Die Privatbank M.M. Warburg & Co wappnet sich gegen mögliche Forderungen im Zusammenhang mit mutmaßlichen Cum-Ex-Geschäften: So hat das Institut laut Jahresergebnis 2017 eine Rückstellung für operationelle Risiken in Höhe von rund 45 Millionen Euro gebildet, welche die nicht verjährten Steuer- und Zinsforderungen der Jahre 2010 und 2011 vollständig abdeckt. Die Vollziehung eines entsprechenden Bescheids der Behörde ist derzeit auf Antrag der Bank ausgesetzt.
Konkret geht es bei der Rückstellung um die seit 2016 laufenden Ermittlungen wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung bei Wertpapiergeschäften um den Dividendenstichtag, die von 2007 bis 2011 über eine inländische Depotbank abgewickelt wurden. Der Rückstellung stand im vergangenen Jahr ein einmaliger Erlös aus dem Verkauf der Luxemburger Gesellschaften an den Fondsadministrator Apex gegenüber. Unterm Strich verringerte sich der Konzernjahresüberschuss 2017 der Warburg-Bank jedoch um mehr als die Hälfte auf rund 10 Millionen Euro. Im Vorjahr lag dieser noch bei 22,2 Millionen Euro.
„Wir positionieren uns zwischen zu großen und zu kleinen Banken als Alternative“
Neben der Veräußerungen der Luxemburger Asset-Management-Leistungen – mit der Apex-Gruppe wurde eine strategische Partnerschaft vereinbart – verkaufte Warburg das Private-Banking-Geschäft in der Schweiz an die St. Galler Kantonalbank. Grund für den Rückzug aus dem Auslandsgeschäft sei die zunehmende Komplexität der aufsichtsrechtlichen Anforderungen bei grenzüberschreitenden Tätigkeiten.
Nun soll sich das künftige Wachstum der Hamburger auf den deutschen Markt konzentrieren. Im Asset Management werden die Administrationstätigkeiten zugunsten des Portfoliomanagements abgebaut, heißt es. Dafür wurde für Deutschland ein Kaufvertrag über eine Mehrheitsbeteiligung an der Nord/LB Asset Management abgeschlossen, die neben der Warburg Invest Kapitalanlagegesellschaft Teil des Asset Managements werden soll.
Mit diesem Erwerb werden beachtliche Teile des gesunkenen Volumens infolge der Veräußerung der Luxemburger Aktivitäten ausgeglichen. Durch den Verkauf des Luxemburger Geschäfts hatte sich das Volumen der Assets under Management von 54,1 auf 39,3 Milliarden verringert. Mit dem Asset-Management der Nord/LB will die Privatbank ihr Angebot an Strategien wie etwa liquide Alternatives, Nachhaltigkeitsinvestments und quantitative Ansätze ausbauen. Ein weiterer Schwerpunkt soll im Ausbau deutscher und europäischer Small-&-Mid-Cap-Werte bestehen.
„Mit der strategischen Verschlankung unserer Infrastruktur sind wir den überbordenden regulatorischen Anforderungen für eine nicht systemrelevante Bank konsequent begegnet“, sagt Joachim Olearius, Sprecher der Partner von M.M. Warburg & Co. „Wir positionieren uns damit zwischen zu großen und zu kleinen Banken als Alternative. Die Konzentration auf die Qualität unserer Kerngeschäftsfelder findet eine erfreuliche Nachfrage.“