Das Berücksichtigen von Nachhaltigkeitszielen in den Bereichen Environmental, Social und Governance (ESG) stellt ein wirkungsvolles Instrument zur Wertschöpfung für Private Equity (PE)-Firmen dar, sofern es strategisch eingesetzt wird. So das Ergebnis einer aktuellen Analyse von Beratungsunternehmen Alvarez & Marsal zur Frage, wie ESG-Konzepte die Wertschöpfung bei börsennotierten PE-Fonds fördern können.
Die Studie zeigt, dass börsennotierte PE-Fonds mit einem starken ESG-Ansatz ihre Wettbewerber übertrafen. Die Aktienkurse der Fonds mit geringem ESG-Risiko zeigten eine signifikant bessere Entwicklung als solche mit mittlerem bis hohem Risiko sowie der S&P Global Listed Private Equity Index im Zeitraum von 2020 bis 2025. Konkret übertrafen sie ihre leistungsschwächeren Wettbewerber kumulativ um 77 Prozent.
ESG-Engagement kann sich auszahlen
Auch auf Unternehmensebene profitieren Portfoliogesellschaften, die über ESG-Aspekte berichten. Für diese Unternehmen steigen die Transaktionsvolumen im Vergleich um durchschnittlich 45 Prozent, und die Umsatzmultiples lagen im Schnitt um 30 Prozent höher.
Trotz dieser klaren Ergebnisse veröffentlichen etwa 1.800 Private-Equity-Firmen lediglich 21 Prozent ESG-Reports. „Dies zeigt die erhebliche ungenutzte Chance für Private-Equity-Fonds, durch ESG Werte zu erschließen“, so die Studienautoren von Alvarez & Marsal. Außerdem stimme die typische Exit-Periode von drei bis fünf Jahren bei PE-Investitionen gut mit den Nachhaltigkeitszielen für 2030 überein.
Um das Plus aus ESG-Ansätzen zu maximieren, sei eine frühzeitige Integration im Due-Diligence-Prozess und in den Wertschöpfungsplänen entscheidend. Dadurch könnten Private-Equity-Fonds Best Practices von Anfang an beeinflussen und sogenannte Sunk-Cost-Fehler in späteren Phasen des Investitionszyklus zu vermeiden.
„ESG sollte nicht nur zur Identifizierung von Risiken dienen, sondern integraler Bestandteil der Finanzmodelle und Wertschöpfungsstrategien sein, mit klaren Fokusbereichen und datengestützter Entscheidungsfindung“, so das Urteil der Analysten.
Große Unterscheide zwischen den Branchen
Die Relevanz von ESG-Themen variiert zwischen den Sektor stark. Treibhausgasemissionen (GHG) berichten Unternehmen branchenübergreifend am häufigsten.
Fünf Hebel zur ESG-Wertschöpfung
- Dekarbonisierung und Energiemanagement:
Das Umstellen der Energieversorgung schafft Möglichkeiten zur Dekarbonisierung und gleichzeitigen Reduzierung der Energiekosten - Lieferkette (Supply Chain):
Die Berücksichtigen von ESG-Aspekten in der Lieferkette kann die operative Widerstandsfähigkeit erhöhen und zugleich Betriebs- und Rohmaterialkosten senken. - Beschaffung (Procurement):
Zunehmende Vorschriften etwa zum Einhalten der Menschenrechte können die Lieferantenkosten reduzieren. - Transport & Logistik:
Nachhaltige Wertschöpfungschancen gibt es entlang der Logistikinfrastruktur, etwa bei Fuhrpark, Verteilzentren und Lagern. Dort kommen Maßnahmen wie die Modernisierung von Flotten, das Optimieren von Routen mittels Digitalisierung und der nachhaltigere Einsatz von Kraftstoffe zum Tragen, die Kosten senken und Emissionen senken. - Abfallmanagement & Recycling:
Kreislaufwirtschaft kann neue Einnahmequellen eröffnen. Das gilt auch für den Einsatz nachhaltiger Verpackungen oder die Energieerzeugung aus Abfall.
„Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass ESG als Wertschöpfungsinstrument ein erhebliches Potenzial für Private-Equity-Firmen birgt, um Renditen und Unternehmensbewertungen beim Exit in den nächsten drei bis fünf Jahren zu maximieren“, stellen die Autoren fest.
Die Ergebnisse basieren auf einer Analyse von 16 börsennotierten PE-Fonds mit einem verwalteten Vermögen von rund 6,3 Billionen US-Dollar und etwa 1.800 Beteiligungen an Portfoliounternehmen.