Frank Stefes von State Street Global Advisors „Nachfrage nach Schwellenländer-Anlagen steigt“

Frank Stefes, Leiter des institutionellen Geschäfts bei State Street Global Advisors

Frank Stefes, Leiter des institutionellen Geschäfts bei State Street Global Advisors: Der Manager findet ESG und Indextracker passen gut zusammen.

private banking magazin: Welches sind die wichtigsten Themen für institutionelle Investoren in diesem Jahr?

Frank Stefes: Die meisten Anlageklassen haben sich nach den Tiefstständen im März 2020 wieder gut erholt und weisen seitdem positive Erträge auf. Für 2021 sehen wir aus makroökonomischer Sicht vor allem die USA und China als besonders interessant an. China ist als einzige große Volkswirtschaft auch im Pandemie-Jahr 2020 gewachsen. Und in den USA ist das Bruttoinlandsprodukt 2020 weit weniger geschrumpft als in meisten anderen entwickelten Staaten. Wir erwarten, dass die Spannungen zwischen den USA und China anhalten und bevorzugen deshalb zum Beispiel defensive und schwankungsarme Aktienanlagen.

Und welche Anlagestrategien interessieren institutionelle Anleger derzeit besonders?

Stefes: Nachdem sich im vergangenen Jahr viele institutionelle Anleger aus den Emerging Markets zurückgezogen haben, steigt die Nachfrage nach Aktien und Anleihen aus Schwellenländern vor allem in Lokalwährung und US-Dollar wieder an. Zudem verzeichnen wir großes Interesse an US-Aktien und nachhaltigen Anlagemöglichkeiten.

Welche Aspekte sind bei nachhaltigen Anlagen für institutionelle Kunden besonders wichtig?

Stefes: Nachhaltige Investments haben sich in ihrem ersten echten Test bewährt und auch in der Krise 2020 eine gute Figur abgegeben. Für viele Investoren hat sich Nachhaltigkeit als Kriterium und positiver Treiber für die langfristige Stabilität und Wertentwicklung eines Unternehmens etabliert. Wir sehen vor allem großes Interesse an Klima-Aktienstrategien und Klima-Anleihestrategien.

Ist die zunehmende Bedeutung von ESG in Anlagestrategien eine Gefahr für klassische Indextracker?

Stefes: Nein. Indexstrategien sind kosteneffizient, und ESG-Themen haben einen echten Einfluss auf den langfristigen Wert von Unternehmen. Beides zusammen bietet Anlegern einen eindeutigen Vorteil für ihr Investment. Der Schlüssel zur effektiven Integration von ESG-Kriterien in Indexstrategien liegt in der Expertise bei der Entwicklung einer klar definierten Methodik, die auf Best-in-Class-Daten basiert.

Wie wird die ESG-Regulierung Angebot und Nachfrage von Anlagestrategien beeinflussen?

Stefes: Die im März in Kraft tretende EU-weite ESG-Regulierung wird sich unserer Meinung nach positiv auf Angebot und Nachfrage von nachhaltigen Anlagestrategien auswirken. ESG-Investments sind kein Nischenthema mehr.  Ganz im Gegenteil. In den vergangenen Jahren sind unzählige nachhaltige Finanzprodukte auf den Markt geströmt. Was dabei fehlt, sind verlässliche Nachhaltigkeitsstandards. Durch das einheitlichere Verständnis für ESG-Kriterien und Förderung der Transparenz, wird es für Anleger in Zukunft einfacher sein, Entscheidungen zu treffen.



Über den Interviewten:
Frank Stefes leitet das institutionelle Geschäft von State Street Global Advisors in Deutschland und Österreich.

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