Studie unter Profianlegern Nachhaltigkeit rückt bei Immobilienfonds in den Hintergrund

Apartmenthaus

Apartmenthaus: Der Sekundärmarkt für offene Immobilien-Spezialfonds nimmt der Umfrage zufolge an Fahrt auf. Foto: Imago Images / Michael Gstettenbauer

Trotz Ukraine-Krieg, Inflation und steigenden Zinsen will die Mehrheit der institutionellen Investoren in Deutschland an ihren Investitionen festhalten. Nur 20 Prozent gaben im aktuellen Trendbarometer des Finanzdienstleisters Real Exchange an, kurzfristig Veränderungen vornehmen zu wollen. Bei Immobilienfonds strebt die Hälfte der 800 befragten institutionellen Investoren, Fondsinitiatoren und Fondsmanager langfristige Zinsbindungen an. Etwa ein Drittel will die Eigenkapitalquote bei Fondsbeteiligungen erhöhen. Ein weiteres Drittel gab an, zunächst abwarten zu wollen.

„Vor allem auf dem Primärmarkt für offene Immobilien-Spezialfonds ist die Unsicherheit, die aus der aktuellen geopolitischen Lage resultiert, angekommen“, sagt Real-Exchange-Vorstand Jörn Zurmühlen. Auf dem Zweitmarkt sei das allerdings noch nicht zu spüren. Dort gebe es eher eine steigende Tendenz.

Interesse an Verkäufen auf dem Zweitmarkt steigt

Etwa 35 Prozent gaben demnach an, ihr Interesse an Verkäufen sei gestiegen – ein Plus von 32 Prozentpunkten. Gleiches gilt für die Rückgabe von Fondsanteilen, die bei knapp einem Drittel der Profianleger im Fokus steht. Hauptgrund ist mit etwa 60 Prozent die Portfoliooptimierung etwa durch die Reduzierung der Beteiligungsquote in Immobilienfonds. Die Unzufriedenheit mit der Wertentwicklung oder dem Fondsmanagement ist mit 43 Prozent ein zweiter wichtiger Punkt. Knapp ein Drittel will zudem Gewinne realisieren.

Zugenommen haben als Gründe für Verkäufe von Immobilien-Fondsanteilen die Liquiditätsbeschaffung mit einem Plus von 13 Prozentpunkten auf 17 Prozent sowie die Rückgabe bei der Kapitalverwaltungsgesellschaft aufgrund des Ergebnisses mit einer Zunahme von 10 Prozentpunkten auf 13 Prozent. Erstmals gaben Investoren zudem volkswirtschaftliche Entwicklungen als Motivation für einen Verkauf an (20 Prozent). Fast die Hälfte erwartet in den kommenden zwölf Monaten mehr Verkäufe auf dem Zweitmarkt. Zwei Drittel wollen sich daran aber nicht beteiligen.

Eine deutliche Veränderung gab es beim Thema Nachhaltigkeit. Während im ersten Quartal dieses Jahres noch 43 Prozent der Investoren den sogenannten ESG-Kriterien eine entscheidende Rolle bei Käufen einräumten, waren es bei der jüngsten Umfrage nur noch 10 Prozent. Etwa 60 Prozent gaben an, Nachhaltigkeit sei für sie teilweise relevant. „Im Rahmen der geopolitischen Ereignisse scheint die ESG-Thematik derzeit ein wenig in den Hintergrund gerückt zu sein“, analysiert Zurmühlen.

Auf Käuferseite haben sich die Gründe für den Erwerb von Fondsanteilen auf dem Sekundärmarkt ebenfalls verändert. Für 57 Prozent der Befragten steht die Umschichtung ihrer Portfolios im Fokus – ein Plus von 18 Prozentpunkten. Knapp die Hälfte der Befragten gibt bessere Renditen und Kaufpreise sowie schnelleren Kapitalabruf als wichtig an.

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