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Nachhaltige Investments Vegan aber nicht blutleer

Der norwegische Staatsfonds will nur noch in Unternehmen investieren, die sich streng an Nachhaltigkeitskriterien ausrichten. Der Norwegische Staatsfonds verwaltet ein Vermögen von rund 1 Billion Euro und ist damit einer der mächtigsten Vermögensverwalter weltweit. Auch andere Länder zeigen verstärkt Bemühungen, klimafreundlich zu wirtschaften. So will Luxemburg bis 2050 CO2­-neutral sein und wird ab März kommenden Jahres die kostenlose Nutzung aller Nahverkehrsmittel ermöglichen, um den Autoverkehr zu reduzieren. In Deutschland hat die Regierung beschlossen, bis 2038 aus der Kohle auszusteigen.

Aktien für ein umweltfreundliches und nachhaltiges Wirtschaften

Wer nachhaltig investieren will, kann sich die Einzelaktien von Unternehmen näher anschauen, die entweder stark im grünen Investmentbereich vertreten sind oder einen Wandel in diese Richtung vollziehen.

Ein Paradebeispiel hierfür ist der ehemalige Kernkraftwerksbetreiber RWE. Das Dax­-Unternehmen wird sich kräftig wandeln und zu einem der größten Produzenten von Strom aus erneuerbaren Energien aufsteigen. Mit E.ON ist ein Tauschgeschäft geplant. Dabei wird das konventionelle Netz­ und Vertriebsgeschäft der RWE­-Tochter Innogy an E.ON abgegeben. RWE behält die erneuerbaren Energien von Innogy und übernimmt zusätzlich die erneuerbaren Energien von E.ON.

Anleger honorieren die Wende bei RWE bereits: Die Aktie ist in diesem Jahr mit einem Plus von knapp 34 Prozent die zweitbeste Aktie im Dax, nur Adidas hat sich mit einem Kursgewinn von rund 44 Prozent besser entwickelt. Die von RWE­-Chef Rolf Martin Schmitz geforderten Subventionen für den Kohleausstieg spielen bei der Bewertung von RWE ebenfalls eine große Rolle: Der Firmenlenker forderte höhere Entschädigungen als in der Vergangenheit und erklärte, dass 1,2 bis 1,5 Milliarde Euro pro Gigawatt angemessen seien. Aktuell laufen noch die Verhandlungen mit der Bundesregierung.

Der Klassiker unter den grünen Investments sind die Aktien der Elektro­Autohersteller und ihrer Zulieferer. Ganz oben auf der Liste steht dabei der US­-Produzent Tesla. Das Papier erlebte eine Berg­ und Talfahrt, weil ihr visionärer Vorstandschef Elon Musk seine Versprechen in die E-­Auto­Zukunft nicht immer halten konnte. Vor allem im ersten Quartal 2019 brachen die Verkäufe ein, konnten sich aber im zweiten Quartal wieder erholen.

Tesla peilt noch immer 360.000 bis 400.000 verkaufte Fahrzeuge für das Gesamtjahr an. Dafür braucht der Branchenpionier allerdings jede Menge Batterie­-Power. Bisher wurde der US­-Autokonzern exklusiv vom japanischen Elektronikriesen Panasonic beliefert. Doch nun plant das Unternehmen, sich bei der Lieferung von Batterien für seine E­-Modelle breiter aufzustellen.

Auch VW hat sich der Zukunft mit E-­Autos verschrieben und drückt bei der Umstellung aufs Tempo. In Kürze sollen zahlreiche neue E-­Modelle auf den Markt kommen. Bisher sind sie noch kein Verkaufsschlager, was an der mangelnden Infrastruktur für Ladesäulen hierzulande liegt und am Verkaufspreis. Denn E-­Automobile sind in der Regel teurer als Fahrzeuge mit Benzinmotoren. Hinzu kommt, dass der Einsatz von E-­Autos mit dem aktuellen Strommix aus erneuerbaren Energien, Kohle und Atomkraft die Umweltbi­lanz belastet. Sobald mehr Ökostrom verwendet wird, verbessert sich die Bilanz.

Die Batterie ist entscheidend

Ein anderer Belastungsfaktor für E-­Autos ist die Batterie, deren Herstellung viel Energie kostet. Die dafür notwendigen Rohstoffe Kobalt, Lithium und Mangan müssen unter hohem Energieaufwand und teilweise kritischen Arbeitsbedingungen abgebaut und verarbeitet werden. Der Umwelterfolg des E­Autos hängt also besonders von der Lebensdauer der Batterien ab: Je länger sie laufen, desto eher können sie die Vorteile eines niedrigeren CO2­Ausstoßes ausspielen.

Ein anderes typisches grünes Investment sind die Hersteller von Windturbinen, etwa Nordex aus dem TecDax oder der Weltmarktführer Vestas aus Dänemark. Sie zählten in den ersten Monaten des Jahres zu den Highflyern an der Börse. Diese Entwicklung wurde auch operativ unterstützt: So sicherte sich Nordex Anfang August einen Großauftrag aus den USA, wenige Tage später folgte eine Bestellung aus Spanien.

Die Fokussierung von Nordex auf ausländische Märkte hat einen Grund. Nach dem kräftigen Ausbau der Windenergie steht in Deutschland immer weniger Fläche an Land zur Verfügung. Die Folge: Im ersten Halbjahr wurden hierzulande nur knapp 90 neue Windräder gebaut, dies ist zugleich der niedrigste Neubau an Land seit Einführung des Erneuerbaren-­Energien­Gesetzes im Jahr 2000. Das liegt auch an den geringeren Subventionen: Um ein Windrad mit einer Leistung von mindestens 750 Kilowatt anzuschließen, müssen Unternehmen seit dem 1. Mai 2017 an Ausschreibungen der Bundesnetzagentur teilnehmen und das bedeutet einen intensiveren Wettbewerb, der Druck auf die Margen verursacht.

Die Zahlen zum ersten Halbjahr bestätigen den Fokus auf die Auslandsmärkte: Nordex installierte 242 Windenergieanlagen in 13 Ländern. Davon entfielen 34,5 Prozent auf Europa und 65,5 Prozent auf die außereuropäischen Märkte. In wichtigen Sparten wie der Turbinenmontage und beim Verkauf sowie der Installation der Rotorblätter gab es Steigerungen um rund 50 Prozent. Allerdings bleibt wenig Gewinn hängen: Das operative Ergebnis sank von 38,4 Millionen Euro im ersten Halbjahr des Vorjahres auf 17,1 Millionen Euro im ersten Halbjahr 2019. Entsprechend sackte die Marge von 4 auf 1,7 Prozent ab. Dennoch hat der Vorstand die Jahresziele bestätigt.

Fleischlose Ernährung

Neben den erneuerbaren Energien hat auch die vegane Ernährung in vielen Ländern einen enormen Aufschwung erlebt. In Deutschland leben mittlerweile 1,3 Millionen Menschen vegan, berichtet „Technology Review“. Insgesamt ist der Anteil innerhalb der Bevölkerung mit 2 Prozent allerdings noch gering, in Asien ist er mit 9 Prozent deutlich größer. Mehr als die Hälfte der Deutschen isst regelmäßig zuhause komplett fleischfrei, 10 Prozent an mehreren Tagen in der Woche.

Daher passt auch der Börsengang des US-­Fleischersatzherstellers Beyond Meat in diesen Trend, er ist gleichzeitig der erfolgreichste Börsengang seit mehr als zehn Jahren. Der Kurs explodierte vom Emissionspreis von 25 US-Dollar auf fast 240 US-Dollar in der Spitze, aktuell notiert die Beyond Meat-­Aktie bei etwa 150 US-Dollar. Inzwischen wurde die Auswahl an Fleischersatzprodukten ausgebaut und neben Burgern bietet Beyond Meat auch vegetarische Würste an, die aus rein pflanzlichen Proteinen bestehen.

Das US­Unternehmen will auch in Europa expandieren und hat dazu die Partnerschaft mit dem niederländischen Fleischlieferanten Zandbergen ausgeweitet. Am Firmensitz von Zandbergen entsteht eine neue Produktionsstätte zur Herstellung pflanzenbasierter Fleischersatzprodukte – die erste von Beyond Meat außerhalb der USA. Auch der US­-Riese Tyson Foods, der Nahrungsmittel aus Rind­, Schweine­ und Hähnchenfleisch herstellt, will verstärkt in den veganen Bereich vordringen. Tyson Foods arbeitet bereits an pflanzenbasierten Produkten.

Fazit

Die unterschiedlichen Beispiele für grüne Investments zeigen, wie vielfältig dieser Bereich ist. Diese Entwicklung steht jedoch noch an ihrem Anfang und die Zahl der Investmentmöglichkeiten ist begrenzt. Das Interesse vieler Investoren und das stärkere Bewusstsein für die Umwelt könnten Unternehmen dazu bewegen, ihr Geschäftsmodell stärker auf Nachhaltigkeit auszurichten. Die unterschiedlichen Kursentwicklungen und teilweise starken Schwankungen nachhaltiger Unternehmen weisen aber auch darauf hin, dass Nachhaltigkeit kein Selbstläufer ist und Investoren ihr Risikomanagement nicht außer Acht lassen sollten.

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