Seit Monaten gibt es Spekulationen über einen Verkauf der M.M. Warburg & CO – mehrfach stand ein Deal angeblich kurz bevor. Derzeit wird ein weiterer möglicher Käufer gehandelt. Der kommt dieses Mal nicht etwa aus dem Vereinigten Königreich,den USA oder Mexiko, sondern aus Deutschland. Die Signal Iduna, Eigentümerin von Donner & Reuschel, soll Gerüchten zufolge an einer Übernahme der Hamburger Privatbank arbeiten. Die Realität dürfte womöglich ganz anders aussehen.
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Seit Monaten gibt es Spekulationen über einen Verkauf der M.M. Warburg & CO – mehrfach stand ein Deal angeblich kurz bevor. Derzeit wird ein weiterer möglicher Käufer gehandelt. Der kommt dieses Mal nicht etwa aus dem Vereinigten Königreich, den USA oder Mexiko, sondern aus Deutschland. Die Signal Iduna, Eigentümerin von Donner & Reuschel, soll Gerüchten zufolge an einer Übernahme der Hamburger Privatbank arbeiten. Die Realität dürfte womöglich ganz anders aussehen.
Vorstand von Donner & Reuschel Einfädler für Warburg-Deal?
Vergangene Woche hatte der „Platow-Brief“ über den Flirt des Versicherungskonzerns mit der M.M. Warburg & Co berichtet. Anlass war der Abschied des langjährigen Donner & Reuschel-Vorstandsvorsitzenden Marcus Vitt. Zwischen ihm und seinen Vorstandskollegen Dominic Rosowitsch und Philip Marx habe die Chemie nicht mehr gestimmt. Auch, dass Marx an seinem alten Arbeitgeber gebaggert habe, soll in dem Gremium für Unstimmigkeiten gesorgt haben.
Marx war erst Anfang des Jahres in den Vorstand von Donner & Reuschel gerückt und ist unter anderem für die Bereiche Finanzen und Beteiligungsmanagement verantwortlich. Noch bis Juli 2023 und seit 2008 war der Rechtsanwalt aber für Warburg tätig. Zuletzt leitete er dort fünf Jahre das Corporate Banking.
Aus Marktkreisen – vor allem aus dem Umfeld der Warburg-Bank – ist zu hören, dass eine Übernahme kurz bevorstünde. Signal-Iduna-Verantwortliche seien bereits in der Hamburger Ferdinandstraße, am Sitz der Warburg, gesichtet worden.
Donner & Reuschel: Keine Gespräche mit Warburg geführt und geplant
Die Beweisführung stützt sich auch auf das Kernbankensystem der Banken. Beide Institute sind an die Prozess- und IT-Systemlandschaft Atruvia angeschlossen und nutzen das Banksystem Agree21. Oder besser: Warburg befindet sich noch im Umzug. Bis 2026 möchte die Hamburger Privatbank das Kernbankensystem migrieren. Ein Kosten- beziehungsweise Personalabbau in IT und Backoffice ließe sich bei einer gleichen Systemlandschaft schneller umsetzen. Soweit die Theorie.
Das gemeinsame Dementi von Signal Iduna und Donner & Reuschel könnte jedoch deutlicher nicht ausfallen: „Es gibt unsererseits weder Gespräche über eine mögliche Übernahme von M.M.Warburg & CO noch die Absicht zu einem solchen Schritt“, schreibt ein Unternehmenssprecher von Donner & Reuschel auf Anfrage dieses Mediums. Auch ein Kauf einzelner Geschäftsbereiche der Warburg-Gruppe sei nicht geplant. Die Warburg-Bank wollte eine Anfrage, ob Gespräche mit der Signal Iduna laufen oder geplant sind, nicht kommentieren. Stand jetzt scheint der nächste Zusammenschluss im derzeit aufgewühlten Privatbankenmarkt also eher unwahrscheinlich.
Konsolidierung im Privatbankensektor
Erst am Dienstag teilte die Merkur Privatbank mit, dass sie mit der Otto M. Schröder Bank fusioniert. Ende Mai hatte die ABN Amro den Kauf von Hauck Aufhäuser Lampe bekanntgegeben, die mit hoher Wahrscheinlichkeit auf die Bethmann Bank verschmolzen wird. Wenige Wochen später kamen Gerüchte auf, dass die ABN Amro ebenfalls kurz vor der Übernahme des deutschen Private-Banking-Geschäfts der HSBC stünde. Allerdings soll es für die Sparte laut verschiedenen Medienberichten auch weitere Interessenten geben. Einer davon: Julius Bär. Bei der deutschen Niederlassung der Schweizer Privatbank scheidet der langjährige Vorstandschef Heiko Schlag aus. Sein Nachfolger kommt mit Axel Hoffmans von der HSBC.
Dass in dieser Gemengelage die in den vergangenen Jahren von dem Cum-Ex-Skandal geplagte M.M. Warburg & CO weiter als Übernahmekandidat gehandelt wird, ist klar. Zumal die Gesellschafter – mehr als 80 Prozent der Gesellschafteranteile gehören den Familien von Max M. Warburg Jr. und Christian Olearius – als verkaufsbereit gelten. Die Einstellung des Cum-Ex-Strafverfahrens gegen Olearius wegen des schlechten gesundheitlichen Zustands des Angeklagten dürfte daran nichts geändert haben. Dass die Nachrichtenlage rund um Warburg in den vergangenen Monaten den Eindruck erweckt, die Bank könne sich vor Kaufinteressenten kaum retten, wird den Eigentümern daher recht sein.
Neben dem Prozess gegen Olearius stand in den vergangenen Monaten auch ein Inhaberkontrollverfahren der Bafin im Raum und die Frage, ob der 82-Jährige unter den gegebenen Umständen noch als Miteigentümer der Bank geeignet ist. Die Bafin hatte laut Medienberichten vorgeschlagen, die Bank und die Holding zu verschmelzen, um eine einfachere und übersichtlichere Struktur zu schaffen. Dieser Schritt startete im September 2021. Wie sich das Ende des Strafverfahrens gegen den Miteigentümer Olearius auswirkt, ist weiterhin offen. Eine Anfrage dieses Mediums, ob die Warburg-Gruppe erwartet, dass das Verfahren zeitnah fertiggestellt werden kann, ist noch unbeantwortet.