Multi-Asset-Fondsmanager Thomas Romig „Es gibt keinen Ort mehr, um sich zu verstecken“

Thomas Romig von Assenagon Asset Management: Der Multi-Asset-Strategie und Dachfondsmanager über den Rahmen für künftig erfolgreiche Investmentstrategien.

Thomas Romig von Assenagon Asset Management: Der Multi-Asset-Strategie und Dachfondsmanager über den Rahmen für künftig erfolgreiche Investmentstrategien. Foto: Assenagon AM

private banking magazin: Der risikolose Zins ist abgeschafft. Einen Free Lunch gibt es nicht mehr, oder doch?

Thomas Romig: Das sehen wir auch. Die traditionelle Buy & Hold-Strategie ist gerade bei defensiven Mischfonds ein Auslaufmodell und das Wertversprechen der Anleihequote als Defensivbaustein muss hinterfragt werden. Wir suchen hier nach Nischenthemen und haben uns unter anderem in US-Hypothekendarlehen engagiert. Diese sind im Vergleich zu deutschen Papieren von der Struktur nicht eins zu eins vergleichbar und werfen daher auch mehr ab.

Um im Anleihebereich Renditen zu erzielen, nehmen wir risikobewusst Chancen auf den Nebenstraßen des Marktes wahr. Ein Beispiel sind höherverzinsliche Unternehmensanleihen im Nachrangbereich. Wichtig ist anzumerken, dass es in den letzten Jahren wichtiger geworden ist, auch im Anleihebereich flexibler agieren zu können. Deswegen setzen wir hauptsächlich auf Derivate, ETFs und aktive Zielfondsstrategien.

Sie bezeichnen Buy & Hold-Strategie ein Auslaufmodell. Ist für defensive Mischfonds auf der Rentenseite überhaupt noch etwas zu machen?

Romig: Die Zinslosigkeit, die seit diesem Jahr auch US-Anleihen umfasst, trifft defensive Mischfonds besonders. Wir sehen, dass rund 80 Prozent deren Performance von der klassischen Rentenseite kam. Dazu kommt, dass Anleihen in Stressphasen des Kapitalmarktes kaum mehr nennenswerte Diversifikationsbeiträge liefern können, das verdeutlicht doch das erste Quartal 2020.

Muss man zwangsläufig die Duration erhöhen?

Romig: In unserem konservativen Multi-Asset-Fonds haben wir uns in den knapp fünf Jahren seit Auflage nie zu sehr auf die traditionellen Renten verlassen – die Duration lag im Schnitt unter zwei Jahren. Stattdessen investieren wir auch auf der Rentenseite abseits der Hauptstraßen des Kapitalkapitalmarkts, zum Beispiel bei skandinavischen High Yields, ein Nischenmarkt mit sehr spezieller Struktur und deutlich besserem Rendite-Risiko-Verhältnis als der breite Markt für Hochzinsanleihen.

Niedrigzins und Vermögenspreisinflation haben Rahmen und Regeln des Investierens verändert. Welche Performance-Quellen sehen Sie grundsätzlich noch für Mischfonds?

Romig: Leider fallen vermeintlich sichere Staatsanleihen zum Beispiel aus den USA oder der starken Euroländer als zuverlässige Performance-Quelle und auch als natürlicher Diversifikator in Stressphasen des Kapitalmarkts aus.

Wir fokussieren uns daher auf zwei übergeordnete Dinge: Erstens ein aktives Management bei der Gesamtausrichtung des Fonds, zum Beispiel indem wir unsere Aktienquote sehr aktiv steuern. Und zweitens Investitionen in globale Investment-Themen, das heißt breit diversifiziert attraktive Opportunitäten wahrzunehmen, vor allem auch in Nischen. Im aktuell anspruchsvollen Kapitalmarktumfeld kann man nur mit einer flexiblen und aktiven Anlagestrategie erfolgreich sein.

Wie sehen Sie die Bausteine Aktien, Credit, Gold, Staatsanleihen und Absolut Return, als Diversifikator oder eher als Renditebringe?

Romig: Aktien und Credit sind klare Performance-Bausteine. Gold-Investments sehen wir sowohl als Diversifikations- als auch als langfristigen Performance-Baustein. Staatanleihen nutzen wir aufgrund des begrenzten Performance-Potenzials sowie des fehlenden Absicherungscharakters aktuell nur opportunistisch. Strategien aus dem Absolute-Return-Segment sind zu unterschiedlich, als dass man diese als Gruppe klar definieren könnte – das Segment bietet sowohl Diversifikatoren als auch Performance-Bausteine.

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Wie gehen Sie denn bei der Portfoliokonstruktion des Assenagon I Multi Asset Conservative vor?

Romig: Wenn wir ein interessantes Investment-Thema haben, prüfen wir das Performance-Potenzial und das entsprechende Risiko. Zusätzlich versuchen wir das Risikoverhalten in Stressphasen abzuschätzen, das heißt wir schauen mit einem eigens entwickelten Risikomaß gezielt auf das Korrelationsverhalten in Drawdowns. Außerdem berücksichtigen wir eine Reihe an Nachhaltigkeitskriterien.

Im Fonds sind Sie sehr aktiv, mal über Hedging, mal über neue Investment-Themen. Wann kommt was zum Einsatz?

Romig: Bei der Wahl des Investment-Instruments legen wir im Wesentlichen Wert auf die Dimensionen Liquidität, Handelskosten, laufende Kosten und das Risiko. Aktuell nutzen wir hauptsächlich ETFs, Derivate, aktive Zielfonds und ETCs. Damit haben wir eine hohe Flexibilität und können zeitnah reagieren. Ziel ist, für das jeweilige Investment-Thema das optimale Instrument auszuwählen.

Insgesamt sehen wir in einem Multi-Instrument-Ansatz, bei dem wir flexibel in der Wahl des Investment-Instruments sind, einen strukturellen Vorteil gegenüber Multi-Asset-Fonds, die sich bewusst auf bestimmte Kapitalmarktsegmente fokussieren und zum Beispiel nur ETFs oder Einzeltitel einsetzen.