In den letzten Jahren wurde mir immer wieder die Frage gestellt: „Wie stellen Sie sicher, dass Sie nachhaltig investieren?“ Diese wichtige Frage bestätigt den allgemeinen Trend einer steigenden Relevanz von Nachhaltigkeit. Als Portfoliomanager für Small-Caps schätze ich diese Frage sehr, weil sie mir die Möglichkeit gibt zu erklären, was ich darunter verstehe: Nämlich den gesunden Menschenverstand beim Investieren einzusetzen.
Zu wenig untersucht
Ich habe fast zwei Jahrzehnte in europäische Small-Caps investiert und dabei aus erster Hand erfahren, wie wichtig es ist, die Unternehmen zu verstehen, in die wir investieren. Ab und zu geraten Small-Caps unter starken Druck, aber ich weiß, dass dies dazugehört. Die Marktvolatilität ist einfach höher. Das muss man akzeptieren, aber auch nutzen. Wissenschaftler haben dieses Phänomen seit langem analysiert, und ich bin überzeugt davon, dass einer der Gründe für die höhere Volatilität die im Vergleich zu Large-Caps strukturell niedrigere Abdeckung von Small-Caps durch Research ist. Unter ansonsten gleichen Bedingungen spiegelt der Aktienpreis eines Small Cap- Unternehmens wider, dass im Vergleich zu einem größeren Unternehmen weniger Informationen verfügbar sind. Das bedeutet zugleich auch mehr Möglichkeiten für alle, die sich die Mühe machen, diese Informationen selbst einzuholen. Und genau das machen wir – und wir nutzen dabei stets unseren gesunden Menschenverstand.
Probleme mit ESG-Scores
In gewisser Weise ist dies ganz einfach. Schwieriger ist es hingegen, solche Probleme überhaupt zu entdecken. Wenn ich mir die ESG-Abdeckung meines Investment-Spektrums anschaue, haben viele Unternehmen keine ESG-Scores, und wenn doch, beruhen sie nicht selten auf oberflächlichen Analysen, um es noch milde auszudrücken. Daher muss ich die Analysen selbst durchführen und alle wesentlichen Aspekte des Unternehmens verstehen. Niemand anderes nimmt mir diese Aufgabe ab.
Kork als Investitionsmöglichkeit
Gesunder Menschenverstand beim Investieren beschränkt sich nicht darauf zu verstehen, von welchen Unternehmen man die Finger lassen sollte. Man kann ihn auch einsetzen, um besser zu verstehen, welche Unternehmen für Anleger Wachstumschancen bieten, wenn man ESG-Aspekte in die Analyse einbezieht. Ich habe mehrere Beispiele von Small-Cap-Unternehmen, die sich so positioniert haben, dass sie von Umwelttrends profitieren. Bei fast jeder Unternehmensanalyse ist die Integration von ESG eine Selbstverständlichkeit, wenn man ein umfassendes Verständnis des Unternehmens und seines Geschäftspotenzials erreichen will.
Nehmen Sie beispielsweise das portugiesische Unternehmen Corticeira Amorim, den weltweit größten Hersteller von Korkprodukten aus 100 % natürlichen Rohstoffen. Wir investieren seit langem in dieses Unternehmen, da wir sein Management, seine Kapitalstruktur und Marktstellung schätzen. Als wir das Unternehmen genauer untersuchten, erkannten wir sehr bald, wie gut es aus ökologischer Sicht positioniert ist.