Auf die tiefste und kürzeste weltweite Rezession aller Zeiten folgte eine der schnellsten Erholungen: Nachdem die Corona-Impfstoffe 2021 das Wiederhochfahren der Volkswirtschaften ermöglichten, kam es zu einem V-förmigen Aufschwung. „Trotz der Verbreitung der Delta-Variante und dem Auftreten der neuen Mutante Omikron sind 2022 die Voraussetzungen für ein weiteres Jahr mit überdurchschnittlichem globalem Wachstum gegeben. Dieses wird aber weltweit ungleichmäßig ausfallen“, sagt David Riley, Chief Investment Strategist bei BlueBay Asset Management. Darüber hinaus bleiben Risiken wie eine mögliche Wachstumsabschwächung in China, anhaltend hohe Inflation und insbesondere die weitere Verbreitung der Omikron-Variante.
„Unserer Einschätzung nach ist unser Marktausblick, was die Risiken betrifft, insgesamt ausgewogen“, sagt Riley. Die gute finanzielle Situation der privaten Haushalte und der Unternehmen dürfte trotz geringerer staatlicher Unterstützung die Nachfrage stützen. Und selbst wenn die Zentralbanken die Zinsen erhöhen, sollte das geldpolitische Umfeld wachstumsfreundlich bleiben.
Aktive Manager können in unsicherem Umfeld punkten
Ein grundsätzlich positives Konjunkturumfeld mit gewichtigen Unsicherheitsfaktoren: In solchen Phasen können aktive Manager ihre Stärke zeigen – zum Beispiel Andrzej Skiba, Marc Stacey und Tom Moulds. Das ist das Management-Team des BlueBay Global Investment Grade Corporate Bond Fund (ISIN: LU0847090932), einem weltweit in bonitätsstarke Unternehmensanleihen investierenden Fonds.
Gerade im Anleihebereich spielt neben der konjunkturellen Situation und der Geldpolitik auch das politische Umfeld eine wichtige Rolle. Auch dadurch sieht das Team aktives Management im Vorteil: Der Bereich lässt sich aufgrund der großen „menschlichen“ Komponente von Entscheidungen mit quantitativen Modellen kaum erfassen. Um diesen Vorteil auszuspielen, fließen neben Research auch Analysen der Nachrichtenlage und der Social-Media-Kanäle in die Entscheidungsfindung ein – um für die Anleger eine Überrendite zu schaffen. Darüber hinaus werden neben den Fundamentaldaten der Unternehmen auch makroökonomische Aspekte sowie das regulative Umfeld berücksichtigt.
Grundsätzlich setzt das Portfoliomanagement auf einen fünfstufigen Investmentprozess:
- Fundamentales Research: Zunächst werden übergeordnete Makrotrends ebenso analysiert wie das Investitionsumfeld auf Länderebene und Trends innerhalb verschiedener Branchen.
- Ideenentwicklung: Die Analyse berücksichtigt die Fundamentaldaten, die Bewertung sowie technische und ESG-Faktoren für jede einzelne Alpha-Quelle.
- Entscheidungsfindung: Die potenziellen Alpha-Quellen werden auf einer Skala von -3 bis +3 eingeordnet.
- Portfoliokonstruktion: Basierend auf diesen Werten und den Investmentrichtlinien wird das Portfolio aufgebaut. Wobei die Ideen mit einem hohen positiven Überzeugungsgrad mit Long-Positionen implementiert werden und die mit einer hohen negativen Bewertung (zum Beispiel -2 oder -3) auch als synthetische Short-Positionen in das Portfolio mit einfließen können.
- Laufende Überprüfung: Die Entwicklung des Portfolios wird permanent überwacht und Risiken gemanagt.
