(Noch) kein Game Changer „Notare und Treuhänder werden durch die Blockchain-Technologie obsolet“

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Bye, bye Bank

Bei all den genannten Vorteilen der Blockchain-Technologie stellt sich die Frage, was aus den bisher dominanten wenigen, aber dennoch sehr großen Markteilnehmern des Investmentmarktes wird?

Fakt ist, dass der herkömmliche Offline-Prozess an seiner Langwierigkeit und den entstehenden Kosten durch Notare und Treuhänder krankt. Ihre Tätigkeiten werden durch die Blockchain-Technologie förmlich obsolet: Eine Beglaubigung einer Transaktion oder eines Vertrags, der manuelle, physische Versand von Verträgen und anderen Dokumenten ist nicht mehr notwendig. All das übernimmt nun die Blockchain und stellt Mittelsmänner vor ein echtes Problem. 

Dennoch neigt sich die Ära der Mittelsmänner noch nicht vollends dem Ende entgegen. Banken und andere Institute, welche die entsprechenden Vorteile der neuen Technologie erkennen und für sich zu nutzen vermögen, können neben ihren Kunden ebenfalls maßgeblich davon profitieren. Durch den Einsatz der Blockchain-Technologie sind sie in der Lage schneller und kostengünstiger zu arbeiten.

Dies bringt für sie einen enormen Wettbewerbsvorteil mit sich. So haben einige Banken wie die Bank of America das der Blockchain-Technologie inhärente Potenzial bereits erkannt und entsprechend in die Technologie investiert. Die Mittelsmänner jedoch, die die Entwicklung verschlafen und die Vorteile nicht für sich nutzen, befinden sich auf verlorenem Posten.

Auswirkungen von Blockchain auf Investments

Die Blockchain-Technologie bereits als Game Changer zu bezeichnen ist angesichts der aktuellen Entwicklungen und vor allem auch des Verbreitungsgrads etwas verfrüht. Dennoch lässt sich konstatieren, dass sie das Potenzial dazu hat und langfristig gesehen zum Game Changer wird. Sie ist bereits dabei an den Stellschrauben der bisherigen Spielregeln des traditionellen Investmentmarktes zu drehen.

Als dezentrale Datenbank macht die Blockchain zumindest jetzt schon den Online-Investmentmarkt wesentlich liquider und fungiert als interessantes Tool für den Zweitmarkt, da sie auch kleinere Investments und Handelsvolumina ermöglicht. Diese kleineren Investments sind früher vor allem an den hohen Kosten, welche Mittelsmänner abrufen, gescheitert. So war bisher ein Investment in Höhe von 5.000 Euro wenig sinnvoll, wenn die Kosten für den Notar und den Treuhänder sich bereits auf 2.000 Euro beliefen.

Auch für Immobilien-Investments, insbesondere das Crowdinvesting, ist der Einsatz der Blockchain-Technologie für den Zweitmarkt interessant, da auch hier die kleineren Investment-Tranchen aufgrund der hohen Transaktionskosten bisher nicht ökonomisch waren.

Neben dem ökonomischen Aspekt macht die Blockchain-Technologie den gesamten Transaktionsprozess zudem wesentlich investorenfreundlicher, da alle Prozesse voll automatisch ablaufen und man sich nicht mehr mit Mittelsmännern auseinandersetzen muss.  Vor allem für länderübergreifende Investments ein Vorteil.


Über den Autor:
Dr. Thomas Schneider ist Mitgründer und Investmentchef von Brickvest, einer Online-Plattform für Immobilien-Crowdinvestments. Gemeinsam mit Emmanuel Lumineau und Adalbert Wysocki rief er das Unternehmen 2014 ins Leben. Vor Brickvest gründete Schneider die auf Immobilien spezialisierte Private-Equity-Gesellschaft Limmat Group mit Sitz in Zürich und verantwortete als Manager bei KPGM die M&A Real Estate Advisory Division.

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