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Nachhaltigkeitsexperte im Interview „Mehr Transparenz bei ESG wird das Marktwachstum stärken“

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Candriam hat sich als einer der ersten Asset Manager schon im Jahr 1996 das Thema Nachhaltigkeit auf die Fahnen geschrieben. Was hatte damals den Auslöser gegeben?

Czupryna: Der Impuls kam von einzelnen Kunden, darunter Genossenschaftsbanken. Sie wollten mehr Ethik in ihren Anlagelösungen, um damit nicht zuletzt auch Kundenwünschen nachzukommen. Diese Player am Finanzmarkt wollten aus bestimmten Sektoren heraus und haben uns gebeten zu überlegen, wie sich bei Aktieninvestments der Stellenwert der ethischen Kapitalanlage verbessern lässt. Wir wurden dann gebeten, die gemeinsamen Überlegungen in Fondslösungen einfließen zu lassen. Ab 1996 haben wir dann entsprechende Fonds aufgelegt.

Im Jahr 2005, als Nachhaltigkeit weltweit immer stärker in den Fokus rückte, trafen wir eine weitere Entscheidung: Candriam stellte ein qualifiziertes Research-Team mit erfahrenen Analysten zusammen. Wir waren der Meinung, dass es nicht mehr länger nur um Ethik und den Ausschluss von gewissen Sektoren und Unternehmen gehen sollte, so wie es die Mitbewerber im Asset Management handhabten. Uns trieb die Frage um: Lassen sich bessere Investmentscheidungen treffen, wenn man ESG-Faktoren integriert? Wir haben dann entsprechende Fonds aufgelegt, mit sehr ordentlichem Erfolg, nebenbei gesagt. Abgesehen von europäischen Aktien sowie Unternehmens- und Staatsanleihen waren diese Fonds übrigens schon damals mit Schwellenländeraktien bestückt. Unsere langjährige Expertise in diesem aufstrebenden Marktsegment machte diese Spezialisierung möglich.

Im Jahr 2005 hatten die Finanzmarktteilnehmer ESG-Faktoren weitgehend wohl noch nicht auf dem Radar?

Czupryna: Unsere Marktstrategien stützten sich vor 15 Jahren auf von uns eigens entwickelte ESG-Strategien. Wir konnten nicht darauf warten, dass weltweit führende Anbieter von Informationen über die soziale und ökologische Performance von Unternehmen, darunter oekom research und MSCI, auch für Small Caps entsprechende ESG-Klassifizierungen entwickelten.

Viele Asset Manager setzen sich nicht nur für den direkten Dialog mit Unternehmen ein, sondern suchen im Rahmen von Stewardship-Programmen auch die kollaborative Zusammenarbeit mit weiteren Asset Managern, um im Verbund noch schlagkräftigeren Einfluss zu nehmen. Wie steht Candriam zu diesem Ansatz?

Czupryna: In diesem Bereich sind wir ebenfalls sehr engagiert. So bringen wir die im Jahr 2018 ausgehandelte Investoreninitiative Climate Action 100+ tatkräftig mit voran. Ziel der Initiative ist es, die größten Treibhausgasemittenten zu einer Reduzierung ihrer Emissionen zu bewegen. Hinzu kommt die seit 2018 bestehende Workforce Disclosure Initiative (WDI), die eine Vereinheitlichung der jährlichen Personalberichterstattung börsennotierter Unternehmen fördern will. Zufriedene Mitarbeiter, sowohl in den Unternehmen selbst als auch bei Zulieferern und Subunternehmen, und eine Personalpolitik, die zu den heutigen Herausforderungen passt, spiegeln sich in verbesserten Finanzergebnissen wider. So können Unternehmen mit einer guten Reputation leichter Kunden und leistungsfähige Mitarbeiter gewinnen und binden. Zugleich wirken sich effizientere Prozesse – denken Sie nur an geringere Kosten für die Anwerbung und Einarbeitung neuer Mitarbeiter – eine höhere Motivation und ein besserer Service für Mitarbeiter und Kunden direkt auf die Finanzen eines Unternehmens aus.

Außerdem sind wir Mitglied in der Plastic Solutions Investor Alliance. Auch hier wollen wir eine tragende Rolle spielen, um Einfluss zu nehmen. Die Allianz, gegründet im Frühjahr 2019, ist in etwas mehr als einem Jahr zu einer globalen Organisation mit nahezu 50 Mitgliedern und über 20 Projekten gewachsen, die weltweit gegen Plastikmüll in der Umwelt vorgehen.