Moderator, Sparringspartner & Co. Was ein Beirat fürs Family Office leisten kann

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Wer ist qualifiziert, Beirat zu werden? Neben einer ausgezeichneten fachlichen Expertise sind eine geeignete Persönlichkeit und Werteorientierung unabdingbar um für eine Familie tätig zu sein. Dazu zählen insbesondere Vertrauenswürdigkeit, Integrität, Loyalität und Diskretion.

Moderatoren und kritische Begleiter

Darüber hinaus erfordert das Beiratsmandat Persönlichkeiten, die Moderatoren, aber auch kritische Begleiter sein können, denn das (institutionelle) Management großer Vermögen erfordert Langfristigkeit und ruhiges Handeln, das in der Regel nicht dem typischen Denken und Handeln eines erfolgreichen Unternehmers entspricht, der prozyklisch agieren muss, auch kurzfristig Chancen ergreift und oft intuitiv entscheiden kann. Dieser Widerspruch führt in der Praxis häufig zu Konflikten mit dem Family Office, die ein Beirat entschärfen muss. Diese Auseinandersetzung mit dem Prinzipalen kann nur gelingen, wenn ein Beiratsmitglied in jeder Beziehung unabhängig ist.

Ein Profil, das ausgezeichnet in einen Beirat passt und viel zu selten dort anzutreffen ist, ist der Family Officer (oder Prinzipal) eines anderen Family Office. Er kennt wie kein anderer die für ein FO relevanten Themen, auch über die Vermögensanlage hinaus. Zu empfehlen ist allerdings, dass beide Family Offices von der Ausrichtung des Vermögens und dem Anlagephilosophie her vergleichbar sind. Der Family Officer eines Family Office, das sehr unternehmerisch direkt investiert, wird in der Regel kein geeigneter Beirat für ein Family Office sein, das einen strengen Endowment-Ansatz verfolgt und umgekehrt.

Frei von Egoismen und Eitelkeiten

Damit der Beirat seine Aufgabe optimal erfüllen kann, ist bei der Besetzung sehr darauf zu achten, dass er nicht nur mit hervorragenden Einzelmitgliedern besetzt ist und eine komplementäre Gesamtkompetenz aufweist, sondern auch als Einheit funktioniert und eine gute Gruppendynamik entwickelt. Es ist wichtig, dass verschiedene Charaktere und Persönlichkeiten zusammenkommen und unterschiedliche Standpunkte und Einschätzungen vertreten werden.

Allerdings ist es unerlässlich, dass alle Mitglieder des Beirats frei von Egoismen und persönlichen Eitelkeiten gerne und effizient als Team im Sinne des Vermögensträgers zusammenarbeiten. Insbesondere Beiratsmitglieder, die Experten für eine einzelne Assetklasse sind, dürfen nicht die Perspektive auf das Vermögen als Ganzes verlieren.

Schließlich empfiehlt es sich, die Amtszeit der einzelnen Beiratsmitglieder zeitlich zu begrenzen. So wird verhindert, dass sich ein Beharrungsvermögen einzelner Beiräte entwickeln kann, das nicht im Sinne des Family Office ist, und erspart der Familie die schwierige und oft als unangenehm empfundene „Kündigung“ einzelner Beiräte. Eine übliche Amtsdauer beträgt zwischen drei und fünf Jahren und sollte in dem Gesamtgremium so gestaffelt sein, dass eine vernünftige Kontinuität gegeben ist.

 


Über die Autorin:

Heike Schwesinger ist Gründerin der Executive-Search-Boutique Schwesinger & Cie. Ihre international ausgerichtete Personalberatung berät Unternehmerfamilien bei der Gründung und Optimierung von Family Offices und Stiftungen.

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