Mobile Lachsfarm Quadriga Aqua „Das hat es so noch nicht gegeben“

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Gleichzeitig werden über Auslassrohre am Heck die Ausscheidungen der Fische sofort in den Weiten der Meere verteilt und sind daher keine Belastung, sondern eher als natürlicher Dünger zu betrachten. Ein weiterer Vorteil des mobilen Konzepts ist es, dass wir immer dort segeln, wo Wassertemperatur und Salzgehalt dem entsprechen, was Lachse in freier Natur vorfinden. Wir schaffen also optimale Lebensbedingungen. So sind wir trotz intensiver Fischhaltung in der Lage, sehr umweltfreundlich und artgerecht Lachs in hoher Qualität zu liefern.

Und das rechnet sich?

Brahm: Wir verdienen von Anfang an Geld, obwohl wir beim ersten Schiff einen bewusst konservativen Kilopreis angesetzt haben. Das bedeutet einen Jahresumsatz von gut 25 Millionen Euro bei einem Ebitda (operativer Gewinn) von jährlich 9 Millionen Euro. Macht eine Ebitda-Rendite von rund 34 Prozent. Doch das ist nur der use case beim ersten Schiff. In China, Südafrika und Chile liegt der Kilopreis mit etwa 17 US-Dollar deutlich höher. Daher wollen wir auch dort künftig Schiffe betreiben. Insgesamt sollen es in den kommenden fünf bis acht Jahren zehn Schiffe werden.

Die entsprechende Nachfrage ist da, das sieht man gerade am Beispiel China sehr deutlich. Die Chinesen haben große Probleme, ihre Bevölkerung mit Proteinen zu versorgen. Zugleich existiert dort eine kaufkräftige Käuferschicht, die bereit ist, für hervorragende Qualität Preise weit über dem europäischen Niveau zu bezahlen. Doch auch in Europa ist der Bedarf so groß, dass wir bereits ein namhaftes Unternehmen gewinnen konnten, uns die gesamte Produktion der ersten fünf Betriebsjahre für das erste Schiff abzunehmen.

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Die verschiedenen Stationen der mobilen Fischzucht in der Übersicht Sailing Cargo


Stichwort Produktion abnehmen – welche Häfen kann die Quadriga Aqua bei ihrer enormen Größe überhaupt anlaufen, um den Fisch anzulanden?

Brahm: Das muss sie gar nicht. Der Segler wird wohl nur zu Revisionszwecken in einen Hafen fahren. Zum einen weil er so groß ist, zum anderen könnten wir in Häfen kein Frischwasser mehr aufnehmen, dafür reicht die Wasserqualität dort nicht aus. Das Schiff bei laufender Fischzucht komplett abzuschotten ist im Normalfall keine Option. Bei betriebsbedingtem Schiffstillstand oder in Notfällen können wir die Fische zwar durch sogenannte „Fisch-Leben-Erhaltungssysteme“ bei reduziertem Futter längere Zeit autark versorgen, ein Dauerzustand ist das aber natürlich nicht. Um den Lachs anzulanden, werden Transportboote – sogenannte Wellboote - die Fische übernehmen und lebend zur weiteren Verarbeitung in den Hafen bringen. Alternativ geht ein Fischverarbeitungsschiff längsseits und nimmt die Fische an Bord.

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Zeitstrahl des Projekts Quadriga Aqua Sailing Cargo


Noch existiert das Schiff nur als Modell. Wie geht es weiter?

Wir wollen noch dieses Jahr die rund 16 Millionen Euro Eigenkapital einsammeln und im Frühjahr die Werft beauftragen. Ideal wären fünf bis sieben Investoren, die sich auch strategisch einbringen, etwa aus der Lebensmittelbranche oder der Logistik.

Ein Segelschiff, das ohne Termindruck drei Monate Hin und Her kreuzt – das klingt für manch Ruhesuchenden sicher verlockend. Nehmen Sie auch Gäste an Bord?

Brahm: Die Quadriga Aqua ist zwar kein Passagiersegler, aber wir haben über die Kajüten für die 24-köpfige Mannschaft hinaus tatsächlich auch einen kleinen Bereich für Gäste, primär gedacht für Wissenschaftler und ausgewählte Interessierte. Zu Beginn ist der allerdings von einem Fernseh-Team belegt. Das kommt von einem US-amerikanischen Wissenschaftssender, der vor allem in den USA, aber auch internationale Reichweite hat. Die Verantwortlichen haben schon früh Interesse an einer Dokumentation dieses einmaligen Projekts gezeigt und werden uns auf dem gesamten Weg begleiten.


Über den Interviewten:
Axel A. Brahm berät Unternehmen bei finanzwirtschaftlichen Themen und strategischen Fragestellungen. Beim Projekt Quadriga Aqua begleitet er die Finanzierung und unterstützt bei der Realisierung des Vorhabens. Bei Interesse erreichen Sie Herrn Brahm unter [email protected]

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