Nur einmal in sieben Jahren muss Frank Seidel eingreifen. Als im März 2011 sein Handy klingelt. Am anderen Ende spricht Thomas Goldvinger, der mit Seidel gemeinsam den Amandea Altruid Hybrid managt und dessen Handelssystem erfunden hat. Gemeinsam sehen sie im Fernsehen die Bilder des explodierten Kernkraftwerks im japanischen Fukushima und überlegen, was passiert, falls die asiatischen Börsen schließen müssen. Vorsichtshalber stellen sie alle in Asien offenen Positionen glatt. Bevor sie nicht mehr rauskommen.
Abgesehen von Extremsituationen wie diesen läuft der von Seidel und Goldvinger betreute Fonds wie von allein. Er entwickelt sich stetig, größere Abstürze blieben bislang aus. Und zwar ohne Eingriffe, bis auf diesen einen. „Wir entwickeln die mathematischen Algorithmen vorsichtig weiter, lassen aber die Finger von manuellen Aktionen“, erklärt Seidel. Die Systeme sollen auf Aktien-, Anleihe-, Zins und Währungsmärkten Trends ermitteln und nutzen. Hinzu kommt ein Limit fürs Risiko. Und weil dabei alles über Termingeschäfte – also Futures – läuft, kann das System auch über Short-Positionen abwärts gerichtete Trends nutzen.
Nun gibt es schon seit Frühling 2009 keinen längeren Absturz mehr. Es rappelt allenfalls nur für ein paar Monate, wie zum Beispiel 2015. Ansonsten ging es bei Aktien und Anleihen gleichermaßen stramm nach oben.
Vor allem bei den in den vergangenen Jahren so beliebten Mischfonds hat das Spuren hinterlassen. Aufgrund des enorm niedrigen Zinsniveaus und der ordentlichen Konjunkturaussichten in Europa gelten Aktien als eine der wenigen verbliebenen Renditequellen. Im Multiple Opportunities der Kölner Vermögensverwaltung Flossbach von Storch liegt die Aktienquote über 60 Prozent. Im als defensiv eingestuften Mischfonds Carmignac Patrimoine ist die Aktienquote mit 45,1 Prozent fast auf Anschlag. Maximal sind 50 Prozent möglich. Somit laufen die Fonds sehr ähnlich wie der Aktienmarkt (Grafik Seite 42). Die Korrelation, die den Gleich lauf auf einer Skala von minus 1 bis plus 1 abbildet, ist durchweg hoch.
Um es klar zu sagen: Das macht die Fonds nicht schlecht. Es macht sie aber anfällig, falls der Aktienmarkt nicht so läuft, wie er soll. Fonds wie der von Frank Seidel bilden deshalb gute Gegenpositionen. Sie sollen die Starfonds sinnvoll ergänzen, weil sie ein Eigenleben führen. Wobei trendgesteuerte Fonds aber zuletzt einen Nachteil hatten. Denn sie mögen steigende Kurse und fallende Kurse. Mit hin und her hampelnden Märkten können sie nichts anfangen.