Die Inflationssorgen nehmen zu. Nach längeren Jahren gedämpfter Inflation, an die sich jetzt eine Phase gigantischer geldpolitischer und fiskalischer Stimuli gegen die Corona-Folgen anschließt, kommen die Bedenken nicht von ungefähr.
Viele Analysten verweisen auf das ausufernde Geldvolumen, mit denen Zentralbanken die Märkte fluten. Das Tempo, mit dem dieses Geld in der Wirtschaft zirkuliert, ist jedoch ebenso wichtig. Bei vielen Unternehmen liegen finanzielle Ressourcen brach; es wird zu wenig in künftiges Wachstum investiert. Doch ohne umfangreiche Investitionen ist es schwer vorstellbar, dass zukünftig Arbeitsplätze in ausreichender Zahl geschaffen werden, um Löhne und Gehälter nachhaltig nach oben zu treiben.
Die Maßnahmen der Zentralbanken deuten daher eher darauf hin, dass deflationäre Tendenzen weiterhin nicht vom Tisch sind. Die US-Notenbank (Fed) hat vor diesem Hintergrund angekündigt, dass sie ihren geldpolitischen Rahmen anpasst. Nach Jahren von Inflationsraten unter dem Inflationsziel von 2 Prozent soll künftig ein Überschießen der Inflation ermöglicht werden – um damit die Jahre mit schwacher Preisteuerung zu kompensieren, wie es zur Begründung heißt. Auch in der Eurozone bleibt die Kerninflation weit hinter den Erwartungen zurück – zuletzt ist sie auf die historischen Tiefststände der vergangen 10 Jahre gefallen.
Niedrige Energiepreise signalisieren Nachfrageschwäche
Wir sind der Meinung, dass es ungeachtet einiger Beispiele für die Rückverlagerung von Produktion in die entwickelten Länder verfrüht ist, ein Ende der Globalisierung und in diesem Zusammenhang in den USA, der Eurozone und Japan steigende Preise zu erwarten. Wir sind der Ansicht, dass es letzten Endes ein breiter Nachfrageschub sein wird, der den Boden für künftige Inflation bereitet und zu einem raschen Überschießen der Preise führt. Davon ist jetzt noch nichts zu sehen: Die jüngsten durch Covid-19 verursachten Angebotsschocks haben zunächst die Produktionskapazität verringert, aktuell fallen die Verlangsamung der globalen Wirtschaftsaktivitäten und hohe Arbeitslosenzahlen schwer ins Gewicht. Die Schwellenländer bleiben davon nicht verschont. Auch hier ist derzeit eine gedämpfte Inflation zu beobachten.
Die Energiepreise beeinflussten in den vergangenen Jahren die Verbraucherpreise am meisten. Sofern die Ölpreise sich nicht weiter erholen und wieder auf ein Niveau anziehen, das Ende vergangenen Jahres erreicht wurde, wird die Gesamtinflationsrate in den kommenden Monaten niedrig bleiben. Die längerfristigen Inflationsaussichten hängen von Unternehmensinvestitionen, der Schaffung von Arbeitsplätzen und einem geänderten Verbraucherverhalten ab. Angesichts der aktuellen Lage, in der die Welt ungeduldig auf Covid-19-Impfstoffe wartet, fallen die längerfristigen Inflationserwartungen weiterhin verhalten aus.
Was machen die Notenbanken, wenn die Inflation kommt?
Sollte die Inflation tatsächlich irgendwann deutlich über den Durchschnittswerten der vergangenen Jahre liegen, wie es die US-Notenbank jetzt angestrebt, würden neue geldpolitische Maßnahmen anstehen: Es käme zu einem Regimewechsel in der Geldpolitik. Obwohl die führenden Zentralbanken der Welt nicht mit einem solchen Ereignis in absehbarer Zeit rechnen, müssen Anleger wissen: Eine anziehende Inflation würde wahrscheinlich zu schwächeren Aktienmärkten und höheren Anleiherenditen führen.
Höhere Anleiherenditen könnten Immobilien belasten
Schutz könnten Treasury Inflation-Protected Securities (TIPS) bieten, mit denen sich die Volatilität des Portfolios verringern lässt.
Bestimmte Vermögenswerte können ebenfalls ein unkorreliertes Renditepotenzial aufweisen. So gelten Immobilien weithin als gewisser Schutz gegen einen Anstieg der Inflation. Die sich aus der Pandemie ergebende Rezession wirkt sich jedoch auf die Nachfrage nach Büro- und Einzelhandelsflächen aus. Ob viele Mieter, derzeit umfänglich vom Staat unterstützt, auch zukünftig ihre Miete zahlen können, bleibt ungewiss.
Ebenso könnte jeder Anstieg der derzeit extrem niedrigen Anleiherenditen Druck auf die Immobilienbewertungen ausüben. Obwohl Immobilien von einem geringen Anstieg der Inflation profitieren könnten, positionieren wir uns in dieser Anlageklasse vorsichtiger.
Edelmetalle wie Gold könnten ebenfalls alternative Diversifikationsvorteile bieten. In Zeiten von Stress an den Finanzmärkten, die möglicherweise auch mit unerwarteten geopolitischen Ereignissen einhergehen, können sie Anlegern verstärkt als Absicherung gegen die Abwertung von Fiat-Währungen (Währungen, die durch gesetzliche Bestimmungen als Zahlungsmittel festgelegt werden) und letztlich als sicherer Hafen dienen.