Bernhard Gilgenberg, Pensionskasse der Deutschen Wirtschaft Nachhaltigkeit bedeutet für mich …

Bernhard Gilgenberg von der Pensionskasse der Deutschen Wirtschaft

Bernhard Gilgenberg von der Pensionskasse der Deutschen Wirtschaft: Der Vorstandsvorsitzende mit grundsätzlichen Gedanken zur neuen Nachhaltigkeits-Normalität und dem Zeithorizont der ESG-Transformation Foto: Sandra Seifen Fotografie

Nachhaltigkeit bedeutet für mich die große Chance, Wachstum nicht zu Lasten unserer Umwelt zu generieren und unseren Lebensraum für nachfolgende Generationen zu erhalten und weitestmöglich zu verbessern.

Für eine Pensionskasse liegt Nachhaltigkeit in der DNA. Dies zeigt sich vornehmlich in der Kapitalanlage. Das Leitmotiv der Investmentstrategie von Pensionskassen liegt darin, die Beiträge ihrer Mitglieder möglichst sicher anzulegen. Daher müssen alle Investments langfristig belastbar und wirtschaftlich erfolgreich sein. Dies ist nur mit einem nachhaltigen Investmentansatz möglich.

Damit rücken ökologische und soziale Maßstäbe sowie Grundsätze der verantwortungsvollen Unternehmensführung zunehmend in den Vordergrund. Benötigt werden langfristig erfolgreiche Investments, die entsprechend hohe ESG-Standards erfüllen und attraktive Wachstumspotenziale aufweisen.

ESG als Wachstumstreiber

Die Globalisierung hat dazu geführt, dass oft nur noch der niedrigste Preis zählt, ob für Bekleidung, Elektrogeräte oder outgesourcte Dienstleistungen. Dieses sogenannte Race-to-the-Bottom hat zur Verlagerung vieler Arbeitsplätze in Länder mit oft niedrigen Lohn-, Arbeits- und Umweltstandards geführt. Durch weltweit geltende höhere ESG-Standards wird die Wettbewerbsposition von Anbietern mit hohen Qualitäts- und ESG-Standards verbessert, weil diese von den Investoren mit besserem Zugang zu Eigen- und Fremdkapital belohnt werden.

In den kommenden Jahren werden zudem Investitionen in Milliardenhöhe erforderlich, um den Klimawandel aufzuhalten beziehungsweise dessen Folgen abzumildern. Von diesen Investitionen können Unternehmen, die hierfür Lösungen anbieten, erheblich profitieren, wie zum Beispiel bei erneuerbaren Energien, der Digitalisierung oder der Wasserstofftechnik.


Der ESG-Modernisierungs- beziehungsweise Transformationsschub wird der Wirtschaft neue Impulse und Perspektiven geben zum Ausgleich wegfallender Arbeitsplätze in stagnierenden Branchen. Die ESG-Transformation kostet nicht nur Geld, sondern sie benötigt auch Zeit und Geduld des Investors, um wettbewerbsfähige neue technische Lösungsmöglichkeiten zu entwickeln und umzusetzen.

Insbesondere im Industriebereich gibt es bereits vielversprechende Ansätze, wie beispielsweise die Entwicklung von Turbinen, die mit „grünem“ Wasserstoff angetrieben werden können. Für den flächendeckenden Einsatz von sauber produziertem Wasserstoff als Energiequelle müssen zudem die nötige Infrastruktur sowie Produktions-, Lager- und Transportkapazitäten geschaffen und finanziert werden.

Ein unumkehrbarer Prozess

ESG-Investments sind aber nicht nur Google und Windräder, sondern auch unsere klassische Industrie, deren ESG-Wertschöpfungspotenziale wir nicht ausblenden dürfen. Gezielte Investments unterstützen diesen Transformationsprozess. Oft wird eingewendet, dass ESG-Investments nicht kompetitiv wären und wirtschaftlich keinen Mehrwert böten. ESG-Investments haben sich jedoch von einer Nische zum Investment-Mainstream entwickelt und sind inzwischen aus der langfristigen Anlagestrategie nicht mehr wegzudenken.

Das Angebot an ESG-konformen Investments mit guten Renditen wächst kontinuierlich, da viele Firmen ihr Geschäftsmodell weiterentwickeln. Ein entsprechend konstruktiver Dialog mit Vorständen und Fondsmanagern über den Stand der ESG-Transformation und das zunehmende öffentliche Bewusstsein sind hilfreich, um Fortschritt und Wettbewerbsfähigkeit weiter zu gewährleisten.

Bislang beschränken sich viele ESG-Investments vorrangig auf das E, den Umweltschutz. Wichtige Investitionskriterien sind aber auch die sozialen Elemente, wie zum Beispiel die Chancengleichheit, und die verantwortungsvolle, faire Unternehmensführung, auf die immer stärker geachtet wird. Es gilt, die Chancen zu nutzen, die sich aus der ESG-Transformation auch für eine Pensionskasse in der langfristigen Kapitalanlage ergeben, um mit Wachstum die Zukunft verantwortungsvoll zu gestalten. Nachhaltiges Investieren und die Erzielung guter Erträge sind kein Widerspruch, sondern diese Ziele ergänzen einander.


Über den Autor:
Der Autor Bernhard Gilgenberg ist Vorstandsvorsitzender der Pensionskasse der Deutschen Wirtschaft. Zuvor war der Diplom-Kaufmann rund sechs Jahre in gleicher Funktion bei der Prudentia Pensionskasse.

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