Auch wenn es sich beim BlueBay Global Investment Grade Corporate Bond Fund um keinen dezidierten Nachhaltigkeitsfonds handelt, spielen ESG-Faktoren eine wichtige Rolle im Investmentprozess. Entsprechende Aspekte werden bei der Risiko-Ertrags-Analyse der Unternehmen berücksichtigt. Außerdem werden ökologische, soziale und mit der Unternehmensführung verbundene Risiken auf Portfolioebene überprüft. Als aktiver Anleger macht das Team darüber hinaus seinen Einfluss geltend: Im Rahmen des Research-Prozesses tauscht es sich mit den Emittenten aus. Das Ziel neben einer besseren Risikoeinschätzung: Zusätzliche Erkenntnisse über den Emittenten gewinnen beziehungsweise Veränderungen vorantreiben.
ESG-Prüfung bewahrt Anleger vor Wirecard-Debakel
Wie wichtig diese Analyse ist, zeigt das Beispiel Wirecard: Die im Jahr 2019 durchgeführte ESG-Prüfung von BlueBay Asset Management ergab Bedenken hinsichtlich der Rechnungslegung und Governance-Risiken, da Probleme bei asiatischen Tochtergesellschaften von der Geschäftsleitung nicht ernst genug genommen wurden. Daher entschied BlueBay Asset Management, sich bei der Emission neuer Anleihen im September und Oktober 2019 nicht zu beteiligen – und in sämtlichen Strategien des Hauses auf Papiere des deutschen Zahlungsdienstleisters zu verzichten. Eine richtige Entscheidung, denn das Ende der turbulenten Geschichte ist bekannt: Von Oktober 2019 bis Juni 2020 verloren die Aktien und Anleihen des ehemaligen Dax-Konzerns mehr als 80 Prozent ihres Werts und bescherten Anlegern massive Verluste. Das Unternehmen meldete am 25. Juni 2020 Insolvenz an.
Mit Unternehmensanleihen rund 6,6 Prozent Rendite pro Jahr
Bei der Auswahl der Investmentziele kann das Portfoliomanagement des Fonds auf rund 14.000 Unternehmen in der Benchmark Bloomberg Barclays Global Aggregate Corporate Bond Index USD Hedged zurückgreifen und stellt damit ein Portfolio von in der Regel 80 bis 250 Emittenten zusammen. Bis zu 15 Prozent des Fondsvermögens können in Unternehmen ohne Investment-Grade-Rating investiert werden. Zu den größten Positionen gehören aktuell Papiere des kanadischen Finanzinstituts Bank of Nova Scotia, des US-Finanzunternehmens Morgan Stanley und der Volkswagen AG. Auf Länderebene dominieren die USA mit einer Gewichtung von rund 50 Prozent, bezüglich der Ratings machen BBB-Anleihen mit rund 54 Prozent den größten Anteil vor A-Papieren mit knapp 20 Prozent aus (Stand: 30. November 2021).
Mit seinem Ansatz erwirtschafte das Management der im Oktober 2012 aufgelegten Strategie in den vergangenen Jahren eine durchschnittliche Rendite von 6,6 Prozent im Vergleich zu 4,35 Prozent bei der Benchmark – und zeigt damit, dass sich aktives Management auszahlen kann.
Unternehmensanleihen als interessante Ertragsquelle
Aber sind Unternehmensanleihen aktuell überhaupt interessant? David Riley sieht Potenzial: „Die Fundamentaldaten der Unternehmen haben sich verbessert und sind sogar überraschend gut. Die Verschuldung ist wieder auf dem Stand von vor Corona und die Gewinne haben sich erholt. Der Trend bei den Ratings ist positiv, es gibt mehr Hoch- als Herabstufungen und das Ausfallrisiko ist gering. Im historischen Vergleich sind Unternehmensanleihen wie die meisten anderen Assets hoch bewertet; aber angesichts der Rahmenbedingungen nicht unangemessen hoch. Insgesamt können Unternehmensanleihen eine interessante Ertragsquelle sein“, sagt er im Interview mit dem private banking magazin.