffnen Perspektiven

Ölförderung bei Archangelsk in Nordwestrussland: Einer Einigung über die Drosselung der Fördermenge hatte sich Russland lange widersetzt.

Ölförderung bei Archangelsk in Nordwestrussland: Einer Einigung über die Drosselung der Fördermenge hatte sich Russland lange widersetzt. Foto: imago images / Russian Look

Während sich COVID-19 weiter ausbreitet und Regierungen rund um die Welt zunehmend aggressive Maßnahmen ergreifen, um das Virus einzudämmen, hat sich der kurzfristige Ausblick für die Weltwirtschaft und die Nachfrage nach Rohstoffen deutlich verschlechtert.

Die Rohstoffnachfrage hat gelitten, und daran wird sich vorerst auch nichts ändern. Die Wirtschaftstätigkeit verlangsamt sich weltweit deutlich. Infolgedessen werden die Lagerbestände ansteigen. Angesichts des aktuell veränderten Verbraucherverhaltens im Nachgang des Virusausbruchs könnten Rohstoffpreise noch über mehrere Monate hinweg oder möglicherweise noch länger unter Druck bleiben.

Streit um Fördermengen belastet zusätzlich

Rohöl ist einer der von der Corona-Krise am stärksten betroffenen Rohstoffe: Die Preise mussten im März einen weiteren Rückschlag hinnehmen. Es war Saudi-Arabien und Russland nicht gelungen, sich auf eine Angebotsdrosselung zu einigen, um den Nachfragerückgang aufgrund der staatlichen Maßnahmen zur Eindämmung von COVID-19 auszugleichen. Der Hintergrund: Offenbar als Reaktion auf die mangelnde Kooperationsbereitschaft Russlands kündigte Saudi-Arabien abrupt einen Plan zu Erhöhung der Förderung und der Exporte an und senkte gleichzeitig seine offiziellen Verkaufspreise, um Marktanteile hinzuzugewinnen. Die Ankündigung dieser Maßnahme erfolgte trotz Anzeichen einer möglichen Einigung und der klaren Notwendigkeit, das Angebot zu verringern, um ein Aufblähen der globalen Lagerbestände zu verhindern.

Diese Maßnahmen deuten darauf hin, dass ein seit drei Jahren bestehendes Abkommen sein Ende gefunden haben könnte. Zwar haben sich die OPEC-Mitglieder mittlerweile über Grundsätze einer Drosselung der Produktion verständigen können. Aber der vorherige Streit hatte sofortige negative Auswirkungen auf die Ölpreise und damit verbundene Wertpapiere. Wir gehen davon aus, dass diese neue, unbeschränkte Strategie die Haushaltskassen der OPEC-Länder sowie Russlands erheblich belasten wird. Ihre stark ölabhängigen Haushalte geraten in Schieflage, wenn sich die Ölpreise – wie Anfang April – in der Nähe ihrer 18-Jahres-Tiefs bewegen.

Der globale makroökonomische Ausblick wird für die Erholung der Ölnachfrage von zentraler Bedeutung sein. Für April und Mai ist mit einem heftigen Nachfragerückgang zu rechnen; in der zweiten Jahreshälfte könnte es jedoch zu einer starken saisonalen Erholung kommen.

Schwächephasen bieten Kaufgelegenheiten

Aufgrund der beispiellosen Kombination aus Nachfrage- und Angebotsschocks ist die Anlage in Rohstoffaktien derzeit besonders schwierig. Einen Anhaltspunkt bietet jedoch der „intrinsische Wert“ von Rohstoffen. Auch wenn Wertpapierkurse zeitweise von diesen intrinsischen Werten abweichen können, halten Schwächephasen meist nicht lange an und können daher chancenreiche Kaufgelegenheiten sein.

Wir gehen davon aus, dass wir uns aktuell in einer solchen Situation befinden – insbesondere, wenn man berücksichtigt, dass die Ölpreise unterhalb der Marke von 35 US-Dollar je Barrel liegen. Dieses Preisniveau wird einen fortgesetzten Rückgang der US-Produktion und aller Wahrscheinlichkeit nach auch die Förderung in anderen Ländern zur Folge haben.

Branche weist insgesamt solide Fundamentaldaten auf

Mehrere Explorations- und Produktionsunternehmen haben bereits erhebliche Ausgabenkürzungen in Höhe von 30 bis 40 Prozent ihrer bisherigen Pläne gemeldet – die wiederum bereits 10 Prozent unter den Ausgaben für 2019 lagen. Darüber hinaus kündigen auch die großen Konzerne in der Öl- und Gasbranche Förderungsrückgänge von 20 bis 25 Prozent an. Die Pläne zur Ausgabenkürzung in den USA dürften vermutlich noch drastischer sein. Absehbar ist jedoch: Die Ölnachfrage wird im Zuge der Erholung der Weltwirtschaft wieder ansteigen, was die Aktienpreise – wahrscheinlich schon im Vorfeld – widerspiegeln dürften.

Für Investments in der Branche spricht, dass sich ungeachtet des aktuell düsteren Ausblicks die Fundamentaldaten im Ölsektor auf Unternehmens- und Branchenebene in den vergangenen Jahren deutlich verbessert haben. Sowohl die geschäftlichen Strukturen als auch die Bilanzen sind heute in einer sehr viel besseren Verfassung als beim letzten Abschwung, der von Juni 2014 bis Januar 2016 anhielt.

Fazit

Insbesondere kapitalstarke Unternehmen dürften daher in der Lage sein, den kurzfristigen Nachfrageschock zu verkraften. Angesichts der breiten Schwäche an den Aktienmärkten investieren wir in diejenigen Aktien, die unserer Einschätzung nach das vielversprechendste Verhältnis von Krisentragfähigkeit und Aufwertungspotenzial bieten. Wir sind der Meinung, dass zahlreiche Unternehmen im Öl- und Rohstoffsektor unterbewertet sind, in einigen Fällen sogar drastisch.

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