Christof Kessler von Gothaer AM über Private Debt „Nicht der Gewinn, das Risiko-Rendite-Profil ist entscheidend“

Seite 2 / 2

Vielmehr ist es eher der Bestand an öffentlichen Unternehmensanleihen, der in den letzten Jahren aufgrund des weniger attraktiven Risiko-Rendite-Profils strategisch abgebaut wurde, um dies in alternative Anlageklassen wie Private Debt zu investieren.

Worauf achten Sie bei einem Asset-Manager?

Kessler: Wie bereits gesagt, müssen die Manager über jahrelange Erfahrung verfügen und einen ausgewiesenen Track Record haben, den sie auch in Krisenzeiten nachweisen können. Darüber hinaus müssen sie unsere weitreichenden Anforderungen an Reporting, Steuern und Recht erfüllen. Es ist wichtig, dass der Manager über hervorragende Beziehungen in den Markt verfügt, um unsere getätigten Kapitalzusagen schnell investieren zu können. Dazu gehört, dass sie für ihre Schuldner schnell maßgeschneiderte Lösungen anfertigen, die für den Schuldner vorteilhaft sind, aber die die Risikoanforderungen des Gläubigers nachhaltig durch sogenannte „Covenants“ abbilden.

In den letzten Jahren wurde bei der Manager-Selektion auch das Thema ESG immer wichtiger. Die Manager müssen uns nachweisen, dass sie ein ausgereiftes ESG Konzept haben, dass sie während der Zeichnung eines Investments und auch während der Laufzeit ESG-Risiken untersuchen beziehungsweise vermeiden.

Inwieweit beschäftigen Sie externe Asset Manager und warum?

Kessler: Wie bereits beschrieben, beschäftigen wir ausschließlich externe Manager, um Investments in Private Debt zu tätigen. Diese Fondsmanager sind Experten in ihren jeweiligen Bereichen, haben die entsprechende „Man-Power“, um eine intensive Due Diligence und ein detailliertes Monitoring durchzuführen. Wir können so mit den aus unserer Sicht besten Managern der Welt arbeiten, die für uns ein breit diversifiziertes Portfolio aufbauen.

Seit einiger Zeit gibt es Stimmen, die den Wettbewerb ruinös finden und vor einer Blase warnen. Wie denken Sie darüber?

Kessler: Diese Bedenken sind sicherlich gerechtfertigt. Sie sind in jeder Anlageklasse gerechtfertigt, die ich kenne. Also ist hier die wesentliche Frage, wie kann ich mir genügend Sicherheit verschaffen, um trotzdem in dieser Klasse zu investieren. Wir haben in der letzten Zeit unsere Investments kontinuierlich konservativer angelegt. Das bedeutet, dass wir Manager aussuchen, die sowohl in ihren Zielmärkten als auch in der Ausformulierung ihrer Darlehen immer mehr Sicherheiten einbauen. Das ist zum Beispiel ein gravierender Vorteil im Vergleich zu Hochzinsanleihen, die wir schon seit Jahren strategisch abgebaut haben. Das bietet natürlich keine absolute Sicherheit, die es sowieso nie gibt, aber gemeinsam mit den üblicherweise kurzen Restlaufzeiten hat diese Anlage unserer Meinung nach eine hohe Attraktivität.


Illiquidität oder Komplexität, woher stammt ihrer Meinung nach die Rendite?

Kessler: Die Überrendite stammt aus meiner Sicht sowohl aus der Illiquidität als auch aus der Komplexität, wobei die Prämie für Komplexität vermutlich in den meisten Fällen höher ausfällt. Private Debt Manager haben den Vorteil, dass sie häufig sehr schnell auf komplexe Transaktionen reagieren und verschiedene flexible Finanzierungsmöglichkeiten anbieten können. Dies veranlasst Unternehmen hierfür auch höhere Zinsen zu zahlen.

Was hielt Sie in der Vergangenheit davon ab, mehr in Private Debt zu investieren?

Kessler: In den letzten vier Jahren haben wir intensiv in die Anlageklasse investiert. Trotzdem muss man vorsichtig sein, damit man das Portfolio behutsam und kontinuierlich aufbaut, um eine breite Diversifikation nach Managern, Regionen, Strategien und Vintage Jahren zu schaffen.

Darüber hinaus ist der Abschluss einer Investition in einen Private Debt Fonds mit großem internen Aufwand verbunden. Neben der Due Diligence nimmt auch die Vertragsverhandlung mit den Fondsmanagern einige Zeit und Kapazitäten in Anspruch, so dass ein noch schnellerer Aufbau deutlich mehr interne Ressourcen binden würde.Vor diesen letzten Jahren hatten wir in der Gothaer einen großen Schwerpunkt auf Infrastruktur gelegt. Nachdem diese Investments in der relativen Attraktivität nachgelassen hatten, sind unsere Investments in Private Debt gestiegen.

Über den Interwieten
Christof Kessler ist seit Januar 2010 Vorstandssprecher von Gothaer Asset Management. Vor dieser Zeit war er unter anderem in leitenden Positionen bei der Bank Sal. Oppenheim und der Bayerischen Hypotheken und Wechselbank (Heute Unicredit).

Wie hat Ihnen der Artikel gefallen?

Danke für Ihre Bewertung
Leser bewerteten diesen Artikel durchschnittlich mit 0 Sternen