Pensionskassen-Vorstand Frank Oliver Paschen Nachhaltigkeit bedeutet für mich ...

Frank Oliver Paschen von der Pensionskasse der Hamburger Hochbahn

Frank Oliver Paschen von der Pensionskasse der Hamburger Hochbahn: Das Vorstandsmitglied äußert sich zum Megatrends Nachhaltigkeit

... mehr als einen Trend. Es ist zu Recht ein Thema, welches das Schattendasein in der Nische dauerhaft verlassen hat. Sich auch als Pensionskasse mit Environmental-, Social- und Governance-Kriterien (ESG) zu beschäftigen, wird zur Selbstverständlichkeit – insbesondere in der Kapitalanlage, aber auch im Risikomanagement.

Im Ländervergleich hinkt Deutschland zum Beispiel den österreichischen Kassen, die allesamt eine Nachhaltigkeitsstrategie auf Gesamtunternehmensebene aufweisen, noch weit hinterher. Aber unter anderem wegen der Fridays-for-Future-Bewegung ist ESG auch bei uns im gesellschaftlichen Mainstream angekommen, sodass die Agenden institutionelle Anleger, Vermögensverwalter und Asset Manager das Thema nicht mehr ignorieren können. Und das natürlich nicht zuletzt auch wegen der zunehmenden regulatorischen Anforderungen.

Unser Haus versteht es als Chance und als Verpflichtung seinen Mitgliedern sowie den beteiligten Unternehmen gegenüber, Aspekte einer nachhaltigen Kapitalanlage in die Entscheidungen mit einzubeziehen. Daher gehört es zu den grundsätzlichen Zielen der Geschäftsstrategie, ESG bei allen unternehmerischen und insbesondere bei Anlageentscheidungen in den Überlegungen zu berücksichtigen.

Im Rahmen des Auswahlprozesses einer Neuanlage werden solche Produkte bevorzugt, die bei (nahezu) gleichem Chancen-Risiko-Verhältnis ESG-Kriterien berücksichtigen. Alle von uns vergebenen Mandate werden von Fondsmanagern beziehungsweise Vermögensverwaltern betreut, die einen eigenen ESG-Katalog erstellt haben oder einen entsprechenden ESG-Filter anwenden. An der einheitlichen, objektivierbaren Taxonomie fehlt es natürlich noch.

Unser namensgebendes Trägerunternehmen, die Hamburger Hochbahn AG, steht wie ein Leuchtturm für die Umstellung auf immissionsfreie Antriebe, eine weitestgehend autofreie Innenstadt und damit insbesondere für das E in ESG. Mit der eigenen Immobilienabteilung und einem umfangreichen Immobilienportfolio hat unsere Kasse zudem begonnen, die Objekte einem Sustainable-Asset-Check zu unterziehen oder auch eine Bewertung der Immobilien hinsichtlich der CO2-Reduzierung vorzunehmen und Sanierungen und Zukäufe dahingehend zu optimieren.

Für die Wertentwicklung unserer Objekte, für die Vermietbarkeit und Fungibilität finden wir es unerlässlich, sowohl aus Renditegesichtspunkten, aber eben auch zur Risikominimierung ökologische, ökonomische und soziofunktionale Qualitäten zu beurteilen.

Die Ausprägung bei den verschiedenen institutionellen Kapitalanlegern und auch, ob der Schwerpunkt wie bei uns auf E oder aber eher auf S oder G liegt, hängt auch vom Geschäftsmodell und der Tradition ab. Wobei auch klar sein sollte: Auf E kann ein Unternehmen in der Regel ohnehin nur mit sozialem Gewissen und bei guter Unternehmensführung setzen. E, S und G hängen immer aneinander. Die Bewertung ist da schon schwieriger.

Nachhaltigkeit im Risikomanagement zu ignorieren, wäre heutzutage fatal. Ging es früher nur um die Performance-Frage nachhaltiger Kapitalanlagen, ist heute entscheidender, ob ich mich mit einer Anlage mangels Nachhaltigkeit ins Abseits manövriere. Ich habe ein zusätzliches Risiko zu bewerten, welches wie ein Kurs-, Währungs-, Ausfall- oder Bonitätsrisiko eintreten könnte.

Die Identifizierung sowie die Bewertung von ESG-Risiken wurden bei uns daher als integraler Bestandteil in das Risikomanagement und die Risikoprozesse eingebettet. Wir denken, dass ESG-Risiken auf verschiedene der bereits genannten Risiken verstärkend wirken, aber keine gesonderte Risikoklasse darstellen. Die hier auftretenden Einflüsse werden deshalb nicht separat beobachtet, sondern gemeinsam mit bereits betrachteten Faktoren bewertet.


Über den Autor:

Frank Oliver Paschen ist Vorstand der Pensionskasse der Hamburger Hochbahn Aktiengesellschaft. Beim Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit verantwortet er unter anderem die Kapitalanlage, das Reporting/Controlling sowie die Bereiche IT und Recht.

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