Der erfahrene Portfoliomanager vergleicht moderne Multi-Asset-Strategien mit einem großen Symphonieorchester, das ständig neu dirigiert werden muss. Was früher mit drei Instrumenten funktionierte, erfordert heute ein komplexes Zusammenspiel verschiedenster Anlageklassen. Dabei geht es nicht nur um die reine Anzahl der Instrumente, sondern vor allem um ihr präzises Timing und ihre Orchestrierung.
Die fünf wichtigsten Erkenntnisse aus dem Interview:
1. Ende der alten Gesetzmäßigkeiten: Die negative Korrelation zwischen Aktien und Anleihen, jahrzehntelang ein Grundpfeiler des Asset Managements, funktioniert nicht mehr verlässlich. Das Jahr 2022 hat gezeigt, wie beide Anlageklassen gleichzeitig massive Verluste erleiden können.
2. Strikte Trennung taktisch/strategisch: Erfolgreiche Multi-Asset-Manager müssen heute eine klare Linie zwischen taktischen Trades und strategischen Positionen ziehen. Jede taktische Position braucht ein definiertes Ausstiegsszenario - sowohl nach oben als auch nach unten.
3. Neue Rolle von Gold: Der Goldpreis hat sich vom Dollar-Einfluss emanzipiert und reagiert weniger stark auf Zinsänderungen. Zusammen mit der veränderten Nachfragestruktur durch Zentralbanken macht dies Gold zu einem wichtigen strategischen Portfolio-Baustein.
4. Komplexere Märkte, tiefere Analyse: Das simple Adjustieren von Aktien- und Anleihenquoten - funktioniert nicht mehr. Manager müssen heute viel tiefer in einzelne Marktsegmente eintauchen und Opportunitäten auf Länder- und Sektorebene identifizieren.
5. Ressourcen entscheidend: Die größere Komplexität der Märkte erfordert mehr Ressourcen und einen arbeitsteiligen Analyseprozess. Die "Fertigungstiefe" im Portfolio-Management war nach Einschätzung von Przewlocka noch nie so wichtig wie heute.