Nachhaltigkeit und Kapitalanlage Analystenverband will Fragen beantworten

Henrik Pontzen ist Leiter der Abteilung ESG im Portfoliomanagement der Fondsgesellschaft Union Investment.

Henrik Pontzen ist Leiter der Abteilung ESG im Portfoliomanagement der Fondsgesellschaft Union Investment. Foto: Union Investment

Der Analystenverband DVFA schaltet sich über die Expertengruppe „Sustainable Investing“ in die laufende Debatte um nachhaltige Kapitalanlagen ein. Das DVFA-Gremium verfolgt das Ziel, im dynamischen Umfeld des EU-Aktionsplans Sustainable Finance für den Finanzmarkt Klarheit bei drängenden Fragen zu schaffen, wie der Verband in Frankfurt am Main mitteilte.

Henrik Pontzen, Chef der Abteilung ESG im Portfoliomanagement der Fondsgesellschaft Union Investment, leitet das im November 2018 neu konstituierte unabhängige Gremium und erläutert: „Die Kommission will verantwortungsvolles Investieren in Deutschland voranbringen“. Pontzen betont, dass es für ihn wichtig sei, die Meinungen von Akteuren der Finanzindustrie zu bündeln und zu adressieren. Auf diese Weise wollen wir die laufende Debatte beleben und Orientierung stiften.“

Die Sustainable-Investing-Expertengruppe ist eine von insgesamt sieben DVFA-Kommissionen und besteht aus 14 Vertretern von Investoren und bankenunabhängigen Research- und Datenanbietern. Das Gremium setzt sich mit der Entwicklung von Nachhaltigkeitsstandards, deren Wirkung, Messbarkeit und mit Hindernissen auseinander. Die DVFA betont, dass sie keine Unternehmensinteressen vertrete, sondern die tägliche Praxis in der Finanzindustrie als Ganzes im Blick habe.

Mit vier Arbeitsgruppen beleuchtet die DVFA-Kommission die Nachhaltigkeit und stuft folgende Themen als besonders wichtig ein:

  1. Typologie: Was bedeutet überhaupt Nachhaltigkeit? Eine Umfrage der DVFA unter Investment Professionals ergab, dass 70,2 Prozent der Befragten den Mangel eines einheitlichen Definitionsstandards als Hindernis für eine nachhaltige Ausrichtung der Finanzindustrie einstufen. Ziel der Arbeitsgruppe Typologie sei es, unterschiedliche Nachhaltigkeitskonzepte verantwortungsvoller Geldanlage mit einem einheitlichen Schema zu klassifizieren und vergleichbar zu machen.
  2. Impact: Wie lässt sich die extrafinanzielle Wirkung nachhaltigen Investierens am besten messen? Welche gesellschaftlichen Folgen gibt es? 98 Prozent der befragten Investment Professionals sind laut DVFA der Ansicht, dass die Wirkung von Investitionen auf Umwelt und Gesellschaft stärker hinterfragt wird. Hier möchte die Arbeitsgruppe Antworten entwickeln und durch Best-Practice- Beispiele Anhaltspunkte etablieren.
  3. Evidenz: Welchen finanziellen Beitrag liefert nachhaltiges Investieren auf der Ertrags- und der Risikoseite? Lediglich 16 Prozent der Befragten gehen laut DVFA davon aus, dass die Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsfaktoren negative finanzielle Auswirkungen zeitigt, während 37,5 Prozent davon ausgehen, dass ein positiver Zusammenhang besteht. 46 Prozent waren diesbezüglich unentschieden. Das Ergebnis zeige, dass immer mehr Menschen von der Evidenz nachhaltigen Investierens überzeugt seien. Daher bestehe ein großer Bedarf, besser zu verstehen, ob und wie Nachhaltigkeitsfaktoren finanziell wirksam werden. Diesen Bedarf will die Kommission adressieren und einen Überblick über die aktuelle Forschung erarbeiten.
  4. Hindernisse und Grenzen: Sonstige Hindernisse? Neben dem benannten Mangel einer einheitlichen Definition von Nachhaltigkeit wird die Kommission in dieser Arbeitsgruppe sonstige Hindernisse für Sustainable Finance identifizieren und Vorschläge zu ihrer Überwindung erarbeiten. So sind sich beispielsweise 59,6 Prozent der Befragten einig, dass viele Akteure in der Finanzindustrie nicht über das nötige Wissen und die Erfahrung bezüglich Nachhaltigkeitskriterien verfügen. Diese Erkenntnis deckt sich mit einer aktuellen Umfrage des Alternative-Investments-Verbands BAI.

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In den kommenden Wochen wird die Sustainable-Investing-Kommission der DVFA die Umfrage unter den Investmentprofis in Deutschland zum nachhaltigen Investieren auswerten und die Ergebnisse veröffentlichen. Noch im Verlauf des dritten Quartals soll dann ein Positionspapier zur im Juni 2019 von der Europäischen Union vorgelegten Taxonomie folgen. 

Innerhalb der DVFA gibt es sieben Experten-Kommissionen. Sie beschäftigen sich unter anderem auch mit der Unternehmensanalyse, mit Immobilien und Geldpolitik.

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