Konsolidierung unter Privatbanken Die große Chance der Hauck-Lampe-Bank

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Die Geschäftsbereiche und Standorte von Hauck & Aufhäuser und Lampe, die sich kulturell sehr ähnlich sind, ergänzen sich komplementär. So ist das Bankhaus Lampe eher in West- und Norddeutschland vertreten, während Hauck & Aufhäuser stärker in Süddeutschland aufgestellt ist. Auch produktlösungsseitig können sich die Fusionspartner gegenseitig verstärken – ein Beispiel hierfür sind Alternative Investments, wo das Bankhaus Lampe etwa mit der erfolgreichen Caplantic Alternative Assets besser positioniert ist als Hauck & Aufhäuser.

Zu erwarten ist allerdings, dass eine deutliche Wertsteigerung des kombinierten Instituts vor allem aus Kosten- und weniger aus Erlössynergien kommen kann. Trotz des erwähnten günstigen Ertragsmixes auf Grund der hohen Bedeutung von Provisionserlösen ist nach Einschätzung der Bankenbranche selbst – siehe die erwähnte Studie „Erfolgsmodelle für eine digitale Zukunft – Studie zum Wealth Management in Deutschland“ – auch in Zukunft mit einer weiteren Margenerosion zu rechnen, etwa aufgrund höherer Markttransparenz oder des Vormarsches passiver Anlageinstrumente wie ETFs in der Vermögensanlage. Insofern wird eine Steigerung der Profitabilität zur Erzielung einer auskömmlichen Eigenkapitalrendite vor allem aus einem strafferen Kostenmanagement kommen. Eine überschlägige Rechnung ergibt, dass – bezogen auf die 2018er Zahlen – beide Institute ihre Kosten um einen zweistelligen Millionenbetrag senken müssten, sollte bei gleichbleibenden Erträgen eine Eigenkapitalrendite von 10 Prozent erwirtschaften werden (ohne Berücksichtigung von Steuern). Diese Zahlen verdeutlichen das Ausmaß der Herausforderung bei der Profitabilisierung des neuen gemeinsamen Instituts, dies zumal die einmaligen Restrukturierungskosten bei dieser Rechnung unberücksichtigt sind und im Laufe der Zeit zusätzlich erwirtschaftet werden müssen.

Mögliche Hebel für die Kostensenkung sind das Abschalten von einer von aktuell zwei IT-Plattformen, die Bereinigung von Überlappungen, etwa in den Zentralfunktionen oder im Equity Research, die Besetzung von künftigen offenen Stellen mit Kollegen aus den fusionierten Einheiten und sicherlich auch eine konsequente weitere Digitalisierung von Geschäftsprozessen sowie in der Kundeninteraktion. Eine Herausforderung auf dem Weg hin zum gemeinsamen Unternehmen stellen Unternehmensintegration und Change Management dar, um die beiden Häuser nicht nur strukturell, sondern auch kulturell zu vereinigen.

Hauck & Aufhäuser und Lampe beschreiten zweifelsohne den nächsten Schritt der notwendigen Konsolidierung innerhalb der Privatbankenbranche, die ohnehin einen deutlichen Trend des Rückgangs von klassischen Privatbanken mit langer Tradition und unabhängigen Familienbesitz durchläuft. Sowohl Hauck & Aufhäuser als auch Lampe befinden sich bereits im Konzernverbund, während die gesamte Privatbankenbranche in Deutschland nur aus 15 Bankhäusern besteht. Angesichts der schwachen Ertragslage der gesamten Bankenbranche ist davon auszugehen, dass weitere Schritte dieser Art folgen werden.

Die große Herausforderung und Chance der Branche im Geschäft mit der Vermögensanlage besteht darin, Wachstum wieder auf der Ertragsseite zu erreichen – angesichts von Sichteinlagen auf deutschen Konten im Gesamtwert von circa 2,5 Billionen Euro gibt es durchaus Potenziale, das Geschäft mit für Kunden und Banken höherrentierlichen Anlagen deutlich auszuweiten.


Über die Autoren:

Stefanie Hehn-Ginsbach lehrt an der Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft Ludwigshafen am Rhein als Professorin für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Corporate Finance & Kapitalmarkttheorie. Sie war von 2005 bis 2018 im Deutsche-Bank-Konzern tätig und bekleidete dort mehrere Führungspositionen im In- und Ausland.

Gösta Jamin lehrt an der Hochschule Ludwigshafen am Rhein als Professor für Finanzwirtschaft und Bankbetriebslehre. Zudem begleitet er als Berater Banken, Fintechs und andere Finanzdienstleister bei Projekten der digitalen Transformation.

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