Julius Bär Deutschland „Kundenberater an allen Standorten willkommen“

Heiko Schlag, Vorstandsvorsitzender der Bank Julius Bär Europe

Heiko Schlag, Vorstandsvorsitzender der Bank Julius Bär Europe

Julius Bär ist in Deutschland auf einem guten Weg. „Im November 2014 werden wir erstmals die Gewinnschwelle im deutschen Geschäft erreichen“, sagt Deutschland-Chef Heiko Schlag der FAZ (Freitagsausgabe). Den Break-Even prophezeite Schlag bereits im Januar dieses Jahres in einem Pressegespräch.

Laut Schlag war 2013 für Julius Bär Deutschland das beste Jahr, seit die Schweizer Privatbank 2006 hierzulande mit dem Private Banking startete. Deutlich mehr als eine Milliarde Nettoneugeld sei der Bank im vergangenen Jahr zugeflossen. Und auch 2014 scheint es rund zu laufen: „Wir haben in den ersten fünf Monaten mehr als 400 neue Kunden gewonnen und 600 Millionen Nettoneugeld erhalten“, so Schlag gegenüber der FAZ.

Dabei stach der im Oktober 2013 eröffnete Standort Mannheim besonders hervor: Laut Schlag betreut Julius Bär in der Rhein-Neckar-Region mittlerweile 500 Millionen Euro von rund 400 Kunden. Seit April dieses Jahres wird die Mannheimer Julius-Bär-Niederlassung von ehemaligen LGT-Banker Marco Bleß geleitet.

„Kundenberater an allen Standorten willkommen“

Die Erfolgsmeldungen von Julius Bär fallen in eine Zeit, in der Private-Banking-Anbieter über steigende Kosten und sinkende Margen klagen – und reagieren: Erst vergangene Woche kündigte die Hamburger Berenberg Bank an, sich von ertragsschwachen Kunden trennen zu wollen. Große Adressen wie Credit Suisse ziehen sich aus Deutschland komplett zurück. Kleinere Anbieter wie die Castell‘sche Bank suchen nach Partnern.

Dass der deutsche Private-Banking-Markt kräftig in Bewegung ist, kann Heiko Schlag aus eigener Erfahrung bestätigen: „Es vergeht kein Monat, an dem uns nicht ein unabhängiger Vermögensverwalter, eine Bank oder ein Family Office zum Kauf angeboten wird“, sagt Schlag der FAZ.

Zwar prüfe man jede Kaufgelegenheit, wolle jedoch lieber organisch wachsen. „Wir bleiben auf Expansionskurs und wollen uns weiter verstärken. Dabei sind uns Kundenberater an allen Standorten willkommen, wenn sie nicht nur fachlich, sondern auch sozial kompetent sind und damit ein hohes Renommee bei ihren Kunden haben“, erklärt Schlag der FAZ.

Wie viel Kundengelder braucht man für Gewinne?

Dass Julius Bär noch in diesem Jahr in Deutschland Gewinne schreiben wird, ist auch vor dem Hintergrund beachtlich, dass die Privatbank hierzulande gerade einmal um die 10 Milliarden Euro an Kundengeldern verwaltet. Dies ist aus Sicht von einigen Anbietern zu wenig, um hierzulande profitabel arbeiten zu können.

Um das zu schaffen, hält zum Beispiel der Konkurrent Bethman Bank ein Mindestvolumen von 30 Milliarden Euro für nötig. Auf der anderen Seite schreibt Rothschild Deutschland mit einem Kundenvermögen von nur 2 Milliarden Euro im Private Banking schwarze Zahlen. Dies gelingt, indem Rothschild auf ein teures Filialnetz verzichtet und kundenferne Dienstleistungen auslagert.

Auch Heiko Schlag führt die gute Kassenlage auf die größtmögliche Auslagerung von Dienstleistungen zurück. Zudem sei das Bär-Modell in Deutschland gut skalierbar: In der Vermögensverwaltung meide man Geschlossen Fonds und andere komplizierte Produkte und wähle meist den direkten Weg über Aktien und Anleihen. Dafür zahlen, laut Schlag, fast 80 Prozent der Kunden eine Pauschalgebühr, die sich am Depotvolumen bemisst und nicht an der Zahl der Transaktionen. „Mit jedem Kundengeld, das uns zusätzlich anvertraut wird, wächst unsere Ertragssäule also sehr berechenbar“, so Schlag gegenüber der FAZ.

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