Neugründung Paladin Quant „Das ist es, was institutionelle Investoren wollen“

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Damit reagieren Sie auch auf die trügerische Stille vor dem Sturm.

Klehn: Genau das war der Grundgedanke. Wir achten nicht auf Trends, sondern eher auf Risiken und Korrelationen. Ich vergleiche das gerne mit Pokern. Im Schnitt haben alle gleich gute Karten. Die besten Pokerspieler haben aber das beste Risikomanagement.

Beim Pokern ist auch Menschenkenntnis wichtig, damit man die Gegner einschätzen kann. Nutzen Sie auch Behavioural Finance?

Klehn: Nein, es ist wirklich ein Quant-System.

Welchen Zeitraum nehmen Sie, um die Korrelationen zu messen?

Klehn: Rund 2.000 Handelstage, das sind etwa acht Jahre. Wenn sich die Korrelation heute ändert, schaut das System in der Vergangenheit, wann es das Muster schon mal gegeben hat und wie sich Korrelation und Märkte dann verhalten haben.

Wie sichern Sie konkret ab? Verkaufen Sie? Gehen Sie short mit Futures?

Klehn: Wir schneiden das auf den Investor zu. Man kann das sicherlich mit ETFs und Derivaten machen. Das mag aber nicht jeder, dann machen wir das eben mit wirklichen Investitionsquoten. Jeder Investor kann sich das bei uns mit passender Risikosteuerung zusammenstellen lassen. Zum Beispiel ein Risikobudget, wie viel er maximal im Jahr verlieren kann. Wir simulieren das dann rückwirkend und bauen es auf. Anschließend steuern wir das Portfolio so, dass die Untergrenze nicht gerissen wird. Für noch vorsichtigere Anleger gibt es auch eine dynamische Fondspreisuntergrenze. Da würden wir das untere Limit immer nachziehen und an neu erreichten Höchstständen bemessen. Aber auch für andere Ideen sind wir offen.

Bei einem Risikobudget kann es sein, dass Sie verkaufen müssen und nicht mehr in den Markt zurück können, weil Sie keine Risiken mehr eingehen dürfen. Die berüchtigte Cash-Trap, die Geldfalle.

Klehn: Herkömmliche Risikomodelle passen sich immer der Vergangenheit an und können somit in die Cash-Trap fallen. Dagegen steuern wir nach Vorn. Wir bauen Portfolios, die die Untergrenze mit 95 Prozent Wahrscheinlichkeit bis Jahresende nicht unterschreiten werden. Sollten wir dann doch auf die Grenze kommen, müssten wir hart aussteigen und hätten dann tatsächlich eine Cash-Falle.

Warum kriegen Sie keine 100-prozentige Sicherheit hin?

Klehn: Das ginge nur mit Optionen und würde auf die Dauer zu teuer werden. Weil dort die Sicherheit immer Prämien kostet. Deshalb steuern wir lieber auf 95 Prozent Wahrscheinlichkeit und steigen im Extremfall hart aus. Das passiert statistisch betrachtet im Schnitt nur alle 20 Jahre. Damit kann man leben, es ist bis jetzt inklusive aller rückwirkenden Tests auch noch nicht vorgekommen.

Über die Interviewten:
Oliver Klehn ist Finanzmathematiker und Experte für die Einbindung maschinellen Lernens und künstlicher Intelligenz im Asset Management. Berufliche Stationen waren Nord/LB, Talanx und Nord/LB Asset Management. Dort leitete er zuletzt die Einheit QuantLab & Portfolio Analytics.

Matthias Kurzrock ist spezialisiert auf Unternehmensbewertung und Gesellschaftsrecht. Durch die Verbindung beider Bereiche identifiziert er am Kapitalmarkt Beteiligungsmöglichkeiten mit asymmetrischen Chancen- / Risikoverhältnissen. Er begann direkt nach seinem Studium bei der Investmentboutique Falkenstein Nebenwerte, später Sparta. Er ist seit Gründung Vorstand von Paladin Asset Management.

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