Die Würfel sind gefallen: Nach monatelangen Verhandlungen verkauft der angeschlagene Essener Stahlkocher Thyssen-Krupp sein profitables Geschäft rund um die Herstellung und Wartung von Aufzügen an eine Gruppe von Finanzinvestoren, zu der neben den Private-Equity-Gesellschaften Advent International und Cinven auch die ebenfalls in Essen angesiedelte RAG-Stiftung gehört.
Der Kaufvertrag für das Geschäftsfeld mit rund 50.000 Mitarbeitern sei unterzeichnet. Der Vollzug der Transaktion wird bis zum Ende des laufenden Geschäftsjahres (30. September) erwartet. Der Kaufpreis beträgt 17,2 Milliarden Euro. Thyssen-Krupp, die an der Börse mit lediglich 5,7 Milliarden Euro bewertet wird, bleibt seinen Aufzügen aber treu und beteiligt sich mit 1,25 Milliarden Euro an dem verkauften Geschäftszweig.
Der hoch verschuldete Stahlkonzern, den neben dem kriselnden Kerngeschäft auch milliardenschwere Pensionsrückstellungen von knapp 9 Milliarden Euro – das entspricht fast einem Viertel der Bilanzsumme von 36,5 Milliarden Euro – belasten, will mit dem Verkaufserlös unter anderem seine Schuldenlast senken.
Konkret wollen die Essener einen Teil ihrer Pensionsverpflichtungen aus der Bilanz auslagern und extern ausfinanzieren. Die Führungsriege des einstigen Dax-Konzerns will Finanzmittel in ein rechtlich unabhängiges Treuhandvermögen einbringen. Der Vermögenstopf soll einerseits mit Barmitteln ausgestattet werden. Auf der anderen Seite will der Stahlkocher dem Pensionsvehikel auch die Rückbeteiligung am Aufzugsgeschäft übertragen. Das Management von Thyssen-Krupp geht davon aus, dass der Wert der Beteiligung steigt. Das Treuhandvermögen soll davon profitieren.
Für die RAG-Stiftung ist die Beteiligung an der ehemaligen Aufzugssparte von Thyssen-Krupp bereits die zweite Finanztransaktion binnen weniger Wochen. Ebenfalls im Februar dieses Jahres erwarben die sogenannte Kohlestiftung und der Energieversorger Eon in ihrer Heimatstadt Essen das denkmalgeschützte Colosseum Theater.