Die Deutsche Bank will das Privatkundengeschäft stärken – aber stampft ihre Pläne für eine App ein, über die sich digital unter anderem Wertpapiere handeln lassen sollten. Das sagte der Leiter des Privatkundengeschäfts, Claudio de Sanctis, in einem Interview mit dem „Handelsblatt“. Das Projekt lief unter dem Namen Vestivity. Gerüchte über einen möglichen Stopp der Pläne, die noch von De Sanctis‘ Vorgänger Karl von Rohr stammten, hatte es schon im vergangenen Herbst gegeben. Die Entwicklung der App hatte damals laut Informationen der SZ bereits einen zweistelligen Millionenbetrag verschlungen. Nun kam die offizielle Bestätigung über das Aus.
De Sanctis bezeichnete die geplante App, die neben digitalen Bankgeschäften eben auch eine digitale Vermögensverwaltung für Privatkunden bieten sollte, in der Rückschau als „eine wirklich gute Idee“. Allerdings sei der Service nur für einen Bruchteil der Deutsche-Bank-Kunden relevant gewesen.
Auch andere Produkte zusammengestrichen
Auf Nachfrage räumte De Sanctis ein, dass man die umfangreiche Produktpalette des Konzerns insgesamt mehr strukturieren wolle. Zum Deutsche-Bank-Konzern gehören mittlerweile auch die Töchter Postbank und Norisbank.
Als aktuelle Marschrichtung im Privatkundenbereich der Deutschen Bank gab de Sanctis an, dass das breite Privatkundengeschäft bei Investitionen aktuell Vorrang vor dem Wealth Management habe. Für seinen Geschäftsbereich gibt sich De Sanctis insgesamt sehr positiv: „Das schiere Ausmaß des Wachstumspotenzials, das es im breiten Privatkundengeschäft der Deutschen Bank gibt, ist noch größer, als ich gedacht habe. Das ist eine riesige positive Überraschung.“
Privatkunden eines von vier Geschäftsfeldern
Die Deutsche Bank teilt ihr Geschäft in vier Kernfelder auf, die neben der Privatkundenbank auch die Bereiche Unternehmensbank, Investmentbank und Vermögensverwaltung umfassen. Claudio de Sanctis kam 2018 zur Deutschen Bank und wurde im vergangenen Juli als Privatkundenchef in deren Vorstand berufen.