Sale & Lease Back „Nach dem Rückmietverkauf bleiben die Kunden flexibel“

Henryk Seeger

Henryk Seeger: Der Start-up-Ideengeber hat in der Vergangenheit bereits die Spenden-Initiative "Deutschland rundet auf" gegründet. Foto: GNIW

Sale-and-Lease-Back, also die eigene Immobilie verkaufen und sie umgehend wieder zurückmieten, für wen könnte ein solcher Rückmietverkauf interessant sein?

Henryk Seeger: Unser Modell richtet sich in erster Linie an Senioren, die in einer selbst genutzten Immobilie leben und diese im hohen Alter gern in Liquidität umwandeln würden, ohne ausziehen zu müssen. Mancher möchte sich im Ruhestand vielleicht auch einen Lebenstraum erfüllen. Ihnen bieten wir die Möglichkeit, die Immobilie zum Marktpreis zu verkaufen und den Komplettbetrag ausgezahlt zu bekommen. Im Gegenzug erhalten Verkäufer ein lebenslanges Mietrecht, ohne zwangsweise an die Immobilie gebunden zu sein. Ein großer Teil unserer Interessenten hat entweder selbst keine Erben oder auch andere Motive. Streitigkeiten wegen der Immobilienveräußerung erübrigen sich dort meistens.

Welche Vorteile sehen Sie bei dem Modell gegenüber anderen Formen der Immobilienübertragung?

Seeger: Bei einem Rückmietverkauf wird unseren Kunden der volle Verkaufspreis der Immobilie auf einmal ausgezahlt. Das ist oft mehr Geld, als diese je zuvor auf ihrem Konto hatten. Es gibt ihnen große finanzielle Freiheit – vergleichbar mit einem Lottogewinn. Beim ebenfalls weit verbreiteten Teilverkauf bekommen sie hingegen deutlich weniger Geld und müssen zudem für die Instandhaltungskosten der Immobilie selbst aufkommen. Darüber hinaus sind unsere Kunden nach dem Rückmietverkauf flexibel. Wenn etwa der Lebenspartner stirbt, das Haus ihnen zu groß wird oder sie selbst pflegebedürftig werden, können sie jederzeit aus der nun gemieteten Immobilie ausziehen. Den aufwendigen Hausverkauf haben sie ja bereits im Vorfeld in Ruhe abgewickelt. Andere Marktteilnehmer arbeiten unter anderem mit dem Modell der Leibrente. Das lohnt sich für den Anbieter in der Regel vor allem dann, wenn der Immobilienverkäufer früh verstirbt. Eine solche „Wette auf den Tod“ wollen wir bei GNIW nicht eingehen.

Wie werden die Zielkunden auf Sie aufmerksam?

Seeger: Wir schalten Anzeigen, aber natürlich spricht sich das Thema auch im Kreis der Senioren herum. Wir werden oft direkt von Interessenten angesprochen, die sich freuen, uns gefunden zu haben. Manch einer sagt uns, er hätte auf genau dieses Angebot schon lange gewartet.

Gibt es auch Immobilienbesitzer, für die das Modell möglicherweise ungeeignet ist?

Seeger: Wem es besonders wichtig ist, das eigene Haus an Kinder und Enkel weiterzugeben, für den stellt der Verkauf natürlich keine Option dar. Da sind oft persönliche Emotionen im Spiel, die vom zusätzlichen Geld auf dem Konto nicht aufgewogen werden. Und generell für jüngere Altersgruppen, die noch lange Zeit für das Haus, in dem sie wohnt, Miete zahlen müsste, lohnt sich ein Verkauf nur in wenigen Fällen.

Was wären das für Fälle?

Seeger: Für jüngere Menschen kommt ein Rückmietverkauf hauptsächlich in einer finanziellen Notlage infrage, wenn zum Beispiel eine Zwangsversteigerung droht. Eine solche konnten wir schon mehrmals erfolgreich abwenden.

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Sie bieten das Modell auch als Investment an. Wie funktioniert das?

Seeger: Unsere ersten Immobilien haben die Gesellschafter der GNIW erworben. Bei unserem ersten Immobilienfonds, dem F1, haben wir mehrere namhafte Investoren aus der Start-up-Szene als Geldgeber gewinnen können. Unter anderem den Project-A-Gründer Florian Heinemann sowie Sebastian Betz und Tarek Müller von About You. Aktuell arbeiten wir im Rahmen unseres zweiten Fonds, F2, mit einer Bank und einer Versicherung zusammen, die uns Mezzanine-Kapital stellt. Mit diesem Fonds bewegen wir uns im zweistelligen Millionenbereich. Anfang 2022 Jahres folgt dann voraussichtlich der Fonds F3. D

Welchen Kunden sind Ihre Fonds zugänglich?

Seeger: Bisher sind die Fonds noch nicht für Privatanleger gedacht, aber in diese Richtung könnten wir uns künftig öffnen. Wir haben in kurzer Zeit zwei unterschiedliche Modelle ausprobiert und überlegen natürlich, wie wir uns als Gesellschaft möglichst günstig finanzieren können.

Wen möchten Sie mit Ihrem neuen Fonds F3 ansprechen?

Seeger: Wer genau in den angedachten Fonds F3 investieren kann, wird sich gegen Ende dieses Jahres klären. Unterdessen sind wir aber auch mit Banken im Gespräch und schauen uns Modelle an, die im Vergleich zur Mezzanine-Finanzierung günstiger wären. Da spielt selbstverständlich auch die verstärkte Einbeziehung privater Anleger eine Rolle.


Über den Interviewten:
Henryk Seeger ist Gründer und Geschäftsführer der Berliner GNIW Gesellschaft für Nachhaltige Immobilienwirtschaft. Der Start-up-Entwickler hat in der Vergangenheit unter anderem die Initiative "Deutschland rundet auf" ins Leben gerufen.

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