Nachhaltige Hochzinsanleihen Externe Daten reichen für ESG-Analysen nicht aus

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Engagement: ESG-Datenanbietern geht es nicht darum, auf Unternehmen Einfluss auszuüben. Asset Manager müssen deshalb selbst mit den Firmen in einen Dialog treten, um sicherzustellen, dass sie ihren Worten auch Taten folgen lassen. Im Vergleich zu Unternehmen hoher Bonität ist die Wahrscheinlichkeit bei Hochzinsemittenten höher, dass sie sich auf die Vorstellungen der Anleiheninhaber einlassen und für Verhandlungen von Emissionsbedingungen offen sind, da der Anleihemarkt häufig ihre einzige Finanzierungsquelle darstellt. Größere Hochzinsgläubiger sollten bereit sein, Mehrwert zu schaffen, indem sie den unternehmerischen Wandel vorantreiben.

Informationsschieflagen vermeiden: Investment-Grade-Emittenten haben tendenziell ein besseres ESG-Rating als ihre Pendants aus dem Hochzinsbereich. Das führt dazu, dass viele Anleger von einer positiven Korrelation zwischen Bonität und ESG-Bewertung ausgehen. Im Prinzip führt zwar eine bessere ESG-Leistung zu höheren Gewinnen und somit zu stabilen Bilanzen sowie einem besseren Rating. Diese Logik greift jedoch nicht zwangsläufig, wenn man bedenkt, dass ESG-Daten noch nicht effektiv in den Märkten eingepreist sind.

Tatsächlich schneiden Unternehmen höherer Bonität bei den ESG-Bewertungen vor allem aufgrund von Informationsschieflagen besser ab: Sie sind in der Regel mit einer guten Kommunikationsabteilung ausgestattet, die die ESG-Anstrengungen des Unternehmens nach außen professionell vermarktet. Im Vergleich dazu prüft gerade einmal ein Fünftel der Hochzinsemittenten die von MSCI genutzten ESG-Daten, so der aktuelle Bericht „ESG Engagement für Anleiheinvestoren“ der UN Principles for Responsible Investment, kurz UN PRI. Bei Privatunternehmen sinkt dieser Anteil sogar bis auf 3 Prozent.

Im Ergebnis heißt dies, dass die ESG-Daten von Hochzinsemittenten in der Regel nicht das komplette Bild erfassen. Asset Manager mit großen internen Analystenteams sind dagegen in der Lage, auf relevantere, wenngleich schlechter verfügbare Daten zurückzugreifen, um eine vollständigere Schlussfolgerung für die Anlageentscheidung zu ziehen.

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Unser Fazit: ESG-Datenanbieter sind gut geeignet, um einen ersten Rahmen und etwas Orientierungshilfe zu bieten. Aktive Asset Manager sollten jedoch ihre eigenen ESG-Kompetenzen verstärken, um den Mehrwert für ihre Anleger zu maximieren.


Über den Autor:

Mario Eisenegger ist Investmentspezialist bei M&G und dort seit Februar 2015 an Bord. Zuvor war er Senior-Privatkundenberater und stellvertretender Niederlassungsleiter bei UBS. Eisenegger schloss sein Studium der Betriebswirtschaftslehre an der Fachhochschule Nordwestschweiz mit dem Bachelor of Science ab.

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