Multi-Asset-Experte von Aberdeen „Sie brauchen heute ein robustes Portfolio“

Gehört zum Multi-Asset-Team der Fondsgesellschaft Aberdeen: Simon Fox

Gehört zum Multi-Asset-Team der Fondsgesellschaft Aberdeen: Simon Fox

private banking magazin: Kennen Sie noch Anleger, die einen strategischen Renten-Aktien-Mix von 70 zu 30 Prozent wünschen und damit zufrieden sind?

Simon Fox: Es gibt noch diese traditionellen Mandate. Wir beobachten jedoch, dass die Unsicherheit mit dieser Lösung über alle Kundengruppen hinweg steigt. In der Vergangenheit haben traditionelle Anlageklassen ganz hervorragende Erträge geliefert – über 10, 20, 30 Jahre, alles bestens.

Goldene Jahrzehnte.

Fox: Richtig. Doch die sind vorbei. Aus heutiger Sicht ist es unwahrscheinlich, dass diese Entwicklung auf der Rentenseite anhält. Das ist jetzt keine exklusive Erkenntnis. Es ist jedoch wichtig, darauf zu reagieren. Sie können stärker in Aktien investieren. Da stehen Risiko und Ertrag aber nicht mehr im Einklang.

Wie sehen Alternativen aus?

Fox: Sie haben drei Möglichkeiten. Sie können ein Portfolio mit Derivaten absichern und einzelne, sehr individuelle Wetten eingehen. So arbeiten Hedgefonds, und dieses System kann erfolgreich sein. Sie müssen sich jedoch sehr stark auf Managerqualitäten verlassen. Das ist nicht ganz ohne. Eine zweite Möglichkeit ist aggressives Market-Timing. Billig kaufen, teuer verkaufen. Klappt manchmal, aber oft auch nicht, und dieser Stil passt nicht zu uns. Deshalb verfolgen wir einen dritten, fundamentalen Investmentansatz,  der über Diversifikation, über weitere Anlageklassen und Investmentideen geht. Und wir kennen niemanden mit einem Ucits-Vehikel, der vergleichbar diversifiziert ist. Hedgefonds-Manager mögen das für sich in Anspruch nehmen. Am Ende sind es jedoch nur große Alpha-Wetten.

Sie führen den Stiftungsfonds der Yale-Universität als Beispiel an.

Fox: Ja, der Fonds ist wirklich sehr breit diversifiziert. Die machen sehr viel richtig. Wer sehr viel Kapital hat, hat viel mehr Möglichkeiten. Warum sollte das ein guter Multi-Asset-Fonds nicht auch machen? Sie brauchen heute ein robustes Portfolio. Die großen Pensionsfonds arbeiten so, und für uns gibt es keinen Grund, warum wir einen vergleichbaren Ansatz nicht auch umsetzen sollten.

Wie sieht Ihre Werkzeugkiste aus?

Fox: Die Aktienseite ist klar. Dann haben wir noch zwei weitere Gruppen. Die Low-Return-Seite besteht aus Investment-Grade-Anleihen. Nun haben wir aber ein Ertragsziel von 4,5 Prozentpunkten über Geldmarkt und nach Kosten. Das liefert diese Seite nicht. Dazu brauchen wir alternative Instrumente. High-Yield- und Schwellenländeranleihen sind heute auch schon fast traditionelle Vehikel. Dazu kommen alternative Anlageklassen wie etwa Insurance-linked und Asset Backed Securities. Aber auch Loans, Private Debt, Infrastruktur, Flugzeug-Leasing, Cat-Bonds und Immobilien – solange diese Investments einen messbaren Ertrag liefern und so gut wie gar nicht mit herkömmlichen Anlageklassen korrelieren, schauen wir uns diese Alternativen sehr genau an.

 Quelle: Numis

Diese vielfältigen Möglichkeiten gibt es noch nicht lange.

Fox: Sehen Sie sich doch unsere Industrie an. Aberdeen war in den 80er Jahren ein schottischer Asset Manager mit einem lokalen Fokus. Heute sind wir ein globales Haus mit 39 Niederlassungen in 26 Ländern und einem besseren Zugang zu vielfältigen Anlageklassen, weil sich gleichzeitig die internationalen Kapitalmärkte geöffnet haben. Nehmen Sie den indischen Rentenmarkt, mein Lieblingsbeispiel. Der ist liquide, liefert aktienähnliche Erträge und entwickelt sich prächtig. Die Reformen dort werden greifen und uns erstklassige Erträge liefern.

Ein Exot ist Indien kaum noch.

Fox: Das ist richtig. Eine vergleichbare Entwicklung erleben wir an den Märkten für alternative Investments. Alternative Anlageklassen sind tendenziell zwar weniger liquide, doch die Zahl der zugänglichen Vehikel steigt. Börsennotierte Infrastruktur oder Reits sind eine Lösung. Da gibt es börsennotierte Fondsvehikel, etwa den HICL.

HICL?

Fox: Ja, der HICL ist ein börsennotierter Fonds im Infrastrukturbereich. Täglich handelbar. Vergleichbare Trusts gibt es im Bereich der Umwelttechnik und des Kreditwesens. Banken vergeben weniger Kredite. Leasing-Unternehmen und private Investoren übernehmen hier und legen entsprechende Fonds auf. Leasing-Geschäfte im Luftverkehr schauen wir uns sehr gern an. Der Amedeo Air Four Plus hat einige Airbusse A380 und Boeings 777 finanziert, die für zwölf Jahre an Etihad und Emirates vermietet sind. Der Fonds hat eine jährliche Rendite von 8 Prozent, ist täglich handelbar und unkorreliert zum Aktien- und Rentenmarkt.

Diese Fonds sind an der Börse gelistet. Wie klammern Sie da das Aktienmarktrisiko aus?

Fox: Der Kreis der Investoren ist sehr überschaubar. Natürlich werden solche Vehikel mal mit einem Discount und mal mit einem Aufschlag gehandelt. Die großen Bewegungen des breiten Markts machen sie jedoch nicht mit.

Ist Liquidität ein Thema bei solchen Investments?

Fox: Natürlich. Wir halten stets einen überschaubaren Teil an Einzelpositionen. Die liegen zwischen 0,3 und 1,2 Prozent. Denn auch innerhalb der Sektoren ist echte Diversifikation sehr wichtig. Gleichwohl machen alternative Investments insgesamt 36 Prozent der Portfoliopositionen unserer Multi-Asset-Fonds aus.



Über den Interviewten:
Simon Fox ist ist Investmentexperte im Multi-Asset-Team von Aberdeen Asset Management. Für die britische Fondsgesellschaft ist er seit Januar 2015 tätig.

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