Neuausrichtung beim IBB Wenn Mifid II plötzlich zum Wettbewerbsvorteil wird

Andreas Falger vom Internationalen Bankhaus Bodensee (re.) und Harald Brock von Investify Tech: Zusammen hat man die Vermögensverwaltung der Bank digitaler gemacht und die regulatorischen Kosten gesenkt.

Andreas Falger vom Internationalen Bankhaus Bodensee (re.) und Harald Brock von Investify Tech: Zusammen hat man die Vermögensverwaltung der Bank digitaler gemacht und die regulatorischen Kosten gesenkt.

Das Internationale Bankhaus Bodensee (IBB) aus Friedrichshafen beschreitet seit einiger Zeit neue Wege. Im Private Banking hat man im Jahr 2019 mit der Neuausrichtung begonnen und das Projekt Vermögensverwaltung digital und innovativ beim Thema Regulatorik angegangen. Die Vermögensverwaltung steht hier als zukunftsweisendes Modell im Mittelpunkt der gesamten Positionierung. Die IBB folgt damit als eines der ersten Institute dem Bundesverband deutscher Banken (BdB), der deutlich mehr Innovation und Digitalisierung zur Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit fordert.

Für die Bank, welche ab 2018 ihre Dienstleistung der Vermögensverwaltung ausgelagert hatte, war der Wiederaufbau und das Zurückholen der Entscheidungskompetenz in die IBB eine zentrale Weichenstellung für die Weiterentwicklung des Private Bankings als Geschäftsfeld innerhalb der IBB. Für die Auf- und Umsetzung der Vermögensverwaltung konnte man ein erfahrenes Portfoliomanagement-Team für die Bank am Bodensee gewinnen. Ein klares Signal aus dem Hause IBB das Wachstum gezielt forcieren zu wollen. Ziel ist, die Marke von einer Milliarde Euro an anvertrauten Kundengeldern zu erreichen. Aktuell liegt das verwaltete Vermögen der IBB bei etwa 700 Millionen Euro.

Im Evaluierungsprozess der möglichen Umsetzungsvarianten kamen die Verantwortlichen der IBB schnell zu der Erkenntnis, dass der Aufwand eines komplett internen Neuaufbaus aufgrund der gegebenen Regulatorik-Vorgaben zu groß gewesen wäre. Der Marktstart hätte unter diesen Vorzeichen viel zu lange gedauert.

Die Bank wollte durch die besondere unternehmerische Prägung, welche durch den Haupteigentümer in die Bank ausstrahlt, eine neue, zukunftsfähige Idee umsetzen und einen etwas anderen Weg beschreiten. Das große Bild, das sowohl der operativen Portfoliogestaltung der Vermögensverwaltung, aber auch jener der technologischen Umsetzung zu Grunde lag, war einerseits zukunftsfähige Digitalisierung, andererseits aber auch Bodenständigkeit und es für den Kunden einfach so angenehm wie nur möglich zu machen.

Chancen durch Tech- und Reg-Plattformen

Statt sich wie das Gros der Finanzdienstleister jahrelang nur über die Unverhältnismäßigkeit der europäischen Mifid-Regulierung zu beklagen, mit der insbesondere kleinere Institute belastet und ins Kostenaus gedrängt würden, hat man bei der IBB intensiv nach zukunftsweisenden Lösungen und geeigneten Umsetzungspartnern im Markt gesucht.

Fündig wurde man bei dem Technologie- und Regulatorik-Dienstleister Investify Tech, der das Bankhaus mit seinem One-Stop-Ansatz überzeugte. Das Besondere: Investify ermöglicht nicht nur eine umfassende Digitalisierung des Private Banking, mit dem alle Vertriebs- und Abwicklungsprozesse bequem von Zuhause oder in den Niederlassungen durchgeführt werden können.

Einen besonderen Nutzen entfaltet die spezielle Regulatorik-Plattform des Anbieters. Sie ermöglicht es, die regulatorische Last in der Bank deutlich zu minimieren. Dank der Plattformstrategie ist „Klein, aber fein“ im Wertpapiergeschäft kein Nachteil mehr. Die Kosten für das Set-up bleiben bezahlbar, da man die benötigten Leistungen aus einem Modulbaukasten auswählen kann. Die laufenden Kosten für die Themen Software as a Service und Outsourcing orientieren sich zudem an der Größe des jeweiligen Vermögensverwalters. Das heißt, die regulatorischen (Kosten-)Belastungen durch Mifid, Mifir et cetera werden durch eine einheitliche Plattform proportional geringer und damit für jedes auch kleinere Haus handhabbar. Zusätzlich bewirkt die Nutzung einer erprobten Plattform die deutliche Minimierung von Projektrisiken und verkürzt die Vorlaufzeit (Time-to-Market).

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Neue Gelassenheit bei Regulatorik

Es verwundert also insgesamt nicht, dass sich das Ergebnis der Neuausrichtung liest wie von einem Ingenieur des Mutterkonzerns entworfen. Die anspruchsvolle persönliche Beratung und Betreuung wird jetzt durch eine Software, durch umfängliche Automation inklusive eines volldigitalen Onboardings sowie durch Kunden-Dashboards und Apps nachhaltig unterstützt. Für den Kunden ist ein völlig neues Dienstleistungserlebnis entstanden – modernste digitale Assistenz-Tools verbinden sich nahtlos mit einer persönlichen Beratung durch die Bank. Ein absolutes Novum in der Branche ist das umfängliche Outsourcing von regulierten Aufgaben. Zudem kann die Compliance durch digitale Prozesse, die über die Plattform abgebildet werden, gestärkt werden (Compliance as Code).

In der IBB kann so ein völlig neuer Grad an Industrialisierung erreicht werden, ohne dass es Einbußen bei der individuellen Beratung und laufenden Betreuung gibt. Hierbei handelt es sich um einen nachhaltigen Erfolg, da der Plattform-Anbieter auch in Zukunft dafür sorgt, dass jeweils die aktuelle Regulatorik ohne Zusatzaufwände in der Bank erfüllt wird.

Ein solches Outsourcing der Geschäftsprozesse ist im Markt zunehmend häufiger zu finden, da hierdurch kleinere und größere Institute das Wertpapiergeschäft kosteneffizient und personalschonend betreiben können. Die weiterwachsenden Anforderungen hinsichtlich der Regulatorik, etwa die Berücksichtigung von ESG-Kriterien, sieht man in der IBB jetzt ganz gelassen.