Angesichts der rückläufigen Inflation und der damit verbundenen Aussicht auf Zinssenkungen durch die Europäische Zentralbank (EZB) könnte 2024 für europäische Staatsanleihen ein gutes Jahr werden. Generali Investments verfügt in diesem Segment über langjährige Erfahrung und überzeugt mit erfolgreichen, aktiven Strategien. Für Investoren sind drei Fonds im Angebot, mit denen sich Staatsanleihen der Euroländer über die gesamte Laufzeitstruktur abbilden lassen. Die Palette reicht vom GIS Euro Short Term Bond, über den GIS Euro Bond 1 – 3 Years hin zum GIS Euro Bond. Gemanagt werden die drei Fonds von Mauro Valle, dem Leiter Fixed Income bei Generali Investments.
Herr Valle, was bewegt derzeit den Markt für europäische Staatsanleihen?
Mauro Valle: Der Fokus liegt aktuell darauf, zu verstehen und abzuschätzen, wann die US-Notenbank Fed und die EZB beginnen, die Zinsen zu senken und wie lange dieser Zinssenkungszyklus anhalten wird. Auf ihren jüngsten Meetings haben beide Notenbanken der Aussicht auf frühe Zinssenkungen im März, wie sie von Marktteilnehmern noch vor Kurzem erwartet wurden, eine Absage erteilt. Die Inflation ist zwar rückläufig, aber immer noch erhöht. EZB-Chefin Christine Lagarde will sich Zeit nehmen und die Daten weiter beobachten, um sicher zu sein, dass das Inflationsziel von 2 Prozent erreicht wird. Wir erwarten, ähnlich wie der Konsens, die ersten Zinssenkungen durch die Fed im Mai, die EZB dürfte im Juni nachziehen.
Welche Auswirkung auf Staatsanleihen erwarten Sie, wenn die EZB die Zinsen senkt?
Valle: Die Zinssenkungen dürften vor allem den Bereich der zweijährigen Anleihen treffen. Deren Renditen dürften fallen, und die Anleihen am kurzen Ende der Zinskurve würden die am langen Ende outperformen. Unsere Strategie ist es daher, länger in den kurzen bis mittleren Laufzeiten zu bleiben und uns bei den längeren Laufzeiten defensiver zu positionieren. Zudem warten wir auf den richtigen Moment, um im Rahmen unserer aktiven Durationssteuerung die Duration zu verlängern.
Im Bereich der kürzerlaufenden Bond-Strategien sind der GIS Euro Short Term Bond und der GIS Euro Bond 1 – 3 Years im Angebot. Wie unterscheiden sich die beiden Fonds?
Valle: Der GIS Euro Short Term Bond ist ein Cash-Plus-Fonds. Benchmark ist der Euro Short Term Index, den wir outperformen wollen. Wir können dort in Anleihen mit einer Restlaufzeit von bis zu drei Jahren investieren. Die durchschnittliche Duration muss stets kürzer sein als ein Jahr. Unser Referenzpunkt liegt bei 0,5 Jahren, um den wir taktisch herum agieren, entweder defensiver oder aggressiver. Aktuell liegt unsere Duration im etwas längeren Bereich bei etwa 0,8 Jahren, um so die Rendite des Portfolios zu maximieren. Beim GIS Euro Bond 1 – 3 Years ist der JP Morgan EMU 1 – 3 Years Index unsere Benchmark. Wir können aber auch in Papiere außerhalb des Index mit einer Restlaufzeit von über drei Jahren investieren. Nur die durchschnittliche Laufzeit der Anleihen in Portfolio muss zwischen ein und drei Jahren liegen. Die Duration der Benchmark beträgt etwa 1,8 Jahre.
Sind die Fonds eine gute Alternative zu Geldmarktfonds?
Valle: Im Moment ist aufgrund der hohen kurzfristigen Renditen eine sehr gute Zeit für Geldmarktfonds, aber dieser Zustand wird nicht mehr lange anhalten. Die Zentralbanken werden die Zinsen im Laufe des Jahres senken. Dann ist es besser, sich rechtzeitig – entsprechend der persönlichen Risikotoleranz – über Duration die höhere Rendite für einen längeren Zeitraum zu sichern und eventuell zusätzlich von sinkenden Renditen zu profitieren.
Beim GIS Euro Bond haben Sie mehr Freiheiten. Wie sind Sie hier positioniert?
Valle: Beim GIS Euro Bond gibt es keine Laufzeitvorgaben, wir können dort alle Laufzeiten nutzen. Tendenziell sind sie länger als bei den anderen beiden Fonds. Da ich den Kurzläufer-Bereich aktuell sehr positiv einschätze, haben wir die Laufzeiten von ein bis drei Jahren deutlich übergewichtet. Wir erwarten eine Versteilerung der Zinskurve in den nächsten Wochen und Monaten und wir wollen diese Versteilerung spielen.
Beim taktischen Durationsmanagement orientieren wir uns am Referenzindex des Fonds, dem JP Morgan EMU Index, der eine Duration von rund sieben Jahren hat. In diesem Bereich sind wir derzeit in etwa positioniert, wir sind aber in Wartestellung, um im Hinblick auf die anstehenden Zinssenkungen die Duration zum richtigen Zeitpunkt zu verlängern.
Welche Länder bevorzugen Sie?
Valle: Wir sind sehr positiv für die Peripherie-Staaten. Spaniens und Italiens Wirtschaft wächst derzeit überdurchschnittlich stark innerhalb der Eurozone, gleichzeitig bieten die Anleihen höhere Renditen. Daher nutzen wir Übergewichtungen in den Peripherieländern, besonders in Italien, um die Rendite des Portfolios zu maximieren. Ich sehe dort derzeit keine besonderen Risiken. Die Nachfrage bei Neuemissionen ist hoch. Griechenland wurde von den Rating-Agenturen wieder in den Investmentgrade-Status gehoben. Die Spreads haben sich zwar in den vergangenen Monaten schon verengt und zwischenzeitliche Ausweitungen sind nicht auszuschließen. Die Risiken werden aber durch den höheren Carry gut bezahlt.
Wie schätzen Sie die Chancen für Euro-Staatsanleihen-Fonds für 2024 ein?
Valle: Derzeit können wir uns Renditen in Höhe von rund 3 Prozent sichern, etwas weniger für deutsche Staatsanleihen, etwas mehr für die Peripherieländer. Wenn die EZB die Zinsen senkt, können weitere Erträge hinzukommen. Wir blicken daher ganz klar positiv auf das laufende Jahr.