Neues bei Master-KVGen, Teil 1 Der letzte Basispunkt

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Außerdem verfolgen die Marktteilnehmer unterschiedliche Philosophien. Während sich eine kleine Gruppe, darunter BNY Mellon, HSBC Inka und die Société Générale Securities Services, als „Full-Service-Anbieter“ für Master-Fonds positioniert, bieten andere Gesellschaften wie Metzler Asset Management, AGI, DWS, Warburg, Deka, Ampega, Meag oder Bayerninvest in unterschiedlichen Ausprägungen über das Master-Geschäft hinaus auch Portfoliomanagement an. Union Investment mischt ebenfalls auf der Anbieterseite mit, tritt jedoch nicht aktiv als Master-KVG am Markt auf, sondern hält lediglich ein solches Angebot für die Banken des Genossenschaftssektors vor.

Der Vorteil von Master-Fonds besteht für Philip Schätzle darin, dass man es als Anleger buchhalterisch mit nur einem Spezialfonds zu tun hat. „Man muss nur einen Fonds bilanzieren, denn sämtliche Vermögenswerte sind darin gebündelt“, betont Schätzle, der beim Bankhaus Metzler institutionelle Anleger betreut. Ein weiterer Vorteil, wenn riesige Kapitalanlagen unter einem Dach vereint sind, hat ebenfalls verwaltungstechnische Gründe: „Als Anleger arbeiten Sie dann nur noch mit einer zentralen Kapitalverwaltungsgesellschaft zusammen und erhalten von dieser ein einheitliches Reporting“, so Schätzle. 

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Dieser Aspekt ist ein wesentlicher, wenn nicht sogar der wichtigste Treiber der Entwicklung bei Master-KVGen. Banken und Versicherungen sind mehr denn je mit strengen aufsichtsrechtlichen Vorgaben konfrontiert und laut der Bayerninvest von der Berichterstattung der Master-KVG geradezu „abhängig“. Die Idee, die für den Aufbau einer Master-KVG spricht, hat sich in den vergangenen Jahren zwar nicht verändert. Harold Keller, der bei der französischen Großbank Société Générale institutionelle Anleger und Asset Manager betreut, weist jedoch darauf hin, dass sich Master-KVGen vor allem im Bereich der Berichterstattung deutlich weiterentwickelt haben: „Die Anforderungen seitens der Aufsichtsbehörden steigen seit Jahren. Kunden wiederum erwarten auf ihre Anforderungen zugeschnittene Berichte.“ Auch das Anlage-Universum wachse und sorge so für zusätzliche Komplexität.

Dennoch dürfte die Fondsbranche nächstes Jahr den 20. Geburtstag des Nikolaus-Rundschreibens gebührend feiern. Schließlich ist der Spezialfondsmarkt eine ihrer Stützen und zugleich eine stabile Ertragsquelle. Institutionelle Anleger sind eben nicht so sprunghaft wie Privatanleger, die in Krisenzeiten Milliarden aus Fonds abziehen. 

Während der Markt für offene Publikumsfonds von 2016 bis 2019 unter Schwankungen um knapp 22 Prozent auf zuletzt 1.116 Millionen Euro gewachsen ist, legte der Spezialfondsmarkt stetig zu und wuchs im gleichen Zeitraum um 26 Prozent auf 1.875 Milliarden Euro. Ein Grund für den Zuwachs: Versicherungsgesellschaften fahren ihre Renten-Direktanlagen zurück und investieren mit Hilfe spezialisierter Manager in alternative Asset-Klassen.