Länder-Aktienindizes enthalten die größten der großen Unternehmen eines Marktes. Doch wie stark konzentrieren sich Indizes dabei auf einige wenige Unternehmen – und inwiefern sind bestimmte Industrien dadurch überrepräsentiert?
Das hat HQ-Trust-Portfoliomanager Jan Tachtler gemessen – anhand der Top-Ten-Titel aus unterschiedlichen MSCI-Länderindizes weltweit.
Man könnte meinen, dass in den USA die Tech-Industrie, in der Schweiz die Pharmabranche und in Australien Rohstoffunternehmen die Indizes dominieren. Aber ganz so einfach ist es wiederum nicht, stellte Tachtler fest.
Konzentration von Volumen: Gegenpole sind Schweiz und Japan
In einem ersten Schritt maß der Portfoliomanager des Fonds HQT Megatrends, wie viel Gewicht die Top-Ten-Titel in einzelnen Indizes ausmachen. Die höchste Konzentration hat demnach die Schweiz: Dort machen die Top-Ten-Aktien rund 72 Prozent des Gesamtvolumens des MSCI Switzerland aus. Die niedrigste Konzentration fand Tachtler hingegen in Japan. Dort versammelten die Top-Ten-Titel gerade einmal rund 26 Prozent.
Interessante Erkenntnis: Selbst in den USA, denen nachgesagt wird, dass dort wenige große Tech-Riesen („Magnificent Seven“) den gesamten Markt beherrschen, ist die Konzentration vergleichsweise moderat: „Trotz der Magnificent 7 ist der Indexanteil der Top Ten in den USA mit 32,82 Prozent deutlich geringer als in vielen anderen Ländern – und wohl auch deutlich geringer als viele Anleger annehmen dürften“, fand Tachtler heraus.
Im nächsten Schritt untersuchte der Portfoliomanager, wie stark ganz bestimmte Industrien in den Top Ten der Indizes vertreten sind – und folglich den jeweiligen Markt dominieren. Dabei stieß er besonders häufig auf Finanzunternehmen: „Die Finanzbranche ist bei acht Ländern in der Top Ten vertreten.“ Immobilienaktien dagegen fanden sich nur in einem einzigen Land in den Top Ten wieder – in Australien.
Konzentration von Industrien: Weltmeister Taiwan
Quasi das genaue Gegenteil eines diversifizierten Marktes fand Tachter in Taiwan: „Wer auf die Top Ten der Aktien aus Taiwan setzt, investiert lediglich in zwei Branchen: IT und Finanzwesen.“ Die IT-Dominanz in Taiwan zeigt sich auch anderweitig: „Der Bereich Informationstechnologie steht in Taiwan für 94,05 Prozent der Top Ten“, maß Tachtler.
Bezogen auf Deutschland fand der Analyst immerhin drei Industrien, die an der Index-Spitze bestimmend sind: „In Deutschland geben vor allem drei Sektoren in den Top Ten den Ton an: IT, Finanzwesen und Industriewerte“, so Tachtler.
Überhaupt geht es laut der Analyse in Europa vergleichsweise diversifiziert zu. „In den europäischen Ländern Großbritannien, Frankreich, Deutschland und der Schweiz investieren Anleger mit dem Kauf der Aktien-Top-Ten in jeweils sechs verschiedene Branchen“, fand der HQ-Trust-Spezialist heraus.
Tachtlers Fazit: „Diversifikation ist entscheidend." Anleger sollten generell darauf achten, ihre Portfolios über verschiedene Branchen und Länder zu streuen, um Risiken zu minimieren. Gerade beim Kauf bestimmter Länder-ETFs könnten sie sich sonst ungewollt Klumpen-Risiken ins Portfolio holen.