Konsolidierung unter Privatbanken Die große Chance der Hauck-Lampe-Bank

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Hauck & Aufhäuser mit dem chinesischen Eigentümer Fosun im Rücken hingegen steht deutlich besser da. Mit einer Eigenkapitalrendite von 12,1 Prozent wurden im Jahr 2018 für Banken übliche Kapitalkosten auskömmlich erwirtschaftet. Die ausgewiesene Cost-Income-Ratio von 87,3 Prozent ist dabei zwar nicht herausragend, allerdings in der aktuellen Marktsituation und insbesondere im Vergleich zum Bankhaus Lampe durchaus vorzeigbar.

Mit der Integration der Luxemburger Gesellschaften von Sal. Oppenheim nutzte Hauck & Aufhäuser bereits in der jüngeren Vergangenheit die Chancen zum externen Unternehmenswachstum, was auch den Anstieg des Provisionsüberschusses um 17 Prozent und des Verwaltungsaufwands um 25 Prozent von 2017 auf 2018 erklärt. Nicht zuletzt hat Hauck & Aufhäuser mit dem digitalen Vermögensverwalter Zeedin ein innovatives Omnichannel-Angebot mit einem hybriden Beratungsansatz auf den Markt gebracht, der auch als niederschwelliges Einstiegsangebot für kleinere Anlagesummen ab 50.000 Euro dient.

Vollständig kann sich allerdings auch Hauck & Aufhäuser nicht der herausfordernden Marktsituation im Banking im Allgemeinen und in den speziellen Tätigkeitsfeldern wie dem Private Banking oder dem Asset Management entziehen. Der Anstieg des Jahresüberschusses von 26,0 Millionen Euro im Jahr 2017 auf 31,4 Millionen Euro in 2018 ergibt sich nur aus einer saldierten Steuerrückzahlung von 15,4 Millionen Euro im Jahr 2018. Betrachtet man nur das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit, so ist dieses von 29,5 Millionen Euro im Jahr 2017 auf 17,0 Millionen Euro im Jahr 2018 zurückgegangen.

Berechnet man die Eigenkapitalrendite auf Basis des Ergebnisses der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit, ergibt sich ein Wert von 6,6 Prozent - zwar besser als beim Bankhaus Lampe, aber langfristig nicht ausreichend zum Erwirtschaften der Eigenkapitalkosten. Laut Aussagen des Instituts soll sich im noch nicht veröffentlichten Jahresabschluss für 2019 wieder eine positive Entwicklung zeigen.

Kolportiert wird im Markt ein Kaufpreis des Bankhauses von 200 bis 300 Millionen Euro. Setzt man diesen ins Verhältnis zum Buchwert des Eigenkapitals von Lampe ergibt sich ein Buchwert-Multiple von 0,63-0,95. Diese Werte sind zwar deutlich höher als die von börsennotierten Großbanken wie der Deutschen Bank mit aktuell 0,22 oder der Commerzbank mit 0,19, aber niedriger als beispielsweise das Buchwert-Multiple der kleineren Quirin Bank von zurzeit 1,33. Das Gewinn-Multiple liegt bei einem Jahresüberschuss von 15,2 Millionen Euro zwischen 12,2 und 19,7. Die Vergleichswerte der Deutschen Bank und der Commerzbank belaufen sich aktuell auf 13,3 beziehungsweise 33,0, bei der Quirin-Bank ist es 17,8. Auch wenn die genannten Institute sicher nicht vollkommen mit dem Bankhaus Lampe vergleichbar sind, so stellt der geschätzte Kaufpreis keinen vollkommenen Ausreißer im Vergleich zum durch die drei genannten Institute abgesteckten Bewertungsrahmen dar.

Das neue gemeinsame Institut weist in punkto Geschäftsmodell und strategischer Ausrichtung einige Stärken und Chancen auf, die eine künftig positive Geschäftsentwicklung in Aussicht stellen. So haben beide Häuser und damit auch künftig das gemeinsame Institut einen attraktiven Ertragsmix, der sehr viel stärker vom Provisions- als vom Zinsüberschuss bestimmt wird. Bei Lampe beträgt das Verhältnis von Provisions- zu Zinsüberschuss im Jahr 2018 70:30, bei Hauck & Aufhäuser sogar 85:15.

Somit ist der künftige Ertrag nur wenig dem niedrigzinsphaseninduzierten allgemeinen Rückgang des Zinsüberschusses bei den Banken ausgesetzt. In den künftig als Kerngeschäftsfeldern definierten Bereichen Private Banking, Asset Management und Servicing profitiert das Institut – abgesehen von kurzfristigen Marktschwankungen wie aktuell zum Beispiel auf Grund der Unsicherheiten im Zusammenhang mit der Ausbreitung des Corona-Virus – vom allgemeinen Wachstumstrend der Geldvermögen und damit quasi einem Automatismus beim Anstieg der Ertragsbasis. Nicht zuletzt können auch künftig erforderliche Investitionen in IT und Digitalisierung und die meist kostenintensive Umsetzung von regulatorischen Anforderungen von den größeren Skalen des gemeinsamen Instituts profitieren.