Plus 20 Prozent Zinsverfall treibt Pensionsverpflichtungen in die Höhe

Bulle und Bär vor der Frankfurter Börse: Die Unternehmen im Dax haben in diesem Jahr mit ihren Kapitalanlagen richtig gelegen.

Bulle und Bär vor der Frankfurter Börse: Die Unternehmen im Dax haben in diesem Jahr mit ihren Kapitalanlagen richtig gelegen. Foto: Eva Kröcher, CC BY-SA 2.5, Wikimedia

Der Druck auf Pensionseinrichtungen in Deutschland wächst. Das zeigt eine neue Modellberechnung des Beratungshauses Willis Towers Watson per Ende September. Demnach sind die Pensionsverpflichtungen (Defined Benefit Obligations, DBO) der Unternehmen im Dax und im M-Dax seit Jahresbeginn um fast ein Fünftel gewachsen. Schuld daran sind die niedrigen und zuletzt weiter gesunkenen Renditen auf bonitätsstarke Zinspapiere. 

Während die Pensionsverpflichtungen der Konzerne im Dax seit Anfang dieses Jahres von 366,2 Milliarden auf 433,7 Milliarden Euro (plus 18,4 Prozent) zulegten, lasten auf den M-Dax-Unternehmen nun Pensionsverpflichtungen von 105,5 Milliarden Euro (plus 18,5 Prozent).

Grund hierfür ist der Rechnungszins, mit dem die Unternehmen ihre in der Zukunft liegenden Pensionsverpflichtungen in die Gegenwart abzinsen, um so den Barwert zu bestimmen. Wie der „German Pension Finance Watch Q3 2019“ von Willis Towers Watson zeigt, ist der Rechnungszins in den ersten neun Monaten – nicht nur in Deutschland, sondern weltweit – um fast einen Prozentpunkt gesunken. Konkret sank der Zinssatz von 1,91 Prozent (Ende 2018) auf 0,94 Prozent per Ende September.

Die Unternehmen konnten die negative Entwicklung aber durch eine erfolgreiche Kapitalanlage abschwächen. Nach Berechnungen von Willis Towers Watson wuchsen die Pensionsvermögen um etwa 10 Prozent. Beispielsweise kletterte das reservierte Planvermögen der Dax-Mitglieder seit Beginn des laufenden Jahres von 245,4 Milliarden auf 270,3 Milliarden Euro. Das entspricht einem Plus von 10,2 Prozent. Die Firmen im M-Dax steigerten ihr Planvermögen von 56,1 Milliarden auf 61,5 Milliarden Euro (plus 9,6 Prozent).

Der Erfolg in der Kapitalanlage zeige, dass die Unternehmen ihre Strategien zur Anlage des spezifischen Pensionsvermögens gut gewählt haben und nun von der positiven Entwicklung an den Kapitalmärkten profitieren, kommentiert Willis Towers Watson. Die Dax-Gesellschaften investieren das Vermögen ihrer Pensionspläne überwiegend in europäische Anleihen (Anteil: 63,5 Prozent), europäische Aktien (15,6 Prozent), weltweite Aktien (10,4 Prozent) und Immobilien (5,1 Prozent).

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Die Unternehmen konnten auch den Ausfinanzierungs- oder auch Deckungsgrad relativ stabil halten. Die Kennzahl, die das für Betriebsrentner reservierte Planvermögen ins Verhältnis zu den Pensionsverpflichtungen (DBO) setzt, sank gemäß der Modellrechnung bei den Dax-Titeln um 4,7 Prozentpunkte auf 62,3 Prozent. Die Konzerne im M-Dax haben 58,3 Prozent ihrer Pensionsverpflichtungen mit Vermögenswerten ausfinanziert. Das waren 4,8 Prozentpunkte weniger im Vergleich mit dem Jahresschlussstand 2018.

Heinke Conrads, Rentenexpertin bei Willis Towers Watson, kommentiert: „Die Unternehmen haben in diesem Jahr durch die Zinsentwicklung starken Gegenwind für ihre Pensionswerke bekommen, aber auch starken Rückenwind durch die positive Kapitalmarktentwicklung. Insgesamt zeigt sich, dass sie ihre Kapitalanlagestrategie gut gewählt haben und ihre Pensionswerke gut steuern konnten.“

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