Nachhaltigkeit im Portfolio Fallstricke bei der Einführung von ESG-Reportings

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Viele Banken und Kapitalanlagegesellschaften bieten für ihre Anlegerfonds bereits ESG-Ratings an. In einem gemischten Portfolio führt dies dazu, dass aufgrund der unterschiedlichen methodischen Zugänge die diversen Einzelwerte und Fonds uneinheitlich bewertet werden. Ein aussagekräftiges Ergebnis ist damit kaum oder nur sehr schwer möglich.

Anleger sollten sich ebenfalls bewusst sein, dass, wie in vielen anderen Bereichen auch, die Verpackung manchmal mit dem Inhalt nicht übereinstimmt. Aktiv verwaltete Fonds, die Nachhaltigkeitskriterien berücksichtigen, weisen in vielen Fällen – aufgrund des höheren Aufwands – auch höhere Gebühren auf. Nur ein unabhängiges ESG-Reporting kann gewährleisten, dass die Grundsätze eingehalten werden und der Anleger auch das bekommt, wofür er zahlt.

Ein ESG-Reporting muss daher einer einheitlichen Methodik folgen. Nur so lässt sich sicherstellen, dass die verschiedenen Finanzanlagen einheitlich bewertet werden. Die Ergebnisse werden dadurch nicht nur untereinander, sondern auch in Bezug zu einer Benchmark und einer Peer Group vergleichbar. Gerade ein relativer Vergleich liefert interessante Aussagen, zeigt Verbesserungsmöglichkeiten auf und stellt Aussagen über die nachhaltige Entwicklung eines Portfolios im Zeitverlauf bereit.

Eine transparente Darstellung der Ergebnisse ermöglicht es, entsprechende Schlüsse zu ziehen und Optimierungen umzusetzen. Bei Verstößen gegen Ausschlusskriterien sind beispielsweise die betreffenden Unternehmen und deren Gewichtung auszuweisen. Zudem sollte aus der Analyse hervorgehen, aus welchem Grund das Unternehmen gegen ein Kriterium verstößt.

Digitalisierung hilft, ESG-Reportings zu verbessern

Es ist davon auszugehen, dass ESG-Reporting-Systeme in Zukunft nach und nach besser werden. Die internationalen Datenanbieter arbeiten laufend an den Prozessen, um die Datenqualität auf Unternehmensebene zu verbessern. Auf der anderen Seite sehen sich Unternehmen immer weiter gezwungen, ESG-relevante Kennzahlen zu veröffentlichen beziehungsweise die Qualität der Kennzahlen zu steigern. Mit Hilfe der Digitalisierung lassen sich es große Datenmengen immer effizienter aufbereiten und auswerten.

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Während sich die Qualität der Daten im Bereich der liquiden Finanzanlagen immer weiter verbessert, ist die Ausgangslage für Anleger, die in Sachanlagen wie Immobilien oder Private Equity investieren, noch bedeutend schwieriger. Es ist jedoch nur eine Frage der Zeit, bis der Druck auch in diesem Bereich zu einer Verbesserung der Datenqualität führt.

Anlegern, die ein ESG-Reporting etablieren und ESG-Kriterien in ihrem Anlageprozess berücksichtigen wollen, sei empfohlen, unabhängige und professionelle Spezialisten einzubeziehen. Nur so kann gewährleistet werden, dass die Vorgaben auch tatsächlich umgesetzt werden, die Kosten im Rahmen bleiben und die Anlageergebnisse nachteilig den Erwartungen entsprechen. Ein umfassendes ESG-Controlling unterstützt bei der Definition geeigneter Kriterien, überwacht die Umsetzung der Anlagestrategie und ermöglicht mit aussagekräftigen Berichten eine akkurate Darstellung und Bewertung der Ergebnisse. 


Über die Autoren:
Melanie Kühlborn-Ebach ist Geschäftsführerin des Beratungsunternehmens LMM Investment Controlling in Deutschland. Die Betriebswirtin hält einen Master-Abschluss mit Schwerpunkt auf Immobilien und einen Abschluss der European Business School (EBS) für die Beratung von Immobilien-Investoren.
Stefan Kargl ist Geschäftsführer von LMM Investment Controlling in Österreich. Er lehrt seit 2007 an der Fachhochschule Wien und weiht Studenten in die Unternehmensfinanzierung ein.

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