Nachhaltige Anleihen Qualität vieler Schwellenländer wird besser

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Ausschlüsse bei Unternehmen

Auch bei Unternehmensanleihen bietet sich ein Set an Ausschlusskriterien an. Bei der Bank für Kirche und Caritas gehören dazu beispielsweise massive Umweltzerstörung, Steuerhinterziehung sowie Verstöße gegen Arbeitsrechte. Grundsätzlich setzen wir bei Unternehmen aus Schwellenländern die gleichen hohen Nachhaltigkeitsstandards an wie bei Firmen aus Industrienationen.

Wie auch bei Staaten finden sich im Unternehmensbereich materielle Nachhaltigkeitskriterien – also Aspekte, die eine klare ökonomische Auswirkung auf das Unternehmen haben. Über sogenannte Positiv-Negativ-Kriterien lassen sich Unternehmen herausfiltern, die ein über die Maßen hohes materielles Nachhaltigkeitsrisiko aufweisen. Ein kombinierter Ansatz aus dem sogenannten Worst-in-Universe- und dem Worst-in-Class-Konzept ermöglicht es, das absolute ESG-Risiko eines Unternehmens zeitgleich über das gesamte Anlageuniversum und im Verhältnis des Subsektors zu betrachten. Durch die Integration eines solchen Konzeptes konnten Firmen wie das Bergbauunternehmen Vale oder der brasilianische Fleischproduzent JBS bereits im Vorfeld eines kontroversen Vorfalls wie des Dammbruchs oder des Bestechungsskandals identifiziert und damit der Investor vor Kursrückschlägen und Reputationsschäden bewahrt werden.

Positive Trends bei ethisch-nachhaltigen Kriterien berücksichtigen

Wer hohe ethisch-nachhaltige Standards voraussetzt, muss sein Anlageuniversum spürbar einschränken. Etwa die Hälfte aller EM-Länder und zirka 40 Prozent der Marktkapitalisierung aller EM-Unternehmen halten den BKC-Ausschlusskriterien nicht stand. Viele Schwergewichte innerhalb klassischer EM-Indizes verfehlen Mindeststandards bei Prinzipien der Demokratie, der Achtung von Menschenrechten und Religionsfreiheit und legen damit einen Ausschluss in einem ethisch-nachhaltig orientierten Portfolio nahe. Neben prominenten Sorgenkindern wie Russland oder China entfallen daher zum Beispiel auch Thailand, Ägypten, Malaysia und Indonesien. 

Doch nicht immer ist der Vergleich des absoluten Levels eines Kriteriums im Vergleich zu einem Industriestaat zielführend. Häufig weisen EM-Länder vergleichsweise hohe Korruptionswerte auf. Deshalb müssen punktuell positive Trends in die Nachhaltigkeitsbewertung einbezogen werden, um EM-Länder bei ihrer Entwicklung zu mehr Nachhaltigkeit zu unterstützen.

Das ist ein entscheidender Vorteil der Anlageklasse: Kapitalmärkte honorieren positive Entwicklungen, die ausgehend von einem niedrigeren Niveau erheblich einfacher zu vollziehen sind. Obwohl einige prominente Negativbeispiele regelmäßig die Schlagzeilen dominieren, zeigt sich bei einer faktenbasierten Betrachtung eine breite Verbesserung der institutionellen Qualität vieler EM-Länder. Dazu zählt neben einem Rückgang von Korruptionswerten, der Stärkung von Rechtssicherheit und demokratischen Grundrechten auch eine erhöhte Unabhängigkeit der lokalen Zentralbanken – ein für Anleiheninvestoren ganz wesentliches Kriterium.

Viele Notenbanken konnten in den vergangenen Jahren zunehmend das Vertrauen von Anlegern gewinnen. Dazu beigetragen haben ihre oft schmerzhaften, aber notwendigen Entscheidungen, trotz politischen Drucks durch Zinsanhebungen inflationären Tendenzen entgegenzutreten. Die Zentralbanken haben Lehren aus den Wirtschaftskrisen der 80er und 90er Jahre gezogen. Nicht immer entsteht der Eindruck, dass Zentralbanken aus Industriestaaten den Grad der Unabhängigkeit besitzen, den wir ihnen gerne zuschreiben würden und den wir zum Beispiel in Namibia, in Südafrika, in Polen oder auch in Tschechien vermehrt beobachten.