Mit Nutznießern der Krise Neustart für mehr Nachhaltigkeit

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Wettbewerbsvorteile und Solidität ermöglichen Rentabilität

Der jüngste Abschwung hat die Widerstandsfähigkeit von Unternehmen einem Stresstest unterzogen. Die beachtenswerte Performance (siehe oben) deutet darauf hin, dass der Markt erkennt, dass Unternehmen, die im Bereich ESG führend sind, sich selbst in volatilen Zeiten Wettbewerbsvorteile verschaffen können. So räumen bekannte ESG-Branchenführer den Bedürfnissen aller Interessengruppen – also auch Mitarbeitern, Kunden, Kommunen und Aktionären – obersten Stellenwert ein.

Die Aktien dieser Unternehmen haben in der Krise besonders gut abgeschnitten. Das heißt: Anleger müssen sich unseres Erachtens nicht sorgen, dass Unternehmen, die sich in wirtschaftlichen und sozialen Fragen engagieren, von ihrem Kerngeschäft ablenken oder ihre Rentabilität beeinträchtigen. Vielmehr sollten Anleger das sogar fordern, denn mit wirkungsvollen Maßnahmen stärken Unternehmen im Kern ihre Widerstandsfähigkeit.

Was gibt Anlegern hier weitere Orientierung? Wir halten es für wichtig, auf ESG-Kennzahlen zu achten, die eine wesentliche finanzielle Tragweite haben. Faktoren wie Initiativen für gleichberechtigte Bezahlung, ein existenzsichernder Lohn, Ausbildungsprogramme und Vielfalt im Topmanagement können hilfreiche Anhaltspunkte bei der Bewertung einer effektiven Unternehmensführung sein. Wenn ein Unternehmen gemessen an diesen Kennzahlen gut abschneidet, hat unserer Meinung nach voraussichtlich zufriedenere und produktivere Mitarbeiter, was zu höheren Aktienrenditen beitragen kann (Grafik 2).

Grafik 2: Aktienrenditen und Mitarbeiterzufriedenheit


Quelle: Glassdoor, Thinknum Alternative Data und GSAM Quantitative Investment Strategies. Stand: 31. Dezember 2019 


Stakeholder fordern nachhaltig soziales Engagement

Zusammengefasst: Die Covid-19-Krise hat die Widerstandsfähigkeit von Unternehmen auf die Probe gestellt. Die neue Rolle, die sie zukünftig in der Welt spielen dürften, wird sich unserer Ansicht nach grundlegend umgestalten. Bei einer kürzlich vom internationalen Marktkenner Just Capital in den USA durchgeführten Erhebung gaben 89 Prozent der Befragten an, dass diese Krise Großunternehmen die Chance für einen Neustart bietet – und bei dem der richtige Umgang mit Mitarbeitern, Kunden, Kommunen und der Umwelt im Vordergrund steht. ESG-Faktoren und insbesondere soziale Aspekte können Anlegern helfen, die Nutznießer solch eines Neustarts in der Wirtschaft zu erkennen.


Über den Autor:
James Ashley ist Leiter für internationale Marktstrategien bei der Fondsgesellschaft Goldman Sachs Asset Management (GSAM). Seit 2015 arbeitet er für GSAM am Standort London. Zuvor war er europäischer Chefökonom von RBC Capital Markets, einer Tochtergesellschaft der Royal Bank of Canada (RBC).

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