Für Berater sind Kundenbücher eine Art Asset. Aus welchem Grund sollte sich jemand freiwillig davon verabschieden?
Mandt: Wir wissen, dass wir uns dabei anders verhalten als der Markt. Aber das kann auch positiv ankommen. Das Kundenbedürfnis steht im Mittelpunkt. Denn Fakt ist: Unser Ansatz spricht sich herum und wir schaffen es, starke Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter davon zu überzeugen, nach Würzburg zu kommen. Weil Würzburg nicht unbedingt die klassische Finanzmetropole ist, sind wir auf diesen Zuzug angewiesen. Auf der anderen Seite müssen unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eben auch nicht jeden Tag in der Bank am Schreibtisch sitzen. Diese Mischung hilft dabei, gute Talente zu finden. Aber klar: Es ist ein schwieriger Talentwettbewerb.
Wenn wir schon beim Personal sind: Sie selbst sind als Aufsichtsratschef zur Fürstlich Castell’schen Bank gewechselt, wurden im April 2021 aber interimsweise Vorstandssprecher. Warum die Personalrochade?
Mandt: Die Vorstände, die bei uns waren, als wir die Neuausrichtung beschlossen haben, konnten oder wollten diese Transformation nicht begleiten. Aus unterschiedlichen Gründen. Deshalb bin ich eingesprungen. Es war dann nicht so schwer, neue Vorstände zu finden, die lieber eine neue Art des Private Bankings als die gefühlt 26. Umstrukturierung ihrer Karriere in einer Großbank umsetzen wollten. Deswegen sind Thomas Rosenfeld, Christian Hille, Stefan Wycisk und Marcus Recher gekommen. Mein Plan ist aber, dass ich kommendes Jahr in eine Cool-Down-Phase und dann wieder in den Aufsichtsrat zurückgehen werde.
Inwieweit hilft es oder war es Plan, dass die Führungsebene durch Personal von außen ausgetauscht wurde?
Mandt: Ohne solche Einflüsse geht das alles gar nicht. Der Eigentümer wollte die Bank verändern, der Aufsichtsrat mit Katharina Gehra hat frischen Wind in die Bank gebracht. Dann ist es unheimlich gut, in der Führungsebene auf den Erfahrungsschatz von Mitarbeitern wie Thomas Rosenfeld, Christian Hille, Stefan Wycisk und Marcus Recher zurückgreifen zu können. Dazu kommt die Erfahrung von unserer ESG-Verantwortlichen Inka Winter sowie Elisa Chenot, die jahrelang bei der UBS und der Bethmann Bank arbeitete. Um nur einige zu nennen.
Fast alle haben Erfahrung von großen Banken. Ist das ein Fingerzeig?
Mandt: Nein. Wir wollen keine große Privatbank. Der Punkt ist: Wir wollen auch als Bank selbst – ohne unsere Beteiligungen – profitabel werden. Derzeit verwalten wir knapp zwei Milliarden Euro. Damit die Bank auch ohne die anderen Geschäftsbereiche profitabel sein kann, brauchen wir drei Milliarden Euro. Das ist gar nicht so weit weg. Und ehrlich gesagt: Hätten wir vor fünf Jahren die zwei Milliarden Euro so angelegt, dass wir mindestens die Märkte getroffen hätten, dann wären es jetzt schon drei Milliarden Euro.
Die Märkte dürften gerade keine große Hilfe sein. Wo bekommen Sie die fehlende Milliarde dann jetzt noch her?
Mandt: Zum einen aus den Bestandskunden, die wir bedarfsgerechter und aktiver versorgen wollen. Zum anderen ist es unser Umfeld. Das ist auch der Grund, warum wir uns nicht ganz aus der Region verabschieden, sondern neben dem digitalen Angebot auch weiter lokal Niederlassungen betreiben wollen. Der dritte Punkt ist die Mund-zu-Mund-Propaganda, die nicht zu unterschätzen ist. Dafür brauchen wir eine sehr gute aber nicht die allerbeste Performance, aber einen guten Service, bei dem sich Kunden ernstgenommen fühlen. Und nochmal: Für diese eine Milliarde mehr werden wir ganz sicher nicht deutschlandweit Filialen eröffnen und nur noch Berater einstellen, die mindestens jeweils 100 Millionen Euro mitbringen.
Blick in die Zukunft: Wie soll sich die Gewichtung der einzelnen Geschäftsbereiche verändern?
Mandt: Wir wollen eine Bank bleiben. Wir werden uns das Kreditgeschäft aber kritisch anschauen und überprüfen, was für welche Kunden noch Sinn ergibt. Wenn ein Kunde etwas möchte, was wir nicht bieten können und wollen, dann arbeiten wir künftig mit Partnern zusammen. Auf lange Sicht wollen wir nämlich mit dem Eigenkapital arbeiten, das wir derzeit haben und wir haben die Kapitalquoten zuletzt schon nach oben geschoben. Im Retail-Bereich werden wir zwar vor allem digital aktiv sein, aber auch den Schwerpunkt auf die Vermögensverwaltung legen, das für alle Vermögensgruppen verfügbar ist. Über alle Teile der Bank wollen wir ein starker und wertebasierter Vermögensmanager sein.
Welche Rolle spielt die besondere Historie der Bank dann noch?
Mandt: Die Eigentümer, also die Fürstenfamilien Castell-Castell und Castell-Rüdenhausen, interessieren sich sehr für die Bank und die Struktur ist in der Tat etwas ganz Besonderes. Gerade, wenn man schon einige Stationen in der deutschen Bankenlandschaft hatte und im Private Banking sozialisiert wurde. Die anderen Fürstlich Castell'schen Aktivitäten wie Wald, Wein und Landschaft lassen sich natürlich sofort mit Nachhaltigkeit und Tradition verbinden. Da wollen wir unseren Beitrag leisten. Und sind wir mal ehrlich: Das ist erlebbar und ließe sich mit dem besten Marketing nicht basteln.