Nicht mit Geld oder Gold zu vergleichen Bitcoins gehören nicht in eine strategische Vermögensverwaltung

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Ohne Vertrauen geht nichts

Jenseits obiger Funktionseigenschaften ist für Geld wesentlich, dass hinter seinem Wert ein belastbares Rückzahlungsversprechen steht, sei es abgesichert durch anekdotisches Wissen (Gold) oder durch hoheitliche Organisation (Staaten mit ihren Währungen). Zumindest theoretisch, denn ohne weltweite Sorge um die staatlichen Rückzahlungsversprechen für bedrucktes Papier alias Banknoten hätte wohl kaum eine Kryptowährung eine echte Chance in der globalen Welt.

Letzten Endes geht es um das Vertrauen, das Währungen genießen. Ist das Vertrauen weg, verliert sich der Wert im Nichts. Ohne breites Vertrauen hätte Gold seine Rolle als vermeintliche Krisenwährung in der Menschheitsgeschichte über Jahrtausende nicht bewahren können.

Freilich ließe sich theoretisieren, Gold könnte in einer Krise moderner Machart seine historische Bedeutung als Krisenwährung verlieren. In diesem Fall würde es auf seine Rolle als Rohstoff und seinen Preis in der Produktions- und Schmuckindustrie zurückfallen. Nach heutiger Bepreisung sichert das die Unze Feingold bei einer Untergrenze von 800 bis 1.200 Dollar ab.

Ein solcher rohstoffwertbasierter Sachwert liegt beim Bitcoin nicht vor: Verschwindet der Hype um den Bitcoin und mit ihm die komplette Nachfrage nach dieser digitalen Handelseinheit, sollte auch der Wert auf null fallen. Darauf fußt übrigens die Einschätzung namhafter Wirtschafsexperten, wonach der Bitcoin – losgelöst vom Wettbewerb mit anderen Kryptowährungen – spätestens in zehn Jahren verschwunden ist.

Der Bitcoin – kaum mehr als ein Spekulationsobjekt

Wenn Bitcoin kein Geld und auch kein Rohstoff ist, was ist er dann? Die Währungshüter der Welt sind sich einig: Der Bitcoin ist keine Währung, aber ein Spekulationsobjekt. Also ein Finanzprodukt, das hochspekulative Akteure unter großen Risiken für Wetten auf steigende oder fallende Kurse nutzen können.

Das spekulative Motiv macht den Bitcoin-Hype. Begünstigt werden die erratischen Ausschläge wohl auch durch den Umstand von sogenannten Walen, worunter die wenigen großen Spieler gemeint sind, die einen Gutteil der vorhandenen Bitcoins besitzen sollen und damit den Handel dominieren könnten. Vertrauenserweckend wäre das nicht.

An der Frage „Kann der Bitcoin als Spekulationsobjekt gefährlich werden?“ scheiden sich die Geister. Jedenfalls sieht die Chefin der US-Notenbank keine Gefahr für die Stabilität an den internationalen Finanzmärkten, da die Bedeutung des Bitcoin zu gering sei.

Dagegen warnen andere Wirtschaftsgrößen vor dem Bitcoin als Ausgangspunkt für eine neue Finanzkrise, auch weil er zunehmend auf Pump gekauft wird. Die Beurteilung von Gefahren führt zu der Frage, ob die Staaten etwas gegen den Bitcoin unternehmen werden. Forderungen nach einer Regulierung werden immer lauter, unter anderem bei Finanzministern, Notenbankern oder Ökonomie-Professoren. Manche Staaten sprechen bereits Verbote aus oder erwägen die Besteuerung von Bitcoin-Gewinnen.

Fazit

Kein Großstaat der Erde hat Interesse an einer echten Konkurrenz für die eigene Landeswährung. Schließlich wird über Geld und Währung nicht nur Finanz- und Wirtschafts-, sondern auch Geopolitik gemacht. Politische Gestaltungsmacht entscheidet über den eigenen Einfluss, und wenn es nur darum geht, kriminellen Machenschaften mittels einer anonymen oder intransparenten Kryptowährung einzudämmen. Sein bevorzugter Einsatz in der Geldwäsche und beim Drogenhandel wird dem Bitcoin nachgesagt.

Wenn der Bitcoin aber auch in allen legalen Einsatzbereichen die bessere Alternative wäre, hätte kein Staat der Welt noch Vertrauen bei seinen Bürgern und Gläubigern. Schuldenmachen und politische Souveränität enden mit der Verfügbarkeit geldlicher Mittel beziehungsweise diesem Vertrauen. Das gipfelt in dem Grundsatz: Kontrolle und Steuerungsfähigkeit von Währungen ist existentiell für staatliches Dasein und seine Handlungsfähigkeit.

Wir beim Martagon Family Office sind überzeugt, dass Staaten mit ihren Regierungen und Notenbanken jederzeit den Bitcoin regulieren und besteuern oder ächten und verbieten können. Die Beurteilung der Zukunftsfähigkeit des Bitcoin steht stellvertretend für den Umgang mit allen Kryptowährungen. Die Frage ist daher nicht, ob, sondern allenfalls wann Staaten dem Handel mit Kryptowährungen scharfe Re-geln setzen. Vermutlich ist man längst aktiv. So besehen stehen Bitcoin & Co. und die in ihnen gebundenen Vermögenswerte auf tönernen Füßen.

Welchen Stellenwert können Kryptowährungen heute in der Vermögensverwaltung haben? Ohne Geldfunktion, ohne intrinsischen Sachwert und ohne Zukunft außerhalb staatlicher Kontrolle folgen sie in ihrer heutigen Verfassung ausschließlich einem kurzlebigen Spekulationsmotiv. Wie ideal auch immer sich hochvolatile Märkte für spekulative Anlagen eignen, innerhalb einer strategischen Vermögensverwaltung mit ihren langfristigen, in wirtschaftlicher Wertschöpfung verankerten Investments haben Bitcoin & Co. keinen Platz.

 


Über den Autor:

Cyrus Moriabadi ist Gründungsvorstand des Martagon Family Office, eines bankenunabhängigen Vermögensverwalters. Das Unternehmen führt zudem für einen kleinen Kreis privater Familien deren Family Office, betreibt also ebenso Vermögensverwaltung im weiteren Sinne auf der Gesamtvermögensebene mit Buchhaltung, Reporting, Controlling, Managerselektion und strategischem Consulting.

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