Nachhaltige Anleihen Qualität vieler Schwellenländer wird besser

Marian Heller ist Portfoliomanager bei der Bank für Kirche und Caritas.

Marian Heller ist Portfoliomanager bei der Bank für Kirche und Caritas. Foto: Bank für Kirche und Caritas

In der anhaltenden Nullzinsphase gehören Investitionen in Staats- und Unternehmensanleihen aus Schwellenländern (Emerging Markets, kurz EM) zu den wenigen verbleibenden Renditebastionen im Portfolio. Neben der Rentabilität ist für viele Investoren auch in diesem Segment der Aspekt der Nachhaltigkeit relevant. Die ausgewogene Berücksichtigung beider Aspekte – Rentabilität und Nachhaltigkeit – ist bei Investments in Schwellen- und Frontiermärkten kein Widerspruch, aber eine besondere Herausforderung.

Ethisch-nachhaltige Kriterien können Risiken reduzieren

Grundsätzlich unterscheiden wir zwischen Staatsanleihen und Unternehmensanleihen aus Schwellenländern. Bei Staatsanleihen gibt es zunächst die Ebene verbindlicher Ausschlusskriterien. Die Bank für Kirche und Caritas, kurz BKC, achtet dabei als kirchlicher Asset Manager auf entscheidende ethisch-nachhaltige Voraussetzungen. Das betrifft die Achtung der Menschenrechte, die Nichtvollstreckung der Todesstrafe und die Gewährleistung von Religionsfreiheit. Ebenso führen ein hoher Grad an Korruption, der Besitz von ABC-Waffen und ein deutlicher Anteil von Atomenergie an der primären Energieproduktion (mehr als 25 Prozent) zum Ausschluss einzelner Staaten aus dem Anlageuniversum.

Während sich einige der genannten Kriterien binär ermitteln lassen, setzt die Beurteilung der Religionsfreiheit, der Menschenrechte oder die Ermittlung des Korruptionslevels in einer Gesellschaft einen komplexen Bewertungsprozess voraus. Die konkrete Umsetzung von Menschenrechten erfordert zum Beispiel ein umfassendes Grundgerüst an politischen Rahmenbedingungen wie die Gewährleistung von freien Wahlen, eine handlungsfähige Opposition, die Achtung von Minderheiten ebenso wie das Recht auf freie Meinungsäußerung sowie Versammlungs- und Pressefreiheit.

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Neben den rein wertorientierten Kriterien gibt es eine Reihe von Faktoren, die sowohl aus ethisch-nachhaltiger wie auch aus risikominimierender Sicht bedeutsam sind. Eine zentrale Rolle kommt hierbei dem Aspekt Korruption zu. Zahlreiche Studien belegen den engen Zusammenhang zwischen dem Grad der Korruption und der ökonomischen Entwicklung von Schwellenländern. Der Ausschluss von Staaten mit unzureichender Korruptionskontrolle kommt im Portfolio somit direkt der Risikovorbeugung zu Gute. Die Qualität staatlicher Institutionen, ein stabiles regulatorisches Umfeld sowie Rechtssicherheit sind weitere wichtige Faktoren, bei denen belegbare Zusammenhänge zwischen ökonomischer und nachhaltiger Eignung bestehen. Länder wie Chile oder Uruguay übertreffen auf diesen Ebenen inzwischen deutlich die Werte vieler Industriestaaten